o2: Mehr Umsatz und treue Kunden
o2 freut sich über gute Zahlen. Die Verluste stiegen, weil die 3G Technik früher abgeschrieben werden musste.
Grafik: Telefónica Deutschland
Wenn Telefónica Deutschland seine Zahlen vorlegt, sind viele gespannt: Ist es möglich, einen top Netzausbau und attraktive Kundenpreise plus Rendite-Erwartungen der Shareholder unter einen Hut zu bekommen?
Mehr Umsatz als vorher
Starkes Kundenwachstum und großes Interesse an der Hauptmarke o2 haben dem Telekommunikationsanbieter Telefónica Deutschland höhere Umsätze als zu vor beschert. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres sei der Erlös verglichen mit dem Vorjahreszeitraum 2020 um 2,9 Prozent auf 3,74 Milliarden Euro gestiegen, teilte das Unternehmen heute stolz in München mit. Unternehmens Chef Markus Haas findet, "wir haben uns auch im ersten Halbjahr sehr gut entwickelt und ein Rekordwachstum bei Umsatz und operativem Ergebnis erzielt".
Mobilfunkdienstleitungen: Zuwachs
o2 freut sich über gute Zahlen. Die Verluste stiegen, weil die 3G Technik früher abgeschrieben werden musste.
Grafik: Telefónica Deutschland
Die für Branchenexperten wichtigen Erlöse durch Mobilfunkdienstleistungen kletterten in dem Zeitraum um 3,5 Prozent auf 2,68 Milliarden Euro. Ebenso stark konnte das Unternehmen im operativen Geschäft zulegen, wo es bereinigt um Sondereffekte sowie vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (nach OIBDA) 1,17 Milliarden Euro verdiente. Das lag vor allem an den günstigen und offenbar auch profitablen o2-Tarifen sowie geringeren Kosten, z.B. durch die Zusammenlegung der bisherigen Aktivitäten von E-Plus und o2.
Rote Zahlen nach 3G Abschaltung
Aber es gibt auch rote Zahlen: Unterm Strich vergrößerte sich der Verlust im ersten Halbjahr von 62 Millionen auf 84 Millionen Euro: Der Konzern hatte sein 3G-(UMTS)-Netz wesentlich früher als ursprünglich geplant abgeschaltet, so dass ein höherer Abschreibungsbedarf entstand und neue Technik kostet auch Geld.
Speziell im zweiten Quartal konnte sich Telefónica (o2) über eine "sehr gute Geschäftsdynamik" freuen. Die "anhaltende Zugkraft des o2 Free Portfolios" (=o2 Free Tarife) wurde gestützt durch starke Online-Kanäle und historisch niedrige Abwanderungsraten (nur sehr wenige Kunden haben gekündigt). Die schrittweise Wiedereröffnung der o2 Shops habe die Dynamik verstärkt.
374.000 Neukunden
o2 konnte im zweiten Quartal 374.000 Mobilfunkvertragskunden neu überzeugen (nach Abzug der gekündigten Verträge). Wenn man Maschinen-SIM-Karten einbezieht, lag der Zuwachs bei insgesamt 455.000 Neuverträgen. Zusammen mit 91.000 neuen Prepaid-Anschlüssen sei dies "das stärkste Kundenplus seit 2016". Die Abwanderungs-Rate (Fachbegriff "Churn Rate") sank weiter und lag mit 1,0 Prozent deutlich unter dem Vorjahreswert von 1,4 Prozent. Bei o2 selbst lag dieser Wert sogar bei 0,8 Prozent nach 1,1 Prozent im Vorjahr. Wohl aufgrund günstiger Preise nutzten die Kunden das o2-Netz für Datenservices so stark wie bei keinem anderen Anbieter.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Lange hielt sich der Eindruck, bei o2 sind keine großen Sprünge möglich, weil Geld dringend für den Netzausbau und die Anteilseigner gebraucht wird, aber die Kunden möglichst wenig bis nichts ausgeben wollen. Hört man die aktuellen Ergebnisse, scheint das Kunststück vielleicht doch möglich zu sein? o2 sollte auf gar keinen Fall beim Netzausbau nachlassen. Niedrige Kündigungsraten dürften der Corona-Lage geschuldet sein. Da möchte man ungern den Anbieter wechseln, weil immer etwas "schief" gehen kann.
o2 möchte viele Häkchen im Vertrag haben. Datenschützer sehen das kritisch.