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Apple kontert Datenschützern: "Keine Überwachung"

Apple will unter iOS 15 ein neues System einführen, das Kindes­miss­brauch unter­binden soll. Kritik von Daten­schüt­zern weist der Konzern zurück.
Von dpa /

Apple tritt Befürch­tungen entgegen, dass sein ange­kün­digtes System zum Aufspüren kinder­por­nogra­fischer Fotos für Über­wachung miss­braucht werden könnte. Das Unter­nehmen werde jegliche Versuche von Regie­rungen zurück­weisen, das Verfahren für die Suche nach anderen Inhalten zu miss­brau­chen, versi­cherte Apple am Montag.

Der ameri­kani­sche Konzern hatte vergan­gene Woche Maßnahmen für mehr Kinder­schutz ange­kün­digt, die mit dem neuen iPhone-Betriebs­system iOS 15 einge­führt werden. Dieses wird voraus­sicht­lich im September an alle Nutzer kompa­tibler Geräte verteilt. Dazu gehört auch, dass zunächst nur in den USA auf den Geräten der Nutzer Bilder mit kinder­por­nogra­fischem Mate­rial entdeckt werden sollen, wenn sie den haus­eigenen Online-Spei­cher­dienstes iCloud für Fotos verwenden.

Diese Maßnahmen plant Apple

iOS 15 ist als Beta bereits verfügbar iOS 15 ist als Beta bereits verfügbar
Foto: Apple, Montage: teltarif.de
Dabei geht es nicht darum, den Inhalt aller vorhan­denen Bilder zu analy­sieren. Statt­dessen soll auf die Geräte eine Datei mit soge­nannten "Hashes" von bereits bekannten kinder­por­nogra­fischen Inhalten geladen werden - eine Art digi­taler Finger­abdruck des Bildes. Damit lässt sich bei einem Abgleich mit spezi­ellen Verfahren eine Kopie des Fotos erkennen, das Original kann aus dem Hash aber nicht wieder­her­gestellt werden.

Bei einer Über­ein­stim­mung werden verdäch­tige Bilder mit einem Zerti­fikat versehen, dank dem Apple sie nach dem Hoch­laden zur iCloud ausnahms­weise öffnen und einer Prüfung unter­ziehen kann. Das System schlägt erst Alarm, wenn es eine bestimmte Anzahl von Tref­fern gibt. Wie viele es dafür sein müssen, wird nicht öffent­lich gemacht. Wird dann bei der Über­prü­fung tatsäch­lich kinder­por­nogra­fisches Mate­rial entdeckt, meldet Apple dies der ameri­kani­schen Nicht­regie­rungs­orga­nisa­tion NCMEC (National Center for Missing & Exploited Children), die wiederum Behörden einschalten kann.

Sicher­heits­for­scher fürchten poli­tische Über­wachung

Unter anderem einige Kryp­tografie-Experten und IT-Sicher­heits­for­scher hatten kriti­siert, allein schon die Schaf­fung eines solchen Systems öffne auto­ritären Regie­rungen die Möglich­keit, von Apple die Aufnahme anderer Inhalte in die Daten­bank mit den Hashes zu fordern und damit poli­tische Über­wachung zu betreiben. Als Beispiel wurden etwa bekannte Bilder von dem gewaltsam nieder­geschla­genen Protest auf dem Platz des Himm­lischen Frie­dens in Peking 1989 genannt.

"Von uns wurde schon früher gefor­dert, mit von Regie­rungen vorge­schrie­benen Ände­rungen den Schutz der Privat­sphäre der Nutzer aufzu­wei­chen und wir haben dies stand­haft abge­lehnt", schrieb Apple in Fragen und Antworten nach der Kritik. "Wir werden dies auch in der Zukunft zurück­weisen." Das Verfahren sei auch so konzi­piert, dass nicht heim­lich Hashes zu anderen Inhalten auf die Geräte geschleust werden könnten. Die Daten­bank bestehe ausschließ­lich aus bekannten Abbil­dungen von schwerem Kindes­miss­brauch, die von Kinder­schutz­orga­nisa­tionen bestä­tigt werden.

In einer weiteren Meldung lesen Sie, wie sich die öffent­liche Beta-Version von iOS 15 schon heute nutzen lässt.

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