Aus für Kabel-UKW: So geht es mit den Frequenzen weiter
Vodafone zieht bei Kabel-UKW den Stecker
Foto: Getty Images/EyeEm via Vodafone
Wie berichtet wird Vodafone in der kommenden Woche die letzten analogen Hörfunkprogramme in seinen Kabelnetzen abschalten. In Hessen erfolgt die Abschaltung am 9. Januar, in Nordrhein-Westfalen am 10. Januar und in Baden-Württemberg am 11. Januar. In allen anderen Bundesländern werden schon seit 2018 keine Radioprogramme mehr analog in die Kabelnetze von Vodafone eingespeist.
Im Dezember hatte Vodafone die bundesweite Harmonisierung der Frequenzbelegung in seinen Kabelnetzen abgeschlossen. Seitdem können die Kunden deutschlandweit digitales Radio in den Vodafone-Netzen empfangen. Wie für das Fernsehen kommt dabei der DVB-C-Standard zum Einsatz. Die in den Haushalten vorhandenen UKW-Radios sind dann - zumindest für den Betrieb am Kabelanschluss - wertlos.
Endgültige Abschaltung zum Monatsende
Vodafone zieht bei Kabel-UKW den Stecker
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Der Netzbetreiber räumt ein, dass kommende Woche noch nicht ganz Schluss ist mit Kabel-UKW. Anstelle der regulären Programme werde dann bis Ende Januar eine Hinweisschleife gesendet, die über die Digitalisierung für die Kabelverbreitung von Hörfunkprogrammen informiert. Dabei betont Vodafone, dass für den Radioempfang keine separaten Receiver mehr benötigt werden. Stattdessen sei der Hörfunk dann über die auch für das Fernsehen genutzten Empfangsgeräte nutzbar.
Wer seine UKW-Radios weiter nutzen wolle, könne eine herkömmliche Antenne nutzen, statt das Gerät mit dem Kabelanschluss zu verbinden. Dann erfolge der Empfang terrestrisch und nicht mehr über das Kabelnetz. Allerdings werden - erst recht beim Einsatz von Zimmerantennen - auf diesem Weg in der Regel deutlich weniger Programme empfangen als über das Kabelnetz.
Vodafone will Internet-Versorgung verbessern
"Durch die Abschaltung des analogen Radios erhalten wir einen größeren Gestaltungsspieltraum für die weitere Entwicklung des Kabelnetzes. Die Übertragung der Radiosignale beansprucht einen erheblichen Teil des Kabel-Frequenzspektrums. Durch deren Wegfall setzen wir Kapazitäten frei, mit denen wir die Internet-Versorgung verbessern werden", sagt Marc Albers, Bereichsleiter Broadband bei Vodafone.
Der Netzbetreiber will den Frequenzbereich für den Upstream des Internetanschlusses nutzen. So sei es künftig beispielsweise möglich, den Kunden höhere Upload-Geschwindigkeiten als bisher anzubieten. Konkrete Einführungsszenarien nannte Vodafone noch nicht. Derzeit bekommen selbst Gigabit-Kunden im Kabelnetz nur bis zu 50 MBit/s im Upstream. Zum Vergleich: Bei Glasfaser-Anschlüssen sind es bis zu 200 MBit/s.
Eine Einschätzung von Markus Weidner
Der Wunsch von Vodafone, mehr Frequenzspektrum in den Kabelnetzen für den Internet-Zugang einzusetzen, ist nachvollziehbar. Auf der anderen Seite wurden die Kabelnetze primär für die Weiterverbreitung von Fernseh- und Hörfunkprogrammen eingerichtet. Dem Ton- und Fernsehrundfunk sollte daher immer Vorrang gegenüber anderen Diensten eingeräumt werden.
Digital speist Vodafone mehr als 350 Hörfunkprogramme ins Kabelnetz ein. Eine derart große Programmvielfalt wäre im UKW-Bereich gar nicht möglich. Zudem ist es natürlich zu begrüßen, dass auch das Radio im Kabelnetz digitalisiert wird. Skeptisch sehe ich die Akzeptanz von DVB-C für den Hörfunk. Kaum jemand wird über den Fernseher Radio hören oder diesen als "Brücke" zwischen Receiver und HiFi-Anlage ständig laufen lassen wollen.
Es gibt zwar Kabelradio-Receiver für DVB-C, die sich auch als Ergänzung zu einer bestehenden HiFi-Anlage eignen. Die Anschaffung lohnt sich aber eher nicht. Zum gleichen Preis - oder sogar günstiger - sind auch WLAN-Radios zu bekommen, mit denen man Zehntausende von Hörfunkprogrammen über das Internet empfangen kann.
Die Geräte unterstützen in der Regel auch den terrestrischen DAB+- und UKW-Empfang und sie funktionieren unabhängig von der Kabeldose in allen Räumen der Wohnung, sofern das heimische WLAN-Netz zur Verfügung steht. Ein solches Smart Radio wäre demnach bei einer Neuanschaffung die bessere Lösung gegenüber einem DVB-C-Empfänger speziell für den Hörfunkempfang.
In einer weiteren Meldung berichten wir darüber, dass regional auch DAB+ im Kabelnetz genutzt wird.