Neustart

Telekom will Digitalisierung “Made in Germany“ liefern

T-Systems war lange ein Sorgen­kind. Von Altlasten befreit, soll sie die Digi­tali­sie­rung in Unter­nehmen und Verwal­tungen in Angriff nehmen. Für den Mittel­stand gibt es neue Pläne.
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Der Unter­neh­mens­teil "T-Systems" der Deut­schen Telekom rich­tete sich von Anfang an große System­kunden aus der Indus­trie und belie­ferte diese dann mit allem, was man so brau­chen könnte: Das ging von Tele­fon­anschlüssen samt notwen­diger Telefon-Anlage und den Tele­fonen auf den Schreib­tischen, über Computer, Server bis hin zum Drucker­papier.

Doch dieses Konzept wurde am Ende viel zu teuer und schwer­fällig. Lange führten Teile von T-Systems inner­halb der Telekom ein (teures) Eigen­leben, also musste der Bereich umor­gani­siert und umge­krem­pelt werden. Diese Aufgabe hat Adel Al-Saleh über­nommen und versi­cherte in einer Pres­sekon­ferenz, an der teltarif.de teil­nahm, dass die neue "Company" mit der alten nicht mehr viel zu tun habe.

Verkauf aufge­geben

Eine Zeit­lang stand die Idee im Raum, die verblie­bene T-Systems an ein Bera­tungs­unter­nehmen zu verkaufen, doch die Verhand­lungen brachten nicht das gewünschte Ergebnis.

Neu durch­starten

Von Altlasten befreit soll T-Systems Chef Adel Al-Saleh die Digitalisierung des Landes voranbringen. Von Altlasten befreit soll T-Systems Chef Adel Al-Saleh die Digitalisierung des Landes voranbringen.
Foto: Picture Alliance/dpa
Also hat sich die Telekom entschlossen, selbst durch­zustarten. Die Deut­sche Telekom möchte die Digi­tali­sie­rung von Wirt­schaft und Verwal­tungen voran­treiben. Dazu wurden inner­halb der Telekom Deutsch­land (internes Kürzel "TDG") ein neuer Bereich für "digi­tale Rund-um-Lösungen und Platt­formen im Wachs­tums­markt für Digital Expe­rience Services" geschaffen. Die Groß­kun­den­sparte T-Systems soll sich inner­halb des Konzerns als "vertikal ausge­rich­teter IT-Dienst­leister" orien­tieren. Die neue Abtei­lung soll für "Bera­tung, Cloud Services und digi­tale Lösungen mit einge­bauter Sicher­heit" sorgen.

Die Idee: Kombi­nierte Ange­bote aus Anschlüssen (Konnek­tivität), Daten(verbin­dungen) und Anwen­dungen für ein "durch­gän­giges digi­tales Kunden­erlebnis", d. h. die Anwen­dungen sollen in der bei der Telekom gehos­teten Cloud laufen und die Leitungen zum Kunden soll die Telekom liefern. Davon verspricht sich die Telekom weiteres Wachstum mit Digi­tali­sie­rung "Made in Germany".

Neue Abtei­lung: "Digi­tale Kunden­erleb­nisse"

Die Telekom hat erkannt, dass im Mittel­stand und der gesamten deut­schen Indus­trie der Bedarf nach Digi­tali­sie­rung groß ist. IT-Themen gelten gerade beim Mittel­stand als "lästig" oder "teuer". Es fehlt Exper­tise, oder die Unter­nehmen können oder wollen sich keine hoch­bezahlten IT-Fach­leute leisten.

Die Telekom Deutsch­land sieht sich nach eigenen Angaben "ideal posi­tio­niert", um diese Nach­frage zu befrie­digen. Sie will mit einem neu geschaf­fenen Bereich die Kombi­nation aus Konnek­tivi­täts-Leis­tungen und Telko-nahen Platt­formen beispiels­weise für das Internet der Dinge und Secu­rity anbieten.

