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Schweiz: Radioveranstalter wollen UKW früher abschalten

Der Schweizer Bundesrat hatte beschlossen, die UKW-Konzes­sionen bis 2026 zu verlän­gern. Mindes­tens ein großes Medi­enhaus will nicht so lange warten und schon Ende 2024 aus der analogen Radio-Verbrei­tung aussteigen.
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Die Radio­branche war sich weit­gehend einig: Eigent­lich sollte der UKW-Ausstieg in der Schweiz schon Ende 2024 erfolgen. Gegen die UKW-Abschal­tung waren nur wenige Radio­ver­anstalter in der West­schweiz. Während sie 2024 ihre analoge Verbrei­tung hätten einstellen müssen, wären Konkur­renten, die von Frank­reich aus und mit fran­zösi­scher Lizenz Fenster für die Schweiz ausstrahlen, weiter via UKW auf Sendung geblieben. Damit hätten die Schweizer Veran­stalter vor allem in der Genfer-See-Region einen Wett­bewerbs­nach­teil gehabt. In der Deutsch-Schweiz wehrte sich zudem Radio­pio­nier Roger Scha­winski mit seinem Radio 1 gegen das UKW-Aus. Er sieht darin keine Notwen­dig­keit, zumal das UKW-Band nicht neu genutzt werden soll.

Der Schweizer Bundesrat hatte daher auf seiner Sitzung vom 25. Oktober 2023 beschlossen, die 2024 auslau­fenden UKW-Funk­kon­zes­sionen um zwei Jahre zu verlän­gern - angeb­lich zum letzten Mal. Damit erhalte die Radio­branche die gewünschte Flexi­bilität, um den Migra­tions­pro­zess vom analogen zum digi­talen Radio erfolg­reich abzu­schließen, hieß es.

Mindes­tens ein Medi­enhaus will vorzeitig aus UKW aussteigen

Die Schweiz steigt beim Radio von UKW auf DAB+ um Die Schweiz steigt beim Radio von UKW auf DAB+ um
Bild: SKV
Mindes­tens ein großes Schweizer Medi­enhaus will aller­dings nicht so lange warten. Wie das Portal "DAB Swiss" aus mehreren Quellen erfuhr, prüfe das bisher nicht genannte Unter­nehmen den früh­zei­tigen UKW-Ausstieg seiner Radio­pro­gramme Ende 2024. Mehr Infor­mationen dazu gebe es spätes­tens auf dem Event "Swiss­radioday" Ende August 2024. In der Schweiz gibt es zwei große Radio­ver­anstalter: Ringier, unter anderem mit Radio­marken wie Energy, und CH Media, der Betreiber von Sendern wie Radio 24. Ob es sich um einen der beiden Veran­stalter handelt, ist aber noch offen.

Das Medi­enhaus gehe damit einer erheb­lichen, finan­ziellen Mehr­belas­tung durch die Doppel­aus­strah­lung aus UKW und DAB+ früh­zeitig aus dem Weg, hieß es. Die Radio­nut­zung findet in der Schweiz bereits heute über­wie­gend digital (DAB+ und Internet) statt. Im Früh­jahr 2023 betrug der Anteil der digi­talen Radio­nut­zung 81 Prozent; die UKW-Nutzung hat sich auf 19 Prozent redu­ziert. Zu Hause und bei der Arbeit erfolgt mehr als 80 Prozent der Nutzung über digi­tale Kanäle, im Auto beträgt der Anteil zwei Drittel. Nur noch acht Prozent des Publi­kums hört Radio ausschließ­lich Radio über UKW.

Zahlen, von denen Deutsch­land noch weit entfernt ist. Hier sieht die Lage umge­kehrt aus, auch, weil vor allem der Privat­funk weiter an der analogen UKW-Verbrei­tung fest­halten will.

UKW-Tunnel­funk wird eben­falls 2024 einge­stellt

Erst kürz­lich wurde bekannt, dass auch das Bundesamt für Straßen (ASTRA) die UKW-Versor­gung in den Schweizer Natio­nal­stra­ßen­tun­nels Ende 2024 aus Kosten­gründen einstellen wird. Das bedeutet aber auch, dass Auto­fahrer ohne DAB+-Empfang in Fahr­zeugen ab 2025 nicht mehr über Störungen im Tunnel wie Unfälle gewarnt werden. Betroffen sind hier auch zahl­reiche Deut­sche, die beispiels­weise im Sommer die Schweiz als Tran­sit­land zum Urlaub in Italien nutzen.

In Belgien disku­tieren Radio­ver­anstalter eben­falls über den Ausstieg aus dem UKW-Radio und dem Umstieg zu DAB+.

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