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Apple vertagt Maßnahmen gegen Kinderpornografie

Apple will sein Konzept für Maßnahmen gegen Kinder­por­nografie über­denken. Die ursprüng­lichen Pläne des Konzerns stießen nauf scharfe Kritik.
Von dpa /

Apple-CEO Tim Cook Apple-CEO Tim Cook
Foto: Apple
Apple wird sein ange­kün­digtes System zum Aufspüren kinder­por­nogra­fischer Fotos nicht kurz­fristig umsetzen, sondern sein Konzept noch einmal über­denken. Der Konzern reagiert mit der Verta­gung auf massive Kritik von Sicher­heits­experten und Daten­schüt­zern, die einen Miss­brauch des Systems für eine staat­liche Über­wachung befürchtet hatten.

"Ausge­hend von den Rück­mel­dungen von Kunden, Inter­essen­gruppen, Forsche­rinnen und Forschern sowie anderen haben wir uns entschlossen, in den kommenden Monaten noch mehr Zeit zu inves­tieren", erklärte Apple. Man wolle nun "Input sammeln und Verbes­serungen vornehmen, bevor wir diese äußerst wich­tigen Funk­tionen zum Schutz von Kindern veröf­fent­lichen werden".

Maßnahmen wurden Anfang August ange­kün­digt

Apple-CEO Tim Cook Apple-CEO Tim Cook
Foto: Apple
Der iPhone-Konzern hatte Anfang August Maßnahmen für mehr Kinder­schutz ange­kün­digt. Dazu gehört auch, dass zunächst nur in den USA auf den Geräten der Nutzer Bilder mit kinder­por­nogra­fischem Mate­rial entdeckt werden sollen, wenn sie den haus­eigenen Online-Spei­cher­dienstes iCloud für Fotos verwenden.

Dabei geht es nicht darum, den Inhalt aller vorhan­denen Bilder zu analy­sieren. Statt­dessen soll auf die Geräte eine Datei mit soge­nannten "Hashes" von bereits bekannten kinder­por­nogra­fischen Inhalten geladen werden - eine Art digi­taler Finger­abdruck des Bildes. Damit lässt sich bei einem Abgleich mit spezi­ellen Verfahren eine Kopie des Fotos erkennen, das Original kann aus dem Hash aber nicht wieder­her­gestellt werden.

Daten­schützer schlugen Alarm

Unter anderem einige Kryp­tografie-Experten und IT-Sicher­heits­for­scher hatten kriti­siert, allein schon die Schaf­fung eines solchen Systems öffne auto­ritären Regie­rungen die Möglich­keit, von Apple die Aufnahme anderer Inhalte in die Daten­bank mit den Hashes zu fordern und damit poli­tische Über­wachung zu betreiben. Als Beispiel wurden etwa bekannte Bilder von dem gewaltsam nieder­geschla­genen Protest auf dem Platz den Himm­lischen Frie­dens in Peking 1989 genannt.

Kritiker spra­chen von einem Damm­bruch, weil Apple anlasslos und perma­nent eine Durch­suchung nach ille­galen Inhalten auf den Geräten der Anwender durch­führen wolle. Gegen die Pläne von Apple hatte auch der Vorsit­zende des Bundes­tags­aus­schusses Digi­tale Agenda, Manuel Höferlin (FDP), in einem offenen Brief an Apple-Chef Tim Cook protes­tiert.

In einer weiteren Meldung lesen Sie, warum sich der Markt­start der neuen Apple Watch verschieben könnte.

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