Netzausbau

Glasfaser: Kundenaquise mit Gutscheinen

Geht es nach der Monopolkommission, dann sollen Kunden zur Buchung von Glasfaser-Tarifen mit einem Gutschein geködert werden. Doch bei der Maßnahme gibt es offene Fragen, die die an dem Vorhaben Beteiligten erst noch klären müssen.
Von Stefan Kirchner mit Material von dpa

Breitbandausbau in Deutschland Kann die Nachfrage nach Glasfaser mit Gutscheinen angekurbelt werden?
Foto: picture alliance / dpa
Um den schleppenden Breitband­ausbau in Deutschland voran­zutreiben, setzt sich die Monopol­kommission für mehr öffentliche Förderung des schnellen Internets vor allem in ländlichen Gebieten ein. Wo sich ein rein privat­wirtschaftlicher Ausbau nicht rechne, könnte mit zeitlich befristeten Kunden-Gutscheinen für schnelle Leitungen die nötige Nachfrage erhöht werden, sagte der Vorsitzende der Monopol­kommission, Achim Wambach, bei einer gemeinsamen Presse­konferenz mit der Bundesnetzagentur (BNetzA).

Vor allem die besonders schnellen Glasfaser­anschlüsse werden bisher von vielen Kunden wegen höherer Kosten gemieden. So standen Mitte 2017 laut Bundes­netzagentur mehr als 2,7 Millionen Glasfaser­anschlüsse zur Verfügung, nur knapp ein Viertel davon wurde auch genutzt. "Wir haben beim Glasfaser­ausbau bisher nicht viel erreicht", sagte Netzagentur­chef Jochen Homann. Teils blockierten sich die Unternehmen der Branche gegenseitig.

Für die Finanzierung zusätzlicher öffentlicher Förder­programme wird in der Branche eine Reduzierung des Bundes­anteils an der Telekom diskutiert. Die Monopol­kommission forderte erneut, den Anteil von knapp 32 Prozent an der Telekom "zeitnah" zu veräußern. Der Staat könne nicht gleichzeitig Anteils­eigner und Regulierer in der Branche sein, sagte Wambach. Die Monopol­kommission ist ein unabhängiges Experten­gremium zur Beratung der Bundes­regierung.

Breitbandausbau mal anders

Breitbandausbau in Deutschland Kann die Nachfrage nach Glasfaser mit Gutscheinen angekurbelt werden?
Foto: picture alliance / dpa
Überhaupt sind die Bemühungen der deutschen Politik stark in der Kritik, wenn es um den tatsächlichen Ausbau geht. Neben einem eher hinderlichen denn fördernden DigiNetz-Gesetz, sind es die büro­kratischen Voraus­setzungen für Anträge zur Breitband­förderung des Bundes, die etliche Kommunen stark kritisieren. Insbesondere die Bedingungen für den Betrieb des Netzes und der langfristigen Finanzierung zum Ausbau.

Dass es zumindest in Sachen schnellen Glasfaser­ausbau auch anders geht, zeigt das Modell von Schleswig-Holstein. Dort kümmert sich eine zentrale Anlaufstelle um einen möglichst zielgerichteten Ausbau auf privat­wirtschaftlicher Basis mit allem Drum und Dran, was von der Konzeptionierung über Planung und Finanzierung bis hin zur tatsächlichen Ausführung reicht.

Trotzdem hat auch Schleswig-Holstein das Problem, dass ein Großteil der Glasfaser­anschlüsse bis ins Haus vergleichs­weise selten auch mit entsprechenden Provider-Verträgen genutzt werden. Hinderungs­grund ist wie so oft der vergleichs­weise viel höhere Tarif, den Kunden gegenüber klassischen Vectoring-Angeboten bezahlen müssen.

Glasfaser-Gutscheine: Chance und Risiko zugleich

Ob jedoch die Idee eines Breitband-Vouchers, wie es Achim Wambach vorschwebt, tatsächlich zum gewünschten Ziel führt, bleibt fraglich. Abhängig wird dies davon sein, wie besagte Gutscheine konzipiert werden. Dabei werden Höhe und vor allem die Dauer der Rabatte eine große Rolle spielen, ob potenzielle Kunden sich solche Gutscheine organisieren.

So wäre es denkbar, dass die Vergünstigungen analog zur Mobilfunk-Branche nur für die ersten 12 Monate gelten und ab dem 13. Monat die normale Grundgebühr wieder fällig wird. Das dürfte selbst an einem echten Glasfaseranschluss hochgradig interessierte Kunden verunsichern, wenn die monatlichen Kosten in Relation zur gebotenen Leistung gesetzt werden. DSL-Leitungen mit Vectoring sind halt preislich nun mal deutlich attraktiver.

Daher wäre es eine Überlegung wert, ob die vom Bund bereitgestellten 4 Milliarden Euro für den gezielten Breitbandausbau nicht auch dafür verwendet werden sollten, echte Glasfaser-Tarife zu subventionieren und damit insgesamt attraktiver zu gestalten. Zumal schon offen darüber nachgedacht wird, den Topf zur Breitbandförderung nochmals um mehrere Milliarden Euro aufzustocken.

Lesen Sie in einer weiteren Meldung, wie das Fazit des VATM zum Thema Breitbandausbau in Deutschland ausfällt.

Mehr zum Thema Netzausbau