Europäisch

Europäische Corona-App kommt nach Ostern

Nach der Forschungs-App "Daten­spende" kommt nach Ostern die eigent­liche Corona-Erken­nungs-App des euro­päi­schen PEPP-PT-Gremiums. Genaue Details fehlen noch.
Von mit Material von dpa

Gestern hat das Robert-Koch-Institut (RKI) die Corona-App "Daten­spende" vorge­stellt, die nicht den Nutzer warnen oder infor­mieren soll, wenn er oder sie einem anderen Corona-Pati­enten zu Nahe gekommen sein könnte, sondern einfach Forschungs­daten erheben und die Frage klären soll, ob man anhand von Gesunds­heits­daten wie Puls und Atmung abschätzten kann, ob und wie sich das Virus bemerkbar macht und weiter entwi­ckeln könnte.

Parallel dazu haben Wissen­schaftler und Unter­nehmer aus acht euro­päi­schen Ländern vor einer Woche das Konzept einer Corona-Tracking-App vorge­stellt, bei der die Privat­sphäre der Betrof­fenen gewahrt bleiben soll. Diese könnte "bald nach Ostern" an den Start gehen. Dazu sind aber noch einige wesent­liche Details zu klären.

in Europa entwi­ckelt

Große Hoffnungen setzen Regierungen und Gesundheitsbehörden auf die Corona-App nach dem PEPP-PT-Standard über Bluetooth. Große Hoffnungen setzen Regierungen und Gesundheitsbehörden auf die Corona-App nach dem PEPP-PT-Standard über Bluetooth.
Foto: Picture Alliance / dpa
Die in Europa entwi­ckelte Smart­phone-Tech­no­logie zur Eindäm­mung der Covid-19-Epidemie steht voraus­sicht­lich bald nach Ostern als konkrete Corona-Warn-App zur Verfü­gung. Das kündigte Chris Boos, einer der führenden Forscher des Projektes PEPP-PT [Link entfernt] in einem Gespräch mit der Deut­schen Presse-Agentur an. "Ich gehe davon aus, dass wir zwischen 15. und 19. April die erste App tatsäch­lich live haben", sagte der IT-Unter­nehmer, der im Digi­talrat der Bundes­re­gie­rung sitzt. Das Konzept war in den vergan­genen Wochen von 130 Experten aus acht euro­päi­schen Ländern entwi­ckelt und von Soldaten der Bundes­wehr in Berlin getestet worden.

Die App soll Menschen rasch und anonym infor­mieren, wenn sie Kontakt zu anderen hatten, die positiv auf das Coro­na­virus getestet wurden. Bisher läuft diese Infor­ma­tion nur über die Gesund­heits­ämter. Diese bemühen sich, aufwendig alle Kontakt­per­sonen zu errei­chen, an die sich der Infi­zierte erin­nert.

Tracking noch nicht fertig

Boos betonte, bislang gebe es noch keine fertige Tracking-App, sondern ein offenes tech­ni­sches Konzept, das drei Ziele verfolge. Zum einen müsse das System eine saubere Messung ermög­li­chen. "Wir wollen nicht Äpfel mit Birnen verglei­chen." Das zweite Ziel sei die Siche­rung der Privat­sphäre. "Wir verwenden keinerlei Ortungs­daten und auch keine Daten, die einen Menschen iden­ti­fi­zieren können." Dabei setze man auf eine komplette Anony­mi­sie­rung und reine Frei­wil­lig­keit.

Der dritte Punkt sei die Inter­ope­ra­bi­lität zwischen den Ländern. "Wir haben dann eine Art Roaming, damit man auch wieder wirk­lich die Grenzen öffnen kann und trotzdem infor­miert Infek­ti­ons­ketten nach­ver­folgen kann."

Unklar, wer App in App-Stores hoch­lädt

Wer die Anwen­dung nun konkret in die App-Stores bringe, sei eine poli­ti­sche Entschei­dung, betonte Boos. Er persön­lich sehe das Robert Koch-Institut (RKI) als "natür­liche Quelle für eine App in Deutsch­land". Das RKI hatte bereits am Dienstag eine erste Corona-App veröf­fent­licht, mit der Bürger Gesund­heits­daten aus Fitnes­s­tra­ckern und Smart­wat­ches spenden können, mit denen Wissen­schaftler Rück­schlüsse auf die Verbrei­tung des Virus ziehen wollen. Das RKI sei auch bei dem PEPP-PT-Projekt von Anfang mit dabei gewesen.

Als Beta­tester für die PEPP-PT-Platt­form habe man aber auch der Start-up-Commu­nity Zugriff gewährt, sagte Boos. "Wir wissen von vielen, die schon an Apps bauen, auch für unter­schied­liche Länder."

Verwen­dung von Blue­tooth Low Energy

Tech­nisch setzt das Projekt auf der Blue­tooth-Tech­no­logie auf. Hat man eine entspre­chende App instal­liert, sendet das Smart­phone regel­mäßig per Blue­tooth eine ID, quasi wie ein kleiner mobiler Leucht­turm. Gleich­zeitig lauscht die App auf die ID-Signale der anderen Nutzer, die sich in der Nähe aufhalten. Befinden sich zwei Anwender in der Reich­weite des anderen, tauschen sie ihre IDs aus und spei­chern sie verschlüs­selt lokal ab.

Die Verwen­dung des Funk­stan­dards Blue­tooth Low Energy stelle sicher, dass man "nicht auf Orts­daten und derglei­chen" zurück­greifen müsse, sagte Boos. "Das hat auch den Vorteil, dass es auch wirk­lich nur in einem kleinen Umkreis funk­tio­niert." Die beispiels­weise von Google gespei­cherten Bewe­gungs­daten sind dafür viel zu ungenau. Man könne bei Messungen mit Blue­tooth sogar heraus­finden, ob zwei Menschen durch eine Wand oder Glas­scheibe vonein­ander getrennt seien. "Das funk­tio­niert sehr gut. Wir haben das zuerst in einem mathe­ma­ti­schen Modell entworfen und dann bei Labor-Tests über­prüft. Und schließ­lich auch noch in der freien Wild­bahn, unter anderem bei der Bundes­wehr, getestet. Das funk­tio­niert sehr zuver­lässig."

Hannes Amtes­reiter, Deutsch­land-Chef von Voda­fone, sprach von einem "gut durch­dachten und präzisen Projekt", das man von Beginn an unter­stützt habe. "Spezi­fi­sche Situa­tionen und Krisen brau­chen spezi­elle Inno­va­tionen. Und das ist eine." Voda­fone hatte dafür sein Test­zen­trum in Düssel­dorf zur Verfü­gung gestellt, um die Blue­tooth-Sensorik für das Projekt weiter­zu­ent­wi­ckeln und in der Praxis zu testen.

Wer kann die App nutzen?

Die Europa-Corona-App wird aber nicht nur für Kunden von Voda­fone, sondern auch von Telekom, o2, Dril­lisch und aller anderen Marken, auch bei Kunden mit einer auslän­di­schen SIM-Karte nutzbar sein.

Die App wird für iOS (Apple) und Android (Google) zur Verfü­gung stehen und in allen euro­päi­schen Mobil­funk­netzen nach GSM/UMTS/LTE/5G-Stan­dard funk­tio­nieren, egal ob der Kunde einen Lauf­zeit- oder Prepaid-Vertrag hat. Zum Down­load im iTunes bzw. Google-Play Store ist ein einge­rich­tetes Konto und eine funk­tio­nie­rende Daten­ver­bin­dung (WLAN oder Mobil­funk) erfor­der­lich.

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