Testfahrten

Zunehmend Probleme mit dem WLAN-Hotspot im Zug

Beim Internetzugang im Zug per WLAN-Hotspot gibt es zunehmend Probleme, wie Tests von teltarif.de ergaben. Unsere Redaktion sowie einige Leser bekamen im Test Daten im ICE zum Teil nur "tröpfchenweise". Lesen Sie, welche Strecken betroffen sind und wie die Telekom als Betreiber reagiert.
Von Thorsten Neuhetzki /

Unserer Einschätzung nach liegt das Kernproblem im Netz der Telekom - und zwar nicht auf der Funkstrecke, sondern im Backbone-Netz. Verschiedene Traceroutes haben uns bei Routern im Telekom-Netz zum Teil hohe Ping-Werte zurückgegeben. Router in anderen Netzen liefen mit erwarteten Pings. Doch die Deutsche Telekom kann nach eigenen Angaben keine Probleme feststellen. Sie hat unsere Informationen seitens der Netztechnik angeblich überprüfen lassen. Auch das laufende Monitoring der Netze und auch die eigene Nutzung durch Mitarbeiter ließen keine Rückschlüsse auf Probleme zu, ließ ein Sprecher verlauten. Wie unsere Probleme zustande kamen, blieb demnach offen. Es sei der Telekom lediglich bekannt, dass es bei einigen neueren Hotspots Kompatibilitätsprobleme gebe, an denen gearbeitet werde. Nach unserer Einschätzung ist es jedoch unwahrscheinlich, dass wir bei jeder unserer Testfahrten einen solchen Problem-Hotspot erwischten. Zudem bleibt der Fakt, dass die Kunden Zugänge für ein Produkt kaufen können, das sich nicht sinnvoll nutzen lässt.

Auch andere Kunden mit Problemen

WLAN- und Handy-Wagen im ICE WLAN- und Handy-Wagen im ICE
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Auch ein Teil unserer Leser sowie andere Bahnfahrer sind unterdessen offenbar von Problemen bei den ICE-Hotspots betroffen. In verschiedenen E-Mails schrieben uns Leser auf unsere Anfragen über Facebook und Twitter, dass auch sie vermehrt mit Problemen zu kämpfen haben, bemängelten aber auch oft schon Fahrten aus dem vergangenen Jahr oder dass überhaupt kein Hotspot installiert war. Das soll sich laut Bahn bis Ende des Jahres ändern, wenn alle ICEs der Deutschen Bahn nachgerüstet sein sollen.

Dass auch andere Bahn-Nutzer offensichtlich Probleme mit dem Hotspot haben, zeigt zudem ein Thread im Forum ICE-Treff. Hier stellen Nutzer sogar die Frage nach Schadensersatz, wenn das Angebot nicht nutzbar ist. In der Tat stellt sich diese Frage besonders dann, wenn der Bahn-Fahrer ein Tagesticket für die Nutzung gekauft hat, das immerhin 4,95 Euro kostet. Der Thread zeigt aber auch: Nicht jeder Nutzer hat mit dem Zugang Probleme, einige konnten noch vor wenigen Tagen Streaming-Dienste nutzen. Denkbar wäre, dass die Schwierigkeiten nur auf bestimmten Strecken auftreten oder dass auch die Art der Anbindung des WLAN-Netzes im Zug an das Internet eine Rolle spielt.

Telekom muss Fehler erkennen, um ihn zu beheben

Die Analyse der Fehler ist eine Sache, aber an deren Behebung ist kaum zu denken, wenn die Telekom als Netzbetreiber auf Anfrage sogar abstreitet, dass es Performance-Engpässe gäbe. Alternativen gibt es leider auch nur zum Teil. In Regionen, in denen der WLAN-Hotspot über LTE angebunden wird, lässt sich mit einem geeigneten Datenvertrag aus dem Telekom-Netz auch direkt der 4G-Zugang in recht guter Qualität nutzen. In Gegenden, wo LTE entlang der Bahnstrecke nicht ausgebaut ist, sieht es dagegen schlecht aus: UMTS ist im ICE oft nur rund um die Großstädte verfügbar, zumal die 3G-Frequenzen um 2100 MHz von den ICE-Repeatern nicht verstärkt werden. GPRS und EDGE sind im Jahr 2014 wiederum in allen Netzen so langsam, dass an einen ernsthaften Internet-Zugang - erst recht bei hoher Geschwindigkeit im Zug - nicht zu denken ist.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit den Internet-Zugängen im Zug? Tauschen Sie sich gerne mit anderen Nutzern und uns im Forum aus.

Mehr zum Thema Deutsche Bahn