Vodafone warnt vor Ausschluss von Huawei aus 5G
Hannes Ametsreiter (CEO Vodafone Deutschland) wünscht sich bei 5G eine faktenbasierte Diskussion statt Angstmacherei
Foto: Picture Alliance / dpa
Der Vorstandschef von Vodafone Deutschland, Hannes Ametsreiter, warnt die deutsche Bundesregierung davor, den chinesischen Netzausrüster Huawei beim neuen Mobilfunkstandard 5G auszuschließen.
Ametsreiter wörtlich: "Ein Ausschluss von Huawei würde dazu führen, dass sich der 5G-Netz-Ausbau um bis zu fünf Jahre verzögert und deutlich mehr kostet", sagte er gegenüber dem Politik-Magazin "Focus". Ametsreiter hat gute Gründe: Ein Ausschluss würde größere technische Eingriffe in sein Netz bei der Umrüstung auf den neuen 5G-Standard erfordern, da die 5G-Technik auf 4G (LTE) aufbaut. Es müsste also bestens funktionierende 4G-Technik von Huawei hinaus geworfen werden, weil sie mit 5G-Technik anderer Hersteller nicht kompatibel ist. Ähnliche Probleme haben Ametsreiters Kollegen von Vodafone UK in England.
Ausbau noch später?
Hannes Ametsreiter (CEO Vodafone Deutschland) wünscht sich bei 5G eine faktenbasierte Diskussion statt Angstmacherei
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Kritiker werfen Vodafone schon länger vor, sich beim dringend notwendigen Netzausbau zu viel Zeit oder dünner besiedelte Regionen "außen vor" zu lassen. Ein Ausbau von weit verbreiteter, gut funktionierender Huawei-Technik gegen teilweise noch gar nicht oder nur spät lieferbarer Technik anderer Hersteller, würde die Netz-Ausbaupläne extrem verzögern.
Faktenbasierte Diskussion statt Angstmacherei
Die Sicherheitsbedenken gegen das chinesische Unternehmen Huawei teilt der Vodafone-Manager nicht. "Statt Angstmacherei würde ich mir eher eine faktenbasierte Diskussion über technische Lösungen und Schutzmechanismen für Unternehmen wünschen, etwa durch Verschlüsselung", schlug Ametsreiter vor. Er räumte allerdings ein, dass ein Verbot eine politische Entscheidung sei, die man gegebenenfalls akzeptieren müsse.
Politische Entscheidung schwer kalkulierbar
Die Bundesregierung lässt bislang offen, ob ein Einsatz von Huawei-Komponenten im deutschen 5G-Netz erlaubt bleibt. Ein strenges Prüfverfahren mit einer "politischen Komponente" soll dafür ausschlaggebend sein. Mehrere Länder haben Huawei dagegen vom 5G-Netzausbau ausgeschlossen, darunter die USA und Großbritannien.
Dies ist einerseits aus "Angst" vor wirtschaftlicher Übermacht Chinas passiert, aber auch aus Frust und Ärger über Chinas Vorgehen gegen jede Form von Kritik an seiner Politik, sei es in Hong Kong oder im Kernland beispielsweise gegenüber der Volksgruppe der Uiguren. Kenner der Szene gehen auch davon aus, dass speziell die USA darüber verärgert sind, dass sich die Technik von Huawei durch die Geheimdienste nicht so einfach "knacken" lässt.
Konfrontation hilft nicht
Die Erfahrung zeigt jedoch, dass China auf massiven öffentlichen politischen Druck eher gegenteilig reagiert. Wichtig bleiben unendlich viel Geduld und gute Kontakte und am Ende pragmatische Lösungen, wobei beide Seiten ihr "Gesicht wahren" können. Schnelle Erfolge sind leider nicht zu erwarten.
Boykott wirkt nicht wie gewünscht
Trotz aller Boykott-Bemühungen der USA steht Huawei weiterhin recht gut da. Sobald das chinesische Handy-TV-PC-Betriebssystem "Harmony OS" lieferbar sein wird, könnte es zu einer ernstzunehmenden Bedrohung von Android (vom US-Konzern Google) werden, da die Geräte aus China zu überaus günstigen Preisen auf den Markt kommen könnten.
Auch US-Konzerne wie Apple stellen ihre Geräte überwiegend in China her. Ein völliger Bruch ist somit gar nicht möglich.