Vodafone: Zuwachs bei Festnetz, Rückgang bei Mobilfunk
Vodafone steht derzeit Kreuzfeuer der Kritik. Der VZBV (Verbraucherzentrale Bundesverband) hatte seine Statistik ausgewertet und festgestellt, dass die meisten Beschwerden wegen Vodafone eingegangen waren.
Der Vertragsoptimierer Volders, der seinen Kunden bei Kündigungen hilft und darüber regelmäßig eine Statistik veröffentlicht, hatte dieses Jahr die meisten Kündigungen bei Vodafone.
Macht sich die Kundenkritik in den Zahlen bemerkbar?
Vodafone konzentriert sich auf die Verdichtung seines Koaxkabel-Glasfaser-Kombinetz, um den steigenden Bandbreitenbedarf zu decken
Foto: Vodafone
Nun stellt Vodafone seine Geschäftszahlen für das Geschäftsjahr 2020/2021 vor. Macht sich dort die Kritik bemerkbar?
Schwierig zu sagen. Denn Vodafone meldet einen gestiegenen "Gesamt Service-Umsatz" von 11,5 Milliarden Euro (plus 7,7 Prozent) und die Service-Umsätze seien auch auch organisch gewachsen: Gesamt um 0,5 Prozent, im Festnetz um 1,4 Prozent, im Mobilfunk gingen sie allerdings um 0,7 Prozent zurück.
Das EBITDA, also der Gewinn vor Steuern, habe "organisch" (um Effekte durch Unitymedia bereinigt) um 1,8 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr zugelegt.
Plus durch Unitymedia-Kauf
Durch den Kauf von Unitymedia-Kauf stieg der Gesamt-Service-Umsatz im Geschäftsjahr 2020/2021 um 7,7 Prozent auf 11,5 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, was kein Wunder ist, schließlich wurde ja die Kundenbasis deutlich größer.
Vodafone betont, das "größte Gigabit-Netz Deutschlands" zu haben, damit wären (theoretisch) 22,4 Millionen Haushalte erschlossen. Bei Kabel-Glasfaser (so bezeichnet Vodafone sein durch Glasfaserleitungen untereinander verbundenes Koaxkabel-Netz) habe es 301.000 neue Kunden gegeben. Das macht dann insgesamt 8,2 Millionen Kunden, die tatsächlich angeschlossen sind.
Bei 5G-Ausbau nimmt Vodafone für sich in Anspruch, (theoretisch) "über 20 Millionen Menschen" erreichen zu können. Im Mobilfunk entschieden sich 317.000 Kunden für einen neuen Vodafone-Mobilfunkvertrag – die Anzahl der Mobilfunk-Vertragskunden liege damit bei über 19 Millionen, teilten die Düsseldorfer mit.
Alle SIM-Karten im Vodafone-Netz seien um 6,1 Millionen auf mehr als 58 Millionen angewachsen, darin sind auch zahlreiche SIM-Karten in Maschinen und Sensoren (IoT) enthalten.
Gut durch die Corona-Pandemie gekommen
„Die vergangenen zwölf Monate gehen als das Corona-Krisenjahr in die Geschichtsbücher ein. Nie waren schnelle und stabile Netze wichtiger“, resümiert Hannes Ametsreiter, der CEO von Vodafone.
Er sieht hohe Geschwindigkeiten weiter im Trend: „Mit mittlerweile 1 Million Gigabit-Anschlüssen surfen landesweit die meisten Gigabit-Kunden über unser leistungsstarkes Kabel-Glasfasernetz. Wir sind gut durch das Corona-Jahr gekommen – und werden nach der Pandemie den Digitalisierungsschub im Land nochmals beschleunigen“, versprach Ametsreiter.
Im Festnetz-Bereich wuchs der Service-Umsatz um 1,4 Prozent auf 6,46 Milliarden Euro. 301.000 neue Kunden und der Trend zu schnellen Anschlüssen halte an: Fast die Hälfte der Kabel-Glasfaserkunden hätte einen Anschluss mit 250 MBit/s oder mehr gewählt. Für den Gigabit-Anschluss hätten sich mittlerweile 1 Million Kunden entschieden – Vodafone sieht sich "mit Abstand" als Gigabit-Spitzenreiter in Deutschland.
Ab und zu liest und hört man Klagen, dass die versprochenen Gigabit-Werte, je nach regionalem Bauzustand des von Kabel-Deutschland oder Unitymedia übernommenen Koaxkabel-Netzes, gar nicht oder nicht immer erreichbar seien. Belastbare Erhebungen gibt es dazu aber nicht.
Vodafone ist sich der Problematik wohl bewusst und verdichtet sein Netz, verbaut deutlich mehr Glasfaser und bringt diese näher zu den Haushalten, um dem steigenden Bandbreiten-Hunger gerecht zu werden.
Mobilfunk: Mehr 5G-Reichweite
Im abgelaufenen Geschäftsjahr unterschrieben 317.000 Kunden einen neuen Mobilfunkvertrag bei Vodafone
Foto: Vodafone
Im Mobilfunk sank der Service-Umsatz um 0,7 Prozent auf 5,06 Milliarden Euro. Konkrete Ursachen nannte Vodafone nicht, vermutlich hängt das mit den stark gesunkenen Roaming-Umsätzen in der Pandemie zusammen.
Aktuell ist das 5G-Netz von Vodafone für "über 20 Millionen Menschen verfügbar", bis Jahresende sollen es 30 Millionen werden. Das genutzte Datenvolumen stieg im abgelaufenen Geschäftsjahr im Schnitt um über 30 Prozent.
Stolz ist Vodafone, als erster Netzbetreiber in Deutschland "5G-Standalone" freigeschaltet zu haben – zum Start an etwa 350 Standorten (etwa 1000 Antennen) in 170 Städten und Gemeinden im 3,5 Gigahertz-Bereich (Band n78), der höhere Geschwindigkeiten und Bandbreiten erlaubt.
Die neue Mobilfunk-Generation 5G-SA funkt damit erstmals völlig unabhängig von der Vorgänger-Technologie LTE (4G). Als erster Anbieter in Europa habe Vodafone sein 5G-Standalone-Netz für Privat- und Business-Kunden geöffnet, betont das Unternehmen, das sich selbst als "Digitalisierungskonzern" sieht.
Mit 5G-SA soll der Weg für "Datenaustausch in Echtzeit" und für die Technologie "Network Slicing" – also dem Bereitstellen von "separaten Netzen mit garantierten Bandbreiten und Latenzzeiten" für Spezial-Anwendungen wie Autonomes Fahren, Industrie 4.0, die Fernsteuerung von Zügen und Luftschiffen und Augmented Reality freigemacht werden.
Die zur Vodafone Group gehörende Vantage Towers hat gestern ihre Zahlen vorgelegt.