Bayreuth: Erste Stadt mit UKW-Notsender für Krisenfälle
Wie informiert eine Stadtverwaltung zielgerichtet und anlassbezogen ihre Bürger im Falle eines Blackouts, wenn flächendeckend und für längere Zeit der Strom ausfällt? Dieser Frage haben sich die Verantwortlichen in Bayreuth gestellt. In Federführung des Referats für Personal, Recht, öffentliche Sicherheit und Ordnung mit berufsmäßigem Stadtrat Ulrich Pfeifer an der Spitze hat die Stadtverwaltung gemeinsam mit der Bayreuther Firma TMT eine technische Lösung gefunden, die deutschlandweit bisher weitgehend einmalig sein dürfte: In Bayreuth wird die Stadtverwaltung künftig in der Lage sein, über die Sendefrequenz des lokalen Hörfunksenders "Radio Mainwelle" (UKW 104,3) ein Radio-Notprogramm zu senden, und zwar aus dem zwölften Stock des Neuen Rathauses.
Eigener UKW-Sender mit Notstrom im Rathaus
Sendetechnik für die Notfallversorgung aus dem Rathaus
Foto: Stadt Bayreuth
Hierfür wurde in den vergangenen Wochen die Notstromversorgung der Stadtverwaltung ertüchtigt, eine Radio-Antenne auf dem Rathaus-Dach installiert und die dazugehörige Antennen-Installation vom städtischen Hochbauamt in den zwölften Stock verlegt. Dort kann das Notfall-Radio bei Bedarf auf Sendung gehen und die Bürger im Halbstunden- oder Stundentakt mit aktuellen Informationen versorgen. Die erforderliche Technik stellt der Bayreuther IT-, Internet- und Mediendienstleister TMT zur Verfügung, als Medienpartner gilt das Lokalradio, damit kann die Staatsferne des Rundfunks aufrechterhalten werden.
Bevölkerung soll Batterien- oder Akku-betriebene Radios bereithalten
"Natürlich werden wir als Stadt im Falle eines Blackouts auch weiterhin auf bewährte Kommunikationsmittel wie Lautsprecherdurchsagen zurückgreifen, aber mit dem neuen Notfall-Radio können wir viel schneller viel mehr Menschen zielgerichtet und der aktuellen Lage angepasst erreichen", so Ulrich Pfeifer bei der Vorstellung des neuen Angebots. "Das A und O dabei ist allerdings, dass sich die Bayreuther Bürgerinnen und Bürger mit Radios ohne Netzbetrieb, das heißt mit Batterie, Dynamo- oder Solarbetrieb, ausstatten", ergänzte Oberbürgermeister Thomas Ebersberger. Denn bei einem längerfristigen und flächendeckenden Stromausfall helfen letztlich irgendwann auch die Warn-Apps auf den Mobiltelefonen nicht mehr weiter, da die Telefone ja nicht mehr aufgeladen werden können und die Mobilnetze ausfallen werden. "Daher ist das Notfall-Radio die beste Möglichkeit für eine Stadt, ihre Bürger in solch einem Krisenfall, von dem wir alle hoffen, dass er niemals eintritt, dauerhaft zu informieren – wenn erforderlich rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche."
Im Falle einer Notsituation, wie zum Beispiel einem Blackout, könne sich die Kreisverwaltungsbehörde beileibe nicht um alles kümmern, so die Verantwortlichen der Stadt. Daher sei die vorausschauende Hilfe zur Selbsthilfe der Bevölkerung gefragt und unabdingbar. Hierfür könne das neue Notfall-Radio einen wichtigen Beitrag leisten.
Große Rundfunksender haben in der Regel Notstromversorgung für mehrere Tage
Ob diese Notfalleinrichtung tatsächlich irgendwann zum Einsatz kommen muss, ist fraglich. In der Regel sind zumindest die großen ARD-Rundfunksendeanlagen (für Bayreuth wäre dies der Standort Ochsenkopf im Fichtelgebirge) mit Notstrom-Aggregaten für mehrere Tage gegen Stromausfälle abgesichert und werden in Krisenzeiten sorgfältig betreut: Mitarbeiter der Sendeanstalten und Netzbetreiber sichern gegenwärtig rund um die Uhr die Funktionsfähigkeit dieser Anlagen und damit die Versorgung der Bevölkerung mit aktuellen Hörfunk- und Fernsehprogrammen.
Probleme gibt es eher in den Studios der lokalen Radioprogramme: Die Flutkatastrophe in NRW hatte gezeigt, dass die Versorgung mit Information nur über einen begrenzten Zeitraum möglich war. Die Stadtverwaltung von Wuppertal hatte daher zuletzt vorgeschlagen, 100.000 Euro zur Verfügung zu stellen, damit der Privatsender Radio Wuppertal bei Stromausfall weitersenden kann. Finanziert werden soll ein Notstromaggregat für die Redaktion, eine Notstromversorgung für den Sendemast Westfalenweg, eine Überbrückung der Leitung vom Sender zur Redaktion und auch die Technik, damit sich die Feuerwehr im Notfall in laufende Sendungen schalten kann. Radio Wuppertal hatte beim verheerenden Hochwasser im Juli 2021 zwar in der Nacht noch kurz die Bevölkerung informieren können, konnte aber nach Stromausfall um 3 Uhr nur noch bis 5 Uhr senden.
Notstrom-Sender für Mobilfunk
Macht eine solche Notstrom-Versorgung nicht auch für den Mobilfunk Sinn? Mobilfunkanlagen und wichtige Netzknoten sind laut dem Netzbetreiber Telefónica ausreichend mit Notstrom gegen einen kurzen Stromausfall abgesichert. Die meisten Mobilfunkanlagen sind allerdings lediglich für einen bis zu zweistündigen Stromausfall gewappnet.
Da Mobilfunknetze im Vergleich zum Rundfunk engmaschig sind, kann eine darüber hinausgehende Notstrom-Versorgung, so wünschenswert sie auch zumindest für die Telefonie wäre, nur sehr schwer bis gar nicht realisiert werden. Umso wichtiger ist hier die Bedeutung des Rundfunks.