Vodafone baut Mobilfunk-Windmühlen
Die vier roten "Punkte" am Mobilfunkmast sind Windpropeller, die jeweils rund 500 Watt elektrische Leistung liefern. Lange elektrische Zuleitungen werden überflüssig.
Foto: Vodafone
Früher haben Windmühlen Mehl gemahlen, seit einiger Zeit erzeugen sie Strom für die Allgemeinheit. Der neueste "Dreh": Strom für Mobilfunk. Strom-Windmühlen mit Mobilfunkantennen sind schon länger bekannt, aber bei den Mobilfunkern nicht sonderlich populär. Zwar "stören" die vorbeifliegenden Rotoren aus Kunststoff die Abstrahlung der Mobilfunksignale kaum, aber bei Wartungsarbeiten muss die Windmühle abgestellt und ein Hublifter das Service-Personal umständlich zur Antenne bringen.
Die Mühle am Mast
Die vier roten "Punkte" am Mobilfunkmast sind Windpropeller, die jeweils rund 500 Watt elektrische Leistung liefern. Lange elektrische Zuleitungen werden überflüssig.
Foto: Vodafone
Vodafone hatte eine kreative Idee: Windmühlen direkt am Mobilfunkmast anbringen.
Vodafone will künftig einen Teil seiner Mobilfunk-Stationen direkt mit erneuerbarer Energie versorgen. Dabei werden die LTE- und 5G-Stationen durch vier Windkraft-Turbinen in 50 Meter Höhe direkt mit Strom beliefert. Am heutigen Montag startete der Mobilfunkkonzern zusammen mit dem Berliner Start-up Mowea Deutschlands erste "Mobilfunkmühle" in 17358 Torgelow (Mecklenburg-Vorpommern).
Das Projekt gehört zu einer größer angelegten Unternehmensstrategie, bis zum Jahr 2022 die Vodafone-Netze zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen zu versorgen. "Mobilfunkantennen und Windräder haben etwas gemeinsam: Beide Technologien benötigen Höhe, um effektiv zu arbeiten", sagte Tobias Krzossa, Pressesprecher bei Vodafone dazu. "In Torgelow ist der erste LTE-Standort mit vier Mikro-Windturbinen von Mowea ausgestattet worden."
Strom vom Berliner Unternehmen
Das Berliner Unternehmen Mowea hat sich auf die Entwicklung modularer Windkraft-Systeme spezialisiert. Die Mowea-Idee wurde an der Technischen Universität in Berlin entwickelt, um die "Kleinwindkraft" zu standardisieren und sie damit für Unternehmen flexibel und wirtschaftlich zu gestalten. Im Vergleich zu großen Windkraftanlagen können die Systeme von Mowea vergleichsweise einfach und kostengünstig an den Standort transportiert und installiert werden.
Je höher der Mast, desto größere die Reichweite und desto mehr Wind für Strom, welcher die Station versorgt.
Foto: Vodafone
Schaut man sich das Vodafone-Video und die Bilder an, fallen ungewöhnlich kleine Windpropeller auf. Laut Produktdatenblatt von Mowea leistet jeder "Core Unit Generatoren" etwa 500 Watt, was bei 3 bis 4 Rotoren etwa 2 kW Leistung (abhängig vom vorherrschenden Wind) bietet. Der bürstenlose Gleichstromgenerator liefert etwa 200 Volt DC (Gleichspannung) die auf industrieübliche 48 Volt herunter geregelt wird.
"Wir wollen zunehmend neue Energiequellen nutzen, um Netz ins Land zu bringen", erklärt Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter die Strategie. Vodafone will in einem ersten Schritt bis zum Jahr 2021 mehr als 1100 Mobilfunkstationen mit Solaranlagen ausrüsten, kündigte er an.
Der rasante Ausbau der Mobilfunktechnik wird von manchen Umweltaktivisten kritisch gesehen. Zwar können 5G-Sendemasten die Daten energieeffizienter übertragen. Dafür hält sich hartnäckig das Gerücht, dass der Strombedarf infolge der zunehmenden Vernetzung in den Rechenzentren steigen würde. Darauf hatte zuletzt der Stromkonzern EON in einer Studie hingewiesen. Vodafones Technik Chef Gerhard Mack widerspricht. Wir werden darüber noch gesondert berichten.
Das Video zeigt die Vodafone Mobilfunkmühle aus nächster Nähe