Breitbandausbau: Verbraucher wählen höheres Tempo
Der Branchenverband VATM hat in seiner aktuellen Marktstudie ermittelt, dass die Zahl der Anschlüsse mit mehr als 50 MBit/s von 2019 auf 2020 um 46,7 Prozent zugelegt hat. Die Zahl der Haushalte, die mehr als 250 MBit/s gebucht haben, hat sich sogar mehr als verdoppelt. Dazu passt, dass 73 Prozent der Pyur-Neukunden einen Tarif mit 200 MBit/s oder mehr wählen. Nur 18 Prozent der Neukunden buchen den Einstiegstarif mit 20 MBit/s. „„Diese Entwicklung bestärkt uns in dem Vorhaben, unsere glasfaserbasierte Infrastruktur weiter auszubauen“, sagt Stefan Riedel, Chief Consumer Officer bei der Tele Columbus AG. So wird der Kabelnetzbetreiber in Berlin-Marzahn 2500 Wohnungen mit Glasfaser anbinden (FTTH) bzw. für eine Glasfasernachrüstung vorbereiten.
In Dresden baut Vodafone das Kabelnetz aus, um 6000 Haushalte mit schnellem Internet zu versorgen
Vodafone
Glasfaser dank Förderung durch den Staat
In Dresden baut Vodafone das Kabelnetz aus, um 6000 Haushalte mit schnellem Internet zu versorgen
Vodafone
Auch der größte deutsche Kabelnetzbetreiber Vodafone baut sein Netz weiter aus. In Waltrop werden bis Jahresende 200 unterversorgte Wohneinheiten im Wohngebiet Im Depot angeschlossen. Vodafone versorgt in der Ruhrgebietsstadt bereits 11000 Haushalte und damit knapp 80 Prozent aller Waltroper über das Kabelnetz. Dagegen errichten die Düsseldorfer in Graben-Neudorf im Gewerbegebiet Streitgärten ein reines Glasfasernetz bis in die Gebäude (FTTH). Ein solches Netz soll auch in Dresden entstehen. Dort will Vodafone bis Mitte 2023 6000 Haushalte mit Highspeed-Internet versorgen.
Für den Ausbau von rund 3000 Dresdener Haushalten stehen Fördergelder in Höhe von 21,1 Millionen Euro zur Verfügung, die von der Stadt, dem Land Sachsen und dem Bund stammen. Auch der Landkreis Cuxhaven erhält Geld aus Berlin. Staatssekretär Enak Ferlemann übergab Ende April den Förderbescheid in vorläufiger Höhe von 2,25 Millionen Euro an Landrat Kai-Uwe Bielefeld. Damit sollen in Cuxhaven, Otterndorf und Neuenkirchen 272 bislang unterversorgte Haushalte angeschlossen werden. Insgesamt erhält der Landkreis vorläufig über 4,3 Millionen Euro Bundesförderung für fünf Ausbauprojekte.
Peter Feldmann, Oberbürgermeister von Frankfurt am Main (li.), Telekom-Regionalmanager Hartmut Müller und Stadtrat Jan Schneider (re.) präsentieren die Absichtserklärung für den Glasfaserausbau in der Mainmetropole
Deutsche Telekom
Telekom baut in Frankfurt am Main aus
Dem will die Konkurrenz aus Bonn in nichts nachstehen. Die Deutsche Telekom hat mit Frankfurt am Main eine Absichtserklärung unterzeichnet, wonach die Telekom ihr Glasfasernetz in der Metropole ausbauen will. Der Startschuss fiel bereits in Bockenheim. Als Nächstes soll Sachsenhausen-Nord folgen. Die Stadt unterstützt das Vorhaben zum Beispiel mit Aufbruchgenehmigungen für die Verlegung von Leitungen. Auch hier will man der Nachfrage nach gestiegenen Bandbreiten gerecht werden. „Mehr als 96 Prozent aller Haushalte haben die Möglichkeit, einen Internetanschluss mit einer Bandbreite von mindestens 50 MBit/s zu buchen“, erklärt Stadtrat Jan Schneider. Da aber wegen zunehmender Datenmengen der Bandbreitenbedarf kontinuierlich steige, seien weitere Investitionen in die digitale Infrastruktur unabdingbar.
Darüber hinaus kündigt die Glasfaser Nordwest, das Joint Venture zwischen Telekom und EWE, Ausbauprojekte für Varel, Alfhausen und Papenburg an. Insgesamt sollen 11800 Haushalte einen FTTH-Anschluss erhalten. In Alfhausen wird gleichzeitig das Fernwärmenetz modernisiert. „Während der Ausbauarbeiten für das Fernwärmenetz in den Straßenzügen kann Glasfaser Nordwest die notwendigen Glasfaserrohre direkt mitverlegen“, sagt Ralf Wessler von Fernwärme Alfhausen. So müssen die Straßen nur einmal für beide Baumaßnahmen geöffnet werden.
Frankens Ortsvorsteher Jürgen Koffer hat erfolgreich für die Glasfaser geworben. Die EON-Tochter Westenergie Breitband baut nun im Sinziger Stadtteil ein FTTH-Netz auf.
EON
Töchter der Energieversorger am Werk
Aber auch viele mittelständische Unternehmen bauen ihre Netze aus. Die EnBW-Tochter NetCom BW wird die unterversorgten Gebiete im Landkreis Schwäbisch-Hall ausbauen. Die passive Technik liegt bereits im Boden. NetCom errichtet nun die aktive Technik. Anschließend betreibt die EnBW-Tochter auch das Netz. Insgesamt sieht die NetCom BW das Potenzial, rund 59000 Haushalten und Unternehmen Zugang zu gigabitfähigem Internet zu ermöglichen.
Ähnlich geht NetCologne in Leverkusen vor. Dort baut die Tochter der Kölner Stadtwerke rund 1600 Anschlüsse in den Stadtteilen Hitdorf, Rheindorf, Bürrig, Küppersteg, Opladen und Bergisch Neukirchen. Die Tiefbauarbeiten übernimmt der Leverkusener Energieversorger EVL. Die aktive Technik kommt dann von NetCologne. Und im Sinziger Stadtteil Franken errichtet die EON-Tochter Westenergie Breitband ein FTTH-Netz, nachdem Ortsvorsteher Jürgen Koffer im Sommer des vergangenen Jahres kräftig für die Glasfaser geworben hat. Die Quote wurde Koffer zufolge „deutlich übertroffen“. Auch hier bewahrheitet sich der Trend, dass die Haushalte immer häufiger höhere Bandbreiten nachfragen.