Umschwung

Telekom hält an T-Systems fest (aktualisiert)

Verkauf weder bei Vorstand, noch bei Aufsichtsrat ein Thema
Von ddp / Björn Brodersen

Die Deutsche Telekom will an ihrer Geschäftskundensparte T-Systems festhalten. "Weder beim neuen Vorstand noch beim Aufsichtsrat ist ein Verkauf von T-Systems ein Thema gewesen", sagte ein Sprecher heute in Bonn. Vorstandschef René Obermann hatte sein neues Amt erst am Montag angetreten, nachdem Vorgänger Kai-Uwe Ricke seinen Posten auf Druck der Bundesregierung und des Finanzinvestors Blackstone niedergelegt hatte. Auf einen Teilverkauf drängt laut Angaben aus informierten Kreisen vor allem Blackstone. Die Investoren halten 4,5 Prozent an der Telekom und stellen ein Aufsichtsratsmitglied.

Der größte Einzelaktionär nach dem Bund habe sich für eine Trennung vom Großkundengeschäft "Enterprise Services" (ES) von T-Systems ausgesprochen, erfuhr dpa-AFX aus dem Umfeld von Blackstone. Eine Sprecherin des Finanzinvestors lehnten einen Kommentar dazu ab. "Wir können dazu keine Stellung nehmen." Laut einem Bericht der Süddeutsche Zeitung plant der neue Vorstandschef René Obermann bereits einen Teilverkauf von T-Systems. Dabei handele es sich um Teile, die nicht unmittelbar in den Bereich der Telekommunikation fielen, schreibt das Blatt, ohne konkrete Details zu nennen.

Telekom will maximal kleine Randbereiche von T-Systems abgeben

Trotz des Drängen des Finanzinvestors ist die Telekom weiter nur bereit, kleine Randbereiche von T-Systems abzugeben. An dieser Position habe sich nichts geändert, bekräftigte der Telekom-Sprecher frühere Aussagen von T-Systems-Chef Lothar Pauly. Auf dem Verkaufszettel befindet sich etwa die Tochter Alldata, die IT-Lösungen für Banken und Versicherungen entwickelt.

T-Systems stellt für 160 000 mittelständische und große Kunden (Business Services) sowie für 40 multinationale Konzerne (Enterprise Services) IT-Lösungen aus einer Hand bereit. Zum Kundenkreis von Enterprise Services gehören etwa EADS, WestLB und DaimlerChrysler. T-Systems steht unter einem enormen Wettbewerbsdruck, weswegen Spartenchef Pauly umfassende Einsparungen eingeleitet hat.

Die beiden Bereiche der Telekom-Tochter würden getrennt geführt und daher könnte sie problemlos zerlegt werden, hieß es im Blackstone-Umfeld. Daher könnte ein Verkauf von Enterprise Services schnell eingeleitet werden, zumal es viele Interessenten für das Geschäft gebe. Als mögliche Bieter gelten den Kreisen zufolge Atos Origin, EDS und HP. Mit einem schnellen Verkauf könnte der neue Telekom-Chef Obermann die Börse von seiner Handlungsfähigkeit überzeugen und damit den Aktienkurs nach oben treiben, hieß es in den Kreisen.

Die Spekulationen um T-Systems sind nicht neu. Bereits vor einigen Jahren war laut Angaben aus Konzernkreisen ein Verkauf von T-Systems geprüft worden, die Telekom hatte sich dann aber gegen eine Trennung entschieden. Zuletzt hatte die Telekom ihr Grundkundengeschäft mit dem Erwerb der VW-Tochter Gedas gestärkt. Die in Frankfurt angesiedelte T-Systems setzte im vergangenen Jahr 12,8 Milliarden Euro um und wies dabei einen operativen Gewinn von 410 Millionen Euro aus.

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