o2-Banking wechselt den Partner: Konto-Umzug für Kunden
o2-Banking trennt sich von der Fidor-Bank und sucht sich einen neuen Partner.
Grafik: o2 / Montage teltarif.de
Ist ein Mobilfunkanbieter eine Bank? In vielen Ländern ist das so. In Deutschland braucht man eine Banklizenz, und daher haben viele Mobilfunkanbieter lange gezögert. Zwar gab es beispielsweise Experimente wie MyWallet und Clickandbuy der Telekom, auch Vodafone und E-Plus probierten das mobile Bezahlen aus, aber das wurde nach einiger Zeit wieder eingestellt.
Bei o2 tat man sich im Jahre 2016 mit der Neo-Bank Fidor zusammen und stellte o2-Banking auf die Beine. Die Idee: Eine App auf dem Handy, dazu eine Mastercard-Debit-Karte (im Volksmund auch fälschlicherweise "Kreditkarte" genannt) und (kontaktlose) Bezahlung. Als Apple Pay auf der Szene erschien, war o2 durch Fidor bald auch hier dabei.
Alles lief reibungslos. Pro umgesetztem Euro gab es Punkte, die man in Datenvolumen oder einen Amazon-Gutschein eintauschen konnte. Nur änderte Fidor für o2 zwischendurch die Kriterien: Statt 1000 Punkten sollten es auf einmal 10 000 Punkte für einen 10-Euro-Gutschein sein. Das war aber der einzige Minuspunkt.
Die Fidor-Bank wurde an die französische Bank BCPE (übersetzt etwa "Volksbanken und Sparkassen") verkauft, doch diese Ehe funktionierte irgendwie nicht. Seitdem ist bei der Fidor-Bank "der Wurm drin". Original-Kunden von Fidor wurden auf einmal höhere Preise berechnet oder aus teils nicht nachvollziehbaren Gründen gekündigt, in einschlägigen Foren türmten sich frustrierte Beiträge von Betroffenen.
o2-Banking hingegen lief während dieser Turbulenzen ungestört weiter. Auch der Unfall mit einem Datenleck bei "Mastercard Priceless" wurde von Fidor für o2 mustergültig abgewickelt.
o2 und Fidor beenden die Zusammenarbeit
o2-Banking trennt sich von der Fidor-Bank und sucht sich einen neuen Partner.
Grafik: o2 / Montage teltarif.de
Heute erhielten die ersten Kunden von o2-Banking überraschend eine E-Mail: "Sehr geehrte(r) Herr/Frau xxx, seit 2016 haben wir, die Fidor Bank gemeinsam mit o2, erfolgreich und mit viel Freude o2 Banking betrieben. Mit Blick auf die Zukunft haben wir uns nun gemeinschaftlich dazu entschlossen, unsere Ziele und Strategien unabhängig voneinander weiterzuverfolgen.
Daher wird das aktuelle o2 Banking Angebot – ein Service der Fidor Bank – Ende Juni [2020] eingestellt. Die Fidor Bank AG wird sich in den nächsten Tagen mit detaillierten Informationen zur Kontoschließung und den nächsten Schritten bei Ihnen melden. Gleichzeitig endet auch erst einmal das aktuelle o2 Banking Bonusprogramm, hierzu informiert Sie o2 ausführlich Ende Mai.
Ab 31.05.2020 startet o2 ein neues Bankingprogramm mit einem anderen Partner. Gehen Sie mit und erfahren Sie auf www.o2.de/banking mehr dazu.
o2 und Fidor möchten Ihnen versichern - und das gilt ganz besonders im Angesicht der Corona-Krise - dass beide Partner vereinbart haben, für alle heutigen o2 Banking Kunden auch nach dem Ende der Zusammenarbeit eine Lösung zu finden. Wir werden Sie nicht alleine lassen und informieren Sie hierzu gesondert in den nächsten Tagen. Vielen Dank für Ihre Treue."
Neuer o2-Banking-Partner geplant
o2 teilte dazu mit, dass man mit einem neuem Partner starten wolle, die Verhandlungen mit dem neuen Banking-Partner seien bereits "weit fortgeschritten". Zu den Kernleistungen des neuen Banking-Angebots sollen etwa eine kostenlose Girocard zählen (gab es bisher nicht) und eine ebenso kostenlose Visa Kreditkarte (bisher war es eine Mastercard Debit).
Kunden soll es zudem möglich sein, weltweit kostenlos Geld abzuheben. Weiterhin sollen Kunden Zugriff auf mobile kontaktlose Bezahlsysteme erhalten. Geplant ist, neben Apple Pay auch Google Pay (gab es bisher nicht) im Angebot zu haben.
Darüber hinaus werde o2 ein "attraktives neues" Bonusprogramm etablieren. Der neue Banking-Partner und weitere exklusive Vorteile werden voraussichtlich bis Ende Mai offiziell verkündet.
Markus von Böhlen, Director Devices, Trading & Digital Life bei Telefónica Deutschland und verantwortlich für das Banking-Produkt erklärt das so: „Die neue Partnerschaft soll o2 neue Optionen für die strategische Weiterentwicklung unseres Banking-Angebots eröffnen. Ziel ist es, das Leistungsangebot über den bisherigen Service hinaus zu erweitern und wieder auf Basis einer starken Plattform zu skalieren. Dazu werden wir unser eigenes Handeln konsequent von den Kunden her denken – und immer mehr von ihnen wünschen sich ein komplettes mobiles Banking-Angebot einschließlich Wertpapierdienstleistungen.“
Was ändert sich für Bestandskunden?
Bestandskunden können jetzt schon damit beginnen, ihre Kontakte über eine kommende Änderung der Bankverbindung zu informieren (die bisherige o2-Fidor-Banking-Kontonummer dürfte mit hoher Sicherheit verschwinden) und sich schon einen Überblick über regelmäßige Zahlungen (Lastschriften, Daueraufträge) auf diesem Konto zu verschaffen. Das erleichtert den späteren Umzug auf das neue o2-Angebot oder den Rückweg zu einem bereits bestehenden (anderen) Konto oder den Wechsel zu einer ganz neuen Bank.
Bereits ab 31. Mai sollen o2-Kunden das neue Konto bei dem neuen Banking Partner eröffnen können. Wer das ist, wollte o2 noch nicht verraten. Wir sind gespannt.