Dabei will die Telekom beim Kunden die notwen­dige Soft­ware instal­lieren, die dann das Cloud-Angebot der Telekom mit der Soft­ware beim Kunden verbinden soll.

One-Stop-Shop

Der neue Bereich in der TDG bringt diese Leis­tungen als "One-Stop-Shop" (= ein Laden, wo man alles bekommt) für die Digi­tali­sie­rung auf den Markt. Ziel­gruppe ist zunächst der Mittel­stand in Deutsch­land. Das Angebot soll dann später für mehr Kunden und auch in anderen Ländern erwei­tern ("skalieren") lassen. Mit der Grün­dung des neuen Geschäfts­feldes wird T-Systems ab dem nächsten Jahr ihre Digi­tal­tochter "T-Systems MMS (Multi Media Solu­tions") in den Konzern über­führen und neue als Einheit stärken. Die MMS (nicht mit den MMS-Nach­richten verwech­seln) ist ein eigen­stän­diges Unter­nehmen (mit Sitz in Dresden) und wird künftig in der TDG (Telekom-Deutsch­land) gesteuert.

Bei Telekom/T-Systems MMS arbeiten rund 1700 "Digi­tal­experten," die Entwick­lung und Umset­zung digi­taler Stra­tegien von Unter­nehmen und des öffent­lichen Sektors machen sollen. Die bestehende Zusam­men­arbeit zwischen MMS und den bishe­rigen Kunden von T-Systems soll unver­ändert weiter laufen.

Darüber hinaus möchte die Telekom in Tech­nologie und stra­tegi­sche Part­ner­schaften inves­tieren, um im neuen Geschäfts­bereich zu wachsen und diese dann welt­weit zu erwei­tern. Dabei sollen weniger Unter­nehmen gekauft werden, die hohe Umsätze verspre­chen, sondern es gehe mehr um Know-How und neue Produkte (StartUps), betonte Telekom Deutsch­land Chef Srini Gopalan.

T-Systems bleibt Kern der Digi­tal­stra­tegie

Auch künftig soll die Groß­kun­den­sparte T-Systems den Kern der Digi­tal­stra­tegie bilden. Denn T-Systems erwirt­schaftet jähr­lich rund vier Milli­arden Euro Umsatz, wovon sich der Löwen­anteil von rund 85 Prozent auf Cloud-Dienste und Digi­tale Lösungen konzen­triert.

Telekom will sich von mögli­cher Konkur­renz durch "bessere Bera­tung" unter­scheiden. T-Systems Chef Al-Saleh teilte mit, dass bei ihm rund 4000 Stellen zu besetzen seien, davon 1000 in Deutsch­land.

Telekom-Konzern über­nimmt Altlasten

Damit T-Systems neu starten kann, will der Telekom-Konzern seine Tochter von "histo­rischen Verpflich­tungen" entlasten, was mehr Spiel­raum schaffen soll. T-Systems soll im eigenen Konzern der bevor­zugte Partner für die eigene Digi­tali­sie­rung sein.

In den letzten fünf Jahren habe sich T-Systems von einem Outsour­cing-Spezia­listen zu einem IT-Dienst­leister entwi­ckelt. Der Schwer­punkt liege auf bestimmten Bran­chen, Märkten und Service-Ange­boten mit Schwer­punkt Digital-Lösungen, Multi-Cloud und Bera­tung.

Schon heute sei T-Systems als IT-Dienst­leister im deutsch­spra­chigen Europa in den Bran­chen wie Auto­motive, Gesund­heits­wesen, öffent­licher Perso­nen­nah­ver­kehr, Handel und Logistik sowie für den öffent­lichen Sektor unter­wegs.

In der Forschungs­stadt Darm­stadt hat die Telekom/T-Systems histo­risch bedeut­same Stand­orte. Dort soll es keinen Kahl­schlag geben.

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