BMVI: Schnelles Internet in abgelegenen Grundstücken
Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hat eine neue Förderung für Internetanschlüsse in Einzel- und Randlagen aufgelegt.
Die Abstimmung des Digitalisierungszuschuss mit den Bundesländern starte sofort, wie das Ministerium mitteilt.
Schnelles Internet
Mit dem Digitalisierungszuschuss werden im Rahmen der Graue-Flecken-Förderung auch abgelegene Grundstücke ans schnelle Internet angeschlossen, die mit Gigabit-Festnetzanschlüssen nur schwer oder überhaupt nicht zu erschließen sind. Damit sorgt die Breitbandförderung für digitale Teilhabe in ganz Deutschland.
Internet über Satellit gilt als flächendeckende DSL-Alternative
Bild: Filiago
"Natürlich treiben wir den Ausbau unserer Glasfaserinfrastruktur weiter engagiert voran", sagt Bundesminister Andreas Scheuer. "Es gibt aber Häuser in sehr abgelegenen Gegenden oder Randlagen, die auch heute noch über extrem langsames Internet verfügen. Gerade mit Blick auf Home Office oder Home Schooling wirkt sich das besonders negativ aus. Deshalb möchte ich ein Gutscheinprogramm auflegen, mit dem die betroffenen Haushalte eine kurzfristige Perspektive für eine vernünftige Internetversorgung erhalten. Mit dem Digitalisierungszuschuss ergänzen wir die Graue-Flecken-Förderung dort, wo der Aufwand für eine Anbindung ans Netz besonders hoch ist. Auf dem Weg in die digitale Zukunft lassen wir niemanden zurück."
In der Vergangenheit wurden gerade die Einzel- und Randlagen aufgrund ihrer hohen Erschließungskosten bei Förderanträgen häufig außen vor gelassen. Im Rahmen der Graue-Flecken-Förderung sollen künftig alle förderfähigen Anschlüsse einer Verwaltungseinheit (Gemeinde, Ortsteil, Landkreis oder ähnliches) zu einem Fördergebiet zusammengefasst werden.
In den wenigen Fällen, in denen die Glasfaseranbindung von schwer erschließbaren Einzellagen die förderfähigen Kosten übersteigt und die Zahlung eines Eigenbeitrags erforderlich wäre, können Eigentümer künftig den Digitalisierungszuschuss für eine alternative nicht-leitungsgebundene Internetanbindung (z.B. durch Satellit oder Richtfunk) in Anspruch nehmen. Der Zuschuss soll - wie bereits zuvor kolportiert - entweder pauschal 500 Euro (beispielsweise für Satellitenlösungen) oder 90 Prozent der Ausgaben für die Anschaffung und Installation der technischen Ausrüstung, maximal jedoch 10 000 Euro (etwa für Richtfunkstrecken) betragen. Das Programm werde derzeit mit den Bundesländern abgestimmt, so das BMVI.
VATM: Voucher kommt zeitlich zu spät
Für den Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten e.V. (VATM) kommt der Voucher viel zu spät, nämlich erst dann, wenn im Rahmen des künftigen Graue-Flecken-Förderprogramms eine solche Einzel- oder Randlage gemäß der Gigabit-Richtlinie bürokratisch festgestellt wird, also für Glasfaserhausanschlüsse, die mehr als 400 Meter vom nächstmöglichen Anschlusspunkt entfernt liegen. Nur wenn hier ein Glasfaserausbau nicht erfolgt, weil die Erschließungskosten zu hoch wären und keine ausreichende Selbstbeteiligung am Ausbau erfolgt, soll der Gutschein zum Einsatz kommen – statt Glasfaseranschluss.
"Die Regelungen bleiben aber weit hinter dem zurück, was die Bundesregierung als Digitalisierungshilfe noch vor wenigen Wochen den Bürgerinnen und Bürgern versprochen hat. Die Begrenzung der Voucherlösung auf extreme Randlagen im Sinne der neuen Förderrichtlinie kann die Lage nur für ganz wenige Bürgerinnen und Bürger verbessern. In 99 Prozent der Fälle geht die Hilfe an den dringenden Sorgen der Menschen vorbei, die aufgrund begrenzter Baukapazitäten auch mit der neuen Gigabit-Förderung noch auf viele Jahre hinaus keinerlei ausreichendes Internet für Homeoffice und Home-Schooling zur Verfügung haben werden. In den allermeisten Fällen geht es gerade nicht darum, eine Lücke in der neuen Gigabit-Förderung zu schließen, sondern schlicht überall die Zeit erfolgreich zu überbrücken, bis eine Förderung überhaupt greift und die Bagger wirklich rollen", sagt VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner.
Bis zur Durchführung solcher Verfahren können zudem Jahre vergehen. Auch besteht das Versorgungsproblem gerade nicht nur in solchen Einzellagen, sondern fast überall an dem von der Politik unterstütztem Vectoring-Ausbau, wenn die Kupferleitungen eine bestimmte Länge überschreiten. Einzelne Betroffene gibt es an fast jeder Straße in Deutschland. "Für Hunderttausende Anschlüsse wird es so nicht die versprochene schnelle Digitalisierungshilfe geben", warnt Grützner.
Die Glasfaser ausbauenden Unternehmen bauten laut VATM bereits an der Kapazitätsgrenze. Einzelne schlecht versorgte Häuser können aber nicht einzeln, sondern erst dann erschlossen werden, wenn die Bagger die Straße im Ort erreicht haben – und das in fast jedem Ort in ganz Deutschland. Auch das von der Politik versprochene "Recht auf schnelles Internet" helfe da wenig und könne die Bagger nicht zu hunderttausenden einzelnen Häusern schicken. Darauf hätte der VATM die Politik immer hingewiesen und dringend um eine tragfähige Übergangslösung ersucht.
Gerade eine solche Übergangslösung würde zudem Milliarden Förderung einsparen, da viel mehr Gebiete dann ohne Förderung eigenwirtschaftlich erschlossen werden könnten. Während ein Voucher mit 500 Euro zu Buche schlägt, kostet ein geförderter Glasfaseranschluss leicht 10.000 Euro bis über 50.000 Euro.
VATM für schnelle, unbürokratische Lösung
Von Seiten der Länder sollte aus Sicht des VATM alles darangesetzt werden, eine sinnvolle Förderung zu erreichen, die allen völlig unterversorgten Haushalten schnell bei der Digitalisierung hilft, aufwendige bürokratische Förderverfahren deutlich reduziert, Geld spart und gleichzeitig den Glasfaserausbau beschleunigt. Hier sei der ursprüngliche Vorstoß von Bundesminister Andreas Scheuer deutlich zielführender und vor allem letztlich sparsamer gewesen, so Grützner.
"Aus Sicht des VATM müssen wir jetzt bei der Digitalisierung Gas geben und dürfen niemanden zurücklassen. Satellit ist eine hervorragende schnelle Lösung für viele Betroffene. Diese Chance müssen wir nutzen – wie in den USA, die gerade fast eine Milliarde Dollar in die schnelle Versorgung entlegener Gebiete steckt – schnell und unbürokratisch per Satellit. Nur wenn der Digitalisierungszuschuss deutlich überarbeitet wird, kann er den Bürgern helfen", appelliert der VATM-Geschäftsführer.
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