Schleswig-Holstein ist das deutsche Glasfaser-Paradies
Schleswig-Holstein ist führend im Ausbau echter Glasfaseranschlüsse
Foto: Oliver Franke, Logo: Breko
Wie jedes Jahr lädt der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) zur Jahrestagung, um über aktuelle Probleme, Chancen und Strategien rund um den Breitbandausbau zu diskutieren. Dieses Jahr konnte der Verband Dr. Bernd Buchholz, Wirtschaftsminister von Schleswig-Holstein, als einen der Redner gewinnen.
Und dieser konnte verkünden, dass das norddeutsche Bundesland seine Führungsrolle beim Glasfaserausbau mit Leitungen, die nicht schon am Verteilerkasten enden, weiter ausbauen konnte. So sind mittlerweile über 32 Prozent der Haushalte per FTTH/B angeschlossen - und 24 Prozent davon haben auch einen dieser Anschlüsse gebucht. Damit liegt Schleswig-Holstein deutlich an der Spitze: Der Bundesdurchschnitt für echte Glasfaseranschlüsse liegt bei gerade mal sieben Prozent.
Die Landesregierung will sich mit dem Erreichten jedoch nicht begnügen und plant schon die nächsten Schritte für den weiteren Ausbau der Netze mit Glasfaser.
Grundlage für effiziente Breitbandstrategien
Schleswig-Holstein ist führend im Ausbau echter Glasfaseranschlüsse
Foto: Oliver Franke, Logo: Breko
Das neue und sicherlich etwas ambitionierte Ziel ist es, bis 2025 flächendeckend echte Glasfaseranschlüsse in Schleswig-Holstein bieten zu können. Dafür sollen zusätzlich 50 Millionen Euro an Förderung bereitgestellt werden, die jedoch intelligent verplant werden sollen. Dafür verantwortlich zeichnet sich das 2010 ins Leben gerufene Breitband-Kompetenzzentrum, eine von kommunalen Spitzenverbänden unterhaltene Institution zur Beratung sowie Koordinierung von Ausbauprojekten rund um Glasfaseranschlüsse.
Als Geldgeber für die zugehörigen maßgeschneiderten Finanzkonzepte agiert die Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH), wofür bisher über 500 Millionen Euro bereitgestellt wurden. Dieses Geld ist für aktuelle Projekte genehmigt, was eine Glasfaserabdeckung von 50 Prozent bis zum Jahr 2020 realistisch werden lässt, bis 2022 sogar 62 Prozent.
Nur will sich die Landesregierung von Schleswig-Holstein damit nicht zufriedengeben. Das Breitband-Kompetenzzentrum soll erweitert werden, um den Glasfaserausbau stärker voranzutreiben als es derzeit der Fall ist. Unter anderem sollen die "weißen Flecken auf der Landkarte" wie zum Beispiel in Städten gezielt beseitigt werden. Buchholz will dafür verstärkt auf die Privatwirtschaft setzen und sie zu entsprechenden Kooperationen bewegen.
Erfolgsgeheimnis für den schnellen Norden
Allerdings ist das Breitband-Kompetenzzentrum trotz seiner Leistungen nicht alleine verantwortlich für die sehr hohe Verbreitung echter Glasfaseranschlüsse. Denn wesentlicher Faktor für den rasanten Ausbau sind kommunale Breitbandzweckverbände, etliche Stadtwerke und diverse Breitbandnetzgesellschaften - letztere größtenteils aus der im Norden stark vertretenen Windbranche.
Diese genannten Akteure springen meistens dann ein, wenn sich für den geplanten Bau von Glasfaseranschlüssen kein privatwirtschaftlicher Anbieter finden lässt. "Auf diese Weise haben wir ein Investitionsklima geschaffen, das auch bei überregionalen Anbietern großes Interesse auslöst", sagte Buchholz.
Kurzum, die Landesregierung von Schleswig-Holstein kann trotz vergleichsweise geringer Finanzmittel einen wirkungsvollen Anreiz schaffen, die zumeist nicht ganz unproblematische Anlaufphase von Ausbauprojekten anzukurbeln.
Die Nachfrage muss vorhanden sein
Mit Privatwirtschaft und kommunalen Betrieben alleine ist es trotz allem nicht getan, wie Buchholz weiter ausführt. Erst wenn auch die ans Glasfasernetz angeschlossenen Betriebe und Haushalte tatsächlich Glasfaseranschlüsse ordern, wird den Netzbetreibern gezeigt, dass der Bedarf sehr wohl da ist - was wiederum den weiteren Ausbau begünstigt und den Druck dazu erhöht.
Sein Schlussplädoyer lautet daher: "Die Erfolgsfaktoren Schleswig-Holsteins sollten vor allem Maßstab für die Breitbandpolitik einer neuen Bundesregierung sein: Von ihr erwarte ich eine klare Ausrichtung auf ein Infrastrukturziel Glasfaser, weil die Zeit von Übergangstechnologien wie Kupfer ein Ende haben muss." Eine Ansicht, die auch BREKO und BVMW miteinander teilen.
Etwas scherzhaft fügte Buchholz zudem hinzu, Bezugnehmend auf die aktuelle bundespolitische Situation, dass eine Jamaika-Koalition doch ganz wunderbar funktioniere. Schleswig-Holstein ist auf Landesebene immerhin ein Beispiel.
Lesen Sie in einer weiteren Meldung, welche Auswirkungen die Bemühungen des BREKO auf den größten Netzbetreiber haben.