Problem

Zu wenig Recycling: Jährlich Milliarden Handys zu Abfall

Die alten Kopf­hörer-Stöpsel landen in der Schub­lade, das alte Handy auch - könnte man ja noch mal brau­chen. Dabei stellten die scheinbar unbe­deu­tenden Gegen­stände in ihrer global betrachtet riesigen Menge großen Wert dar und sollten recy­celt werden, betonen Experten.
Von dpa /

Von den rund 16 Milli­arden Mobil­tele­fonen welt­weit werden nach Schät­zungen in diesem Jahr etwa 5,3 Milli­arden zu Abfall. Darauf weisen Experten zum Tag des Elek­tro­schrotts am 14. Oktober hin. Nur ein kleiner Teil davon werde ordnungs­gemäß entsorgt, teilten der Elek­tro­schrott-Recy­cling-Verband WEEE Forum in Brüssel und das Ausbil­dungs- und Forschungs­institut der Vereinten Nationen (UNITAR) in Genf heute mit. Wenn die rund neun Milli­meter dicken ausge­dienten Geräte alle aufein­ander­gelegt würden, wäre der Turm demnach etwa 50.000 Kilo­meter hoch. Viel zu wenig Smartphones werden recycelt Viel zu wenig Smartphones werden recycelt
Bild: Maksym Yemelyanov - fotolia.com
In euro­päi­schen Haus­halten würden durch­schnitt­lich 13 elek­tri­sche und elek­tro­nische Geräte gehortet, obwohl sie nicht mehr genutzt würden oder defekt seien, ergab eine Umfrage des WEEE Forum in Zusam­men­arbeit mit UNITAR. 8775 Haus­halte in Portugal, den Nieder­landen, Italien, Rumä­nien und Slowe­nien sowie in Groß­bri­tan­nien wurden einbe­zogen. Insge­samt befinden sich demnach in jedem Haus­halt durch­schnitt­lich 74 elek­tri­sche und elek­tro­nische Geräte wie Tele­fone, Tablets, Laptops, Elek­tro­werk­zeuge, Haar­trockner und Toaster.

In der Schub­lade statt zum Recy­cling

Von diesen 74 Geräten werden im Mittel neun nicht mehr genutzt und sind vier defekt. Diese 13 Elektro-Klein­geräte pro Haus­halt könnten dem Recy­cling zuge­führt werden - statt­dessen blieben sie oft in der Schub­lade, im Regal oder in der Garage, hieß es. Am häufigsten gehortet werden demnach kleine Unter­hal­tungs­elek­tronik und Zubehör (Kopf­hörer, Fern­bedie­nungen), kleine Haus­halts­geräte (Uhren, Bügel­eisen,) kleine IT-Geräte (externe Fest­platten, Router, Tasta­turen, Mäuse), Mobil­tele­fone und Smart­phones sowie Klein­geräte für die Lebens­mit­tel­zube­rei­tung (Toaster, Grills).

Als Grund für das Behalten gaben die Teil­nehmer der Umfrage zu 46 Prozent an, dass sie für das Gerät in Zukunft erneut Verwen­dung finden könnten. Andere Gründe waren die Absicht, das Gerät zu verkaufen oder zu verschenken (15 Prozent), ein senti­men­taler Wert (13 Prozent) und die Unkenntnis, wie es entsorgt werden soll (7 Prozent). Zu den Begrün­dungen gehörte auch, dass auf den Geräten sensible Daten vorhanden seien und dass kein Anreiz zum Recy­cling bestehe. "Die Menschen neigen dazu, nicht zu erkennen, dass all diese scheinbar unbe­deu­tenden Gegen­stände einen großen Wert haben und zusammen auf globaler Ebene riesige Mengen darstellen", sagte Pascal Leroy, Gene­ral­direktor des WEEE Forums.

Umset­zung der erwei­terten Herstel­ler­ver­ant­wor­tung

"Allein im Jahr 2022 werden kleine Elek­tro­artikel wie Mobil­tele­fone, elek­tri­sche Zahn­bürsten, Toaster und Kameras, die welt­weit herge­stellt werden, schät­zungs­weise insge­samt 24,5 Millionen Tonnen wiegen - das Vier­fache des Gewichts der Großen Pyra­mide von Gizeh", erklärte Magda­lena Charyta­nowicz vom WEEE Forum. Der inter­natio­nale Verband treibt den Aufbau einer Kreis­lauf­wirt­schaft für Elek­tro­schrott voran und fordert von der welt­weiten Politik die Umset­zung der erwei­terten Herstel­ler­ver­ant­wor­tung. Bei dieser gesetz­lichen Vorgabe ist der Hersteller eines Geräts auch verant­wort­lich für die Rück­nahme, den Trans­port sowie die Entsor­gung oder Wieder­auf­berei­tung des Geräts.

Der Tag des Elek­tro­schrotts soll das Bewusst­sein der Bevöl­kerung für das Recy­cling elek­tri­scher und elek­tro­nischer Geräte stei­gern, die wert­volle Elemente wie Gold, Kupfer, Silber oder Palla­dium enthalten. Das Motto lautet in diesem Jahr: "Recycle it all, no matter how small!" (frei über­setzt: "Egal wie klein, Recy­cling muss sein!"). Die Orga­nisa­toren wollen den Fokus auf die vielen klei­neren Elek­tro­geräte lenken, die sich in euro­päi­schen Haus­halten befinden.

"Das anhal­tende Wachstum in Produk­tion, Verbrauch und Entsor­gung elek­tro­nischer Geräte hat enorme Umwelt- und Klima­aus­wir­kungen", erklärte Virgi­nijus Sinke­vicius, EU-Kommissar für Umwelt und Ozeane. Die Vorschläge und Maßnahmen der Euro­päi­schen Kommis­sion bezögen sich deshalb auf den gesamten Produkt­lebens­zyklus vom Design bis zur Samm­lung und ordnungs­gemäßen Behand­lung des Abfalls.

Seit Juli können Elektro-Altge­räte beispiels­weise auch im Super­markt abge­geben werden.

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