Nachhaltigkeit

Vodafone, Telekom, o2: TK-Branche setzt auf grünen Strom

Das Wort Nach­hal­tig­keit hat sich prak­tisch jede deut­sche Firma auf die Fahnen geschrieben - das gilt auch für die Netz­betreiber Deut­sche Telekom, Voda­fone und Telefónica. Bei der Deckung des Strom­bedarfs spielen Wind- und Wasser­kraft eine große Rolle.
Von dpa /

Deutsch­lands Tele­kom­muni­kati­ons­unter­nehmen setzen immer stärker auf Ökostrom, um ihre Antennen, Server und Shops klima­scho­nender zu betreiben. Voda­fone kündigte heute eine komplett "grüne" Strom­bilanz im Inland an, also Energie aus Wind, Sonne oder Wasser­kraft.

"Wir setzen auf Nach­hal­tig­keit, weil das unsere Kunden, unsere Mitar­beiter und auch der Kapi­tal­markt immer stärker einfor­dern", sagte der Voda­fone-Deutsch­land­chef Hannes Amets­reiter. Er betonte, dass der Geschäfts­erfolg nicht zu Lasten der Umwelt gehen dürfe.

Kauf von Erneu­erbaren-Zerti­fikaten

"Wir setzen auf Nachhaltigkeit, weil das unsere Kunden, unsere Mitarbeiter und auch der Kapitalmarkt immer stärker einfordern", sagte der Vodafone-Deutschlandchef Hannes Ametsreiter "Wir setzen auf Nachhaltigkeit, weil das
unsere Kunden, unsere Mitarbeiter und auch der Kapitalmarkt immer
stärker einfordern", sagte der Vodafone-Deutschlandchef Hannes
Ametsreiter
Bild: picture alliance/dpa/AFP Pool | John Macdougall
In eigenen Anlagen und Geschäften bezieht die Düssel­dorfer Firma schon seit April ausschließ­lich Ökostrom. In Miet­objekten oder auf Privat­grund­stü­cken mit Voda­fone-Antennen ist dies teil­weise noch nicht der Fall: Hier bekommt Voda­fone mitunter "grauen" Strom über den Vermieter. Diesen Strom, der auch aus Kohle­kraft­werken stammt, will Voda­fone nun über den Kauf von Erneu­erbaren-Zerti­fikaten ausglei­chen, die auch Herkunfts­nach­weise genannt werden.

Mit solchen Zerti­fikaten, die sich auf anderswo betrie­bene Solar-, Wind- oder Wasser­kraft­anlagen beziehen, wird Voda­fones Strom­ver­brauch rech­nerisch komplett "grün" - und zwar rück­wir­kend für das im April begon­nene Geschäfts­jahr 2020/21. Als Kosten für diese Zerti­fikate und für direkt bezo­genen Grün­strom veran­schlagt Voda­fone insge­samt etwa 25 Millionen Euro für fünf Jahre.

Voda­fone: CO2-Reduk­tion um 92 Prozent

Unum­stritten ist so ein Nach­weis­handel aller­dings nicht - Umwelt­schützer bemän­geln, dass dadurch weiterhin CO2 emit­tiert wird und sich somit alles in allem nur wenig ändert. Am besten wäre es aus ihrer Sicht, den Strom aus Ökoquellen vor Ort zu beziehen.

Mit dem Zerti­fika­tekauf redu­ziert Voda­fone seinen CO2-Ausstoß auf dem Papier nach eigenen Angaben um 92 Prozent. Die verblie­benen 8 Prozent entfallen unter anderem auf die Dienst­wagen­flotte und auf Notstrom-Diesel­gene­ratoren. Bei den Aggre­gaten prüft die Firma, ob sie Wasser­stoff-Vari­anten einsetzen kann.

Und die Dienst­wagen­flotte soll bis 2025 zur Hälfte auf Elektro umge­stellt sein. Eben­falls bis 2025 will Voda­fone "klima­neu­tral" sein - das heißt, dass die rest­lichen Emis­sionen durch Klima­schutz­pro­jekte ausge­gli­chen werden.

o2 bezieht seit 2016 Grün­strom, Telekom setzt auch auf Zerti­fikate-Einkauf

Auch Voda­fones Wett­bewerber kommen beim Klima­schutz voran. So bezieht Telefónica Deutsch­land mit seiner Marke o2 schon seit 2016 hundert Prozent Grün­strom - die Münchner Firma stellte also schon früh um. Wie bei der Konkur­renz galt aber auch der Strom­anteil bei Miet­objekten, wo das Unter­nehmen die Einkaufs­hoheit nicht hat, als "grau" - also nicht aus Erneu­erbaren.

Die Miete für einen Anten­nen­standort bezahlt Telefónica pauschal, das heißt inklu­sive Strom­kosten. Woher die Energie kommt, ist Sache des Vermie­ters, und der dürfte aus Sicht von Bran­chen­ken­nern häufig auf die billigste Quelle setzen und damit auch auf Kohle.

Gewis­ser­maßen um diesen Kohleruß von der Klima­schutz-Weste abzu­schüt­teln, will Telefónica ab Anfang 2021 Grün­strom-Zerti­fikate einkaufen, die sich auf skan­dina­vische Wasser­kraft beziehen. Dadurch würde Telefónica seinen Strom­ver­brauch rech­nerisch eben­falls komplett "grün" machen. 2019 lag der "graue" Anteil noch bei 16 Prozent des Konzern­strom­ver­brauchs, Tendenz sinkend.

Die Deut­sche Telekom deckt ihren Strom­ver­brauch im Inland schon seit Jahres­beginn komplett mit Erneu­erbaren ab und setzt hierbei eben­falls auch auf Zerti­fikate-Einkauf.

Voda­fone will mehr "grünen" Strom selbst erzeugen

Als weiteren Schritt in Rich­tung Klima­schutz will Voda­fone mehr "grünen" Strom selbst erzeugen. Das Düssel­dorfer Unter­nehmen arbeitet unter anderem mit dem Start-up Mowea zusammen, das kleine Wind­räder für Mobil­funk­masten entwi­ckelt.

An Stand­orten, die wenig Wind haben, sollen verstärkt Solar­anlagen zum Einsatz kommen. Aller­dings handelt es sich bei der eigenen Strom­erzeu­gung nur um eine "ergän­zende Maßnahme", wie ein Spre­cher betonte - also nur um einen kleinen Teil des gesamten Ener­gie­bedarfs der Firma.

Als weiteres Klima­schutz-Stand­bein sehen Voda­fone, Telefónica und die Telekom eine bessere Ener­gie­effi­zienz - Strom­fresser werden still­gelegt und neue Technik wird einge­baut. Das sorgt dafür, dass weniger Strom gebraucht wird.

2019 hat Voda­fone den Angaben zufolge zehn Mal so viele Daten trans­por­tiert wie 2014, der Strom­ver­brauch blieb den Angaben zufolge aber in etwa gleich. Hilf­reich ist hierbei auch der neue Mobil­funk­stan­dard 5G, der den Angaben zufolge 80 Prozent weniger Energie benö­tigt als sein Vorgänger 4G (LTE).

Die Telekom hat einen neuen Mobilfunk­mast in der Rekord­zeit von nur zehn Wochen geneh­migt bekommen. Im kommenden Jahr soll der neue GSM- und LTE-Sender aufge­baut und in Betrieb genommen werden. Mehr zu dem Thema lesen Sie in einer weiteren News.

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