Kommentar

Editorial: Das Vodafone-Versprechen allein reicht nicht

Eines der wichtigsten Ereignisse auf dem deutschen Mobilfunkmarkt
Von Björn Brodersen

Die neue Werbekampagne von Vodafone soll das Thema mobile Internetnutzung emotional aufladen und den Mehrwert des unterwegs permanent verfügbaren Internetzugangs aufzeigen. Dass sie damit wohl erfolgreicher ihre Datendienste vermarkten als über das sperrige und für viele Nutzer unverständliche Kürzel UMTS, ist den Mobilfunkbetreibern schon länger bewusst. Nüchtern betrachtet steckt dahinter: Die mobilen und stationären Breitband-Internet-Angebote von Vodafone und Arcor werden zusammengefasst, der Kunde soll alles aus einer Hand erhalten und überall problemlos mit anderen kommunizieren können.

Um Kommunikation geht es auch bei der Art und Weise, wie Vodafone die jüngste Pressekonferenz gestaltet hat und wie sich das Unternehmen offenbar auch bei weiteren Events präsentieren will. Vodafone sucht den Dialog mit den Nutzern auf neuen Wegen, etwa über soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter oder Blogs. Darüber will Vodafone diejenigen Nutzer erreichen, die das bereits in Gang gebrachte Geschäft mit mobilen Datendiensten weiter ausbauen helfen und so neue Umsätze bringen. Die haben alle Mobilfunkunternehmen angesichts sinkender Einnahmen über Handy-Gespräche bitter nötig.

Wirkliche Kommunikation beinhaltet allerdings auch das Hinhören, an der Hotline ebenso wie im Beratungsgespräch im Shop. Im Ergebnis heißt das: Dem Kunden werden im Beratungsgespräch alle Tarifbestimmungen offen dargelegt, auch wenn dies einem schnellen Vertragsabschluss entgegenwirkt, da das unterbreitete Angebot von Vodafone vielleicht gar nicht so richtig zum Telefonverhalten des Shop-Besuchers passt. Dazu müssen alle Mitarbeiter des Unternehmens die neue Ausrichtung auch verinnerlichen und danach handeln.

Auffallend war: Während der Präsentation der neuen Markenstrategie ließen die Vodafone-Vertreter die in Echtzeit eintrudelnden Kommentare der PK-Zuschauer zu Hause am PC noch außer acht.

Vodafone wird sich am nächsten neuen Tarif messen lassen müssen

Im Zweifel aber für den Angeklagten. Im Moment möchten wir dem Düsseldorfer Mobilfunkbetreiber glauben, dass er die Wünsche der Nutzer ernst nimmt und seine Produkte entsprechend anpasst. Gerne gestehen wir Vodafone auch etwas Zeit für die Entwicklung solcher Tarife und Dienste zu. Und natürlich soll das Unternehmen auch solide wirtschaften.

In einem Beitrag [Link entfernt] im Corporate Blog in Reaktion auf die vielen Kommentare zur Pressekonferenz am Mittwoch schreibt Vodafone mit etwas Verspätung: "Eine der Fragenblöcke und Kommentare verlangte nach Taten, d.h. einfachere Tarife und besonders auch faire 'richtige" Datentarife. Genau daran arbeiten wir. Wenn wir wirklich der Partner der Generation Upload werden wollen, wie angekündigt, müssen wir auch entsprechende Werkzeuge in Form von Tarifen und Hardware zur Verfügung stellen." Das klingt vielversprechend, denn offenbar will Vodafone das Feedback der Kunden wirklich aufgreifen.

Es bleibt aber am Ende nur heiße Luft, wenn die für das Geschäftsergebnis Verantwortlichen beim Mobilfunkbetreiber oder auch die Mobilfunknutzer durch ihre Anbieter- und Tarifwahl nicht mitspielen. Dann hätte Vodafone viel Geld - über 200 Millionen Euro soll die Kampagne insgesamt kosten - für nichts verbrannt und würde zudem einen erheblichen Image-Schaden erleiden. So würde das Event im Nachhinein sicherlich nicht als Meilenstein bewertet werden. Spätestens bei der Einführung neuer Angebote ist die Zeit der Handy-Nutzer gekommen - dann messen wir, und hoffentlich auch die Kunden mit einer Entscheidung für oder wider Vodafone, den Mobilfunkbetreiber an seinen eigenen Aussagen. Versprochen! Versprochen?

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