UKW-Abschaltung in der Schweiz wird verschoben
Im Jahr 2014 haben sich die Schweizer Radios darauf verständigt, die analoge UKW-Verbreitung ihrer Programme spätestens 2024 zugunsten von Internetradio und DAB+ abzuschalten. Da Ende des vergangenen Jahres knapp drei Viertel der Radionutzung digital war, kam die Radiobranche zur Auffassung, dass unter diesen Bedingungen eine vorgezogene und gestaffelte Abschaltung der UKW-Sender im August 2022 (SRG) und im Januar 2023 (Privatradios) zu verantworten wäre. Darauf einigten sich 42 von 44 Radioveranstaltern und die SRG.
In den vergangenen Wochen ist die UKW-Abschaltung allerdings öffentlich diskutiert worden, vor allem angetrieben durch Radiopionier Roger Schawinski, der einen UKW-Ausstieg ablehnt und gegen die Abschaltung klagen wollte. In der Deutschschweiz und in der italienischen Schweiz ist die große Mehrheit der Radioveranstalter nach wie vor für die vorzeitige Abschaltung von UKW.
In der französischsprachigen Schweiz konnte indes in der konkreten Umsetzung keine genügende Mehrheit gefunden werden. Da es eine gesamtschweizerische Lösung braucht, sind die Radios deshalb auf ihren ursprünglichen Plan zurückgekehrt, die UKW-Sender am 31. Dezember 2024 abzuschalten. Zudem deuten die neusten Marktzahlen darauf hin, dass die Hörer mehr Zeit für die Umstellung brauchen.
Autofahrer brauchen mehr Zeit für Umrüstung
In der Schweiz wird UKW nun doch weiterlaufen
Quelle: YouTube, Screenshot: Michael Fuhr
Mit dieser Verschiebung haben die Konsumenten, namentlich auch die Autofahrer, mehr Zeit für den Technologiewechsel. In der Schweiz beträgt der Anteil der DAB+-tauglichen Neufahrzeuge seit 2020 zwar nahezu 100 Prozent. Nachrüstbedarf besteht vor allem in älteren Autos, die über keine Empfangsmöglichkeit via DAB+ oder andere digitalen Wege verfügen. Entsprechende Nachrüstsets sind in verschiedenen Preisklassen am Markt verfügbar. Neuwagen aus der EU müssen seit 2019 standardmäßig auch in der Schweiz über eine Empfangsmöglichkeit via DAB+ verfügen.
Die Radiobranche sei sich allerdings bewusst, dass UKW nach 2024 keine Zukunft mehr habe. Ende 2024 laufen die bestehenden Konzessionen aus. Ab diesem Zeitpunkt sollen in der Schweiz keine UKW-Programme mehr verbreitet werden.
Bis Ende 2024 würden sich die Rahmenbedingungen für DAB+ nochmals verbessert haben. Die Digitalisierung der Radionutzung nimmt bis zum Abschaltdatum weiter zu. Es werden noch mehr Geräte im Markt sein, und die Nachrüstung der Autos wird weitere Fortschritte machen.
Verschiebung der UKW-Abschaltung kostet Millionen
Die Verschiebung der UKW-Abschaltung auf den ursprünglich geplanten Termin vom 31. Dezember 2024 ist für die Radioveranstalter mit Kosten in mehrstelliger Millionenhöhe verbunden. Die doppelte Verbreitung der Programme sowohl über UKW als auch DAB+ kann sich kein Radioveranstalter auf Dauer leisten und ist auch unter ökologischen Aspekten wenig sinnvoll.
Für rein digital sendende kleinere Anbieter könnte die Beibehaltung von UKW sogar das Aus bedeuten, da sie weniger Reichweite haben, solange sich nicht alle potenziellen Hörer ein Digitalradio angeschafft haben.
Generell ist DAB+ in Europa noch ein Flickenteppich.