Verstärkter Netzausbau entlang von Schiene & Autobahn
So langsam kommt der Netzausbau in Nordrhein-Westfalen voran - das Bild zeigt die Montage eines Mobilfunkmastes von Vodafone.
Foto: Picture Alliance / dpa
Ein Mobiltelefon ist dazu da, um mobil unterwegs erreichbar zu sein oder mit der Außenwelt Kontakt aufzunehmen. Soweit so gut. Kaum sitzt man im Zug und der hat den Bahnhof verlassen, könnte das Netz weg sein. Richtig weg. Kein Empfang, mobiles Arbeiten schwierig bis unmöglich, beispielsweise in den IC-Zügen der Deutschen Bahn.
Aber auch auf den stark befahrenen Autobahnen gibt es teilweise richtig nervige Empfangsprobleme. Beim Mobilfunkausbau steht das Thema schon länger weit oben auf der Tagesordnung.
Nordrhein-Westfalen will deutlich besser werden
So langsam kommt der Netzausbau in Nordrhein-Westfalen voran - das Bild zeigt die Montage eines Mobilfunkmastes von Vodafone.
Foto: Picture Alliance / dpa
Da kommt (wieder einmal) eine Meldung aus Nordrhein-Westfalen: Der Mobilfunkempfang an den Bahnstrecken und auf den Autobahnen in Nordrhein-Westfalen soll insbesondere für die Millionen Pendler in den kommenden Jahren deutlich besser werden, wenn es nach dem Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) geht. Der sieht einen besseren Empfang an den Bahnstrecken als einen weiteren Schwerpunkt des Ausbaus und als eine Chance, nach den Rückgängen in der Corona-Krise
die Schienenwege wieder attraktiver für Fahrgäste zu machen. "Wir halten das auch für zentral, auch für die Attraktivität der Bahn", betonte Pinkwart heute bei einer Zwischenbilanz zum Mobilfunkpakt.
Kooperation mit der Bahn
In Kooperation mit der Deutschen Bahn und mit Unterstützung durch die Politik gebe es jetzt die Chance, den Frequenzbereich bei 900 MHz auch entlang der Bahntrassen nutzen zu können und damit viel viel näher als bislang an die Bahnstrecken heranzukommen, erklärte der Deutschland-Chef von Vodafone, Hannes Ametsreiter. Statt bisher vier Kilometer Sicherheits-Abstand zu den Bahnlinien seien jetzt 500 Meter möglich. Für NRW bedeute das mehr als 6000 deutlich besser versorgte Bahnkilometer.
Vodafone ist ja historisch über Mannesmann-Arcor mit der Bahn "verbunden", denn Arcor wurde ja von einer Bahntochter damals mitbegründet.
Die Deutsche Telekom will Mobilfunk-Lücken an wichtigen Bahnstrecken und vielbefahrenen Autobahnen rasch schließen. "Das steht bei uns ganz oben auf der Prioritätenliste", betont der Geschäftsführer Technik der Telekom Deutschland GmbH, Walter Goldenits. Das Unternehmen sei dabei auch auf der Suche nach weiteren Standorten. Dabei kämen unter anderem auch Liegenschaften des Landes in Frage.
Außerdem würden vielerorts an den bestehenden Mobilfunkstationen die Kapazitäten erweitert, damit den Kunden mehr Bandbreite zur Verfügung stehe.
Für den Wirftschaftsminister sei der Ausbau in NRW "deutlich vorangekommen". Mit einer Haushaltsversorgung je nach Netzbetreiber von 97,3 bis 99,4 Prozent und einer Flächenversorgung über alle Anbieter hinweg von 98,5 Prozent mit LTE-Mobilfunk stehe Nordrhein-Westfalen unter den Flächenländern an der Spitze.
Seit der Unterzeichnung des Mobilfunkpaktes hätten die Netzbetreiber binnen zwei Jahren fast 12 000 Ausbaumaßnahmen umgesetzt. Während der starken Einschränkungen durch die Corona-Pandemie habe sich gezeigt, dass die Netze stabil arbeiteten und mobiles Arbeiten möglich sei.
Führend beim 5G-Ausbau?
NRW sei nicht nur bei der LTE-Versorgung unter den Flächenländern führend, sondern auch beim 5G-Ausbau, der übrigens nicht Teil des Mobilfunkpaktes NRW sei, so der Minister. Von 5G profitierten nicht nur Ballungsgebiete, sondern 5G komme auch im ländlichen Raum voran. "5G ist damit längst an der Milchkanne angekommen." Theoretisch zumindest.
5G für die Wirtschaft wichtig
Besonders für die Wirtschaft ist 5G ein Thema. "Die nahezu flächendeckende Versorgung mit LTE ist erfreulich, kann aber nur ein wichtiger Zwischenschritt für ein flächendeckendes 5G-Netz in Nordrhein-Westfalen sein", betont Johannes Pöttering, Hauptgeschäftsführer der Landesvereinigung der Unternehmensverbände.
Als Industriestandort sei NRW bei Themen wie Industrie 4.0, autonomer Mobilität oder dem "Internet of things (IoT)" auf die schnelle Übertragung großer Datenmengen zwingend angewiesen. Deshalb müsse jetzt der zügige und flächendeckende Ausbau des 5G-Netzes erfolgen.
Nach Ansicht des Handwerks hat die Corona-Krise den Bedarf im Mobilfunkbereich noch zugespitzt. "Beim Mobilfunk wäre es für das gerade im ländlichen Raum stark vertretene Handwerk natürlich hoch wünschenswert, die verbliebenen Löcher im ländlichen und grenznahen Raum zeitnah noch zu schließen", fasst die Handwerkskammer Düsseldorf das Problem zusammen. Viele digitale Betriebsfunktionen wie Flottenmanagement oder die Datenübermittlung von Sensoren und Detektoren der Anlagenwartung über spezielle Netze verliefen funkgestützt.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Nun, diese Aussagen mögen dazu geeignet sein, das Problem Netzausbau im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit am Leben zu erhalten. Zielführender wären aber ganz klare konkrete Ansagen, wann und wohl welches Funkloch gestopft werden soll und auch die Nennung von Ross und Reiter, wenn Baugenehmigungen einmal wieder an Befindlichkeiten von Großgrundbesitzern, Bauämtern oder Nachbarn, denen die Farbe des Sendemastes nicht gefällt, zu scheitern drohen.