Themenmonat Mobilfunk-Discount o2 hoch zwei?

Kommt nun auch eine Billig-Marke von o2?

Telefónica will richtig aufräumen
Von Marie-Anne Winter

Der Mobilfunker o2 befindet sich derzeit in einer schwierigen Situation: Trotz erheblicher Preissenkungen bei den Genion-Tarifen und der Einführung günstiger Datenpakete konnte o2 seine Kundenzahlen zuletzt nur noch geringfügig ausbauen. Gleichzeitig gehen die monatlichen Umsätze pro Kunde zurück. Da kann auch nicht trösten, dass o2 einen im Branchenvergleich sehr hohen Datenanteil am Umsatz von 24,2 Prozent hat: Die spanische Telefónica ist unzufrieden mit der Entwicklung bei ihrer deutschen Mobilfunktochter o2.

Insbesondere o2-Chef Rudolf Gröger geriet ins Visier der Spanier - daher überraschte es kaum, als die Nachricht kam, dass Gröger durch Jaime Smith abgelöst wird. Dennoch muss man Gröger eine große Leistung anerkennen: Seit seinem Amtsantritt im Oktober 2001 hat er aus dem Mobilfunk-Winzling Viag Interkom den durchaus gewichtigen Mobilfunk-Konzern o2 Germany geformt. Umsatzmäßig konnte o2 sogar den mehrere Jahre früher gestarteten Konkurrenten E-Plus überholen - das ist ein beachtlicher Erfolg.

Doch Telefónica will nun offenbar richtig aufräumen: Auch IT- und Netztechnik-Chef Alexander Röder soll laut Handelsblatt seinen Posten aufgeben. Der 58-jährige Röder stehe bereits seit Monaten auf der Abschussliste, heißt es. Röder ist für die IT in der gesamten o2-Gruppe verantwortlich, es seien aber kaum Vorschläge von ihm umgesetzt worden. Die komplexen IT-Systeme sollen auch daran schuld sein, dass es extrem lange dauere, die neuen Roaming-Vorgaben der EU umzusetzen. Laut Branchenexperten seien bei o2 zu viele Systeme parallel entwickelt worden, weshalb sie nun so unflexibel seien.

o2 investiert in den Netzausbau

Auch bei der Netzabdeckung von o2 gibt es Verbesserungsbedarf. Im vergangenen Jahr liefen noch acht Prozent aller o2-Gespräche und damit gut 113 Millionen Minuten über das Netz der Telekom-Tochter T-Mobile. Selbst wenn o2 nur einen Großhandelspreis dafür zahlen muss, ist das eine erhebliche Belastung. Zu den tatsächlichen Kosten wollte sich o2 nicht äußern. Das Unternehmen investiert aber weiter kräftig in den Ausbau des eigenen Netzes. In diesem Jahr will es dafür rund 800 Millionen Euro ausgeben und den Minutenanteil auf dem T-Mobile-Netz halbieren. In einigen Gebieten führt diese Umstellung allerdings zu Problemen.

Auch die ungeliebte Zweit-Marken-Strategie, die Rudolf Gröger vorgeschlagen hatte, um die besonders preisbewussten Kunden nicht kampflos dem Discount-Markt zu überlassen, bekommt vermutlich doch eine Chance: Es heißt nun, dass o2 noch im Sommer eine Billigmarke starten wolle. Gröger hatte sich zwar anfangs sehr dagegen gesträubt, neben der mit viel Aufwand und Geschick eingeführten Marke o2 ein weiteres Label aufzubauen, angesichts der aggressiven Auftritte der Wettbewerber aber eingesehen, dass eine solche Strategie notwendig sei.

Weitere Artikel zur aktuellen Situation bei o2