Markus Haas: In 7 Wochen beginnt Jahrzehnt des Mobilfunks
Zu einem Hintergrundgespräch hatte Telefónica Chef Marcus Haas Fachjournalisten geladen, um mit ihnen die aktuelle Entwicklung im Mobilfunk zu besprechen.
Die zuletzt vorgelegten Quartalszahlen zeigten, dass sich o2 "voll im Aufschwung" befinde, was man beim Netto-Gesamtumsatzwachstum gut sehen könnte. Telefónica Deutschland (o2) wachse "schneller als der Markt" und die "Telekom schwächer als o2". Die genauen Quartalszahlen von Vodafone lagen zum Gesprächszeitpunkt noch nicht vor.
Fünf Jahre nach der Fusion (engl. "Merger") von E-Plus und o2 sei die Mission erfüllt. Haas ist stolz, im Festnetz jetzt Internet über Koaxkabel und klassisches DSL anbieten zu können. Der jüngste Deal wurde mit Tele Columbus (Pyur) abgeschlossen. Dabei ist zu beachten, das o2 über die Koaxkabel-Anbieter reines Internet anbieten kann, ein Fernsehprogramm müsse der Kunde nicht dazu buchen, zumal o2 mit o2-TV ja ein "eigenes" Angebot (geliefert von Waipu) habe.
Datenvolumen so wichtig, wie Sauerstoff zum Atmen
Seit dem Start von VIAG Interkom (1998) mit dabei: Der CEO von Telefónica Deutschland (o2) Markus Haas.
Foto: Telefónica Deutschland
Haas wagte ein Ausblick auf das nächste Jahrzehnt, "in 7 Wochen ist Silvester". Er ist davon überzeugt, dass "das kommende Jahrzehnt, ein Jahrzehnt des Mobilfunks werden wird. In den nächsten Jahren wird Mobilfunk im Fokus liegen. Die Nutzung von Festnetz/Mobilfunk verschwimmt. Mobilfunk wird immer mehr Allgemeingut, die Kunden erwarten einen Ausbau. Die Datenmengen steigen von Jahr zu Jahr um 60 Prozent." Die Kunden, so hat Haas festgestellt, decken sich mit Datenvolumen ein. "Sie haben verstanden, das Datenvolumen so wichtig ist, wie Sauerstoff zum Atmen." Viele hätten gemerkt, wie der Alltag von der Verfügbarkeit von Internet abhänge.
Investitionspaket am 11. Dezember
Am 11. Dezember wird Haas auf einem Analystenmeeting ("Kapitalmarkttag") in London sein komplettes Investitionspaket vorstellen, man sei in einer "Hochinvestitionsphase".
So langsam ist Telefónica "erwachsen geworden. Wir haben in den letzten 10 Jahren Skalen gebildet, beispielsweise den Festnetzanbieter Hansenet gekauft. Wir haben jetzt 50 Millionen Anschlüsse, davon 45 Millionen im Mobilfunk."
Ausblick auf 5G: Erst Industrie, dann Privatkunden, erst Stadt, dann Land
5G werde erst städtisch in der Industrie stattfinden, aber eine Ankündigung, wann es für Privatkunden los geht, sieht Haas schon im nächsten Jahr. Vieles lässt sich bereits mit 4G machen, für privates 5G ist ein "wesentlicher Footprint" (= bessere Netzabdeckung) erforderlich.
Um Deutschland flächendeckend mit 3,5 GHz auszubauen, wäre alle 1,5 bis 2 km ein Sender notwendig. Dafür könne endlich 700 MHz im ländlichen Bereich für 5G genutzt werden. In den USA wurde eine Zeitlang 26 GHz favorisiert, was in Deutschland noch nicht vergeben wurde. Der US-Netzbetreiber Verizon habe aber seine Versuche bei 26 GHz "aus Kostengründen" abgebrochen. Vielleicht waren dafür schlicht viel zu viel Sendestationen erforderlich.
5G bei Daimler: Ein wichtiges Projekt
Im Moment sei das 5G-Projekt mit dem Autobauer Daimler für ihn sehr wichtig, das ist eine Art "Benchmark, was wir können". Bei Haas haben große DAX Konzern angefragt, ob er beim Aufbau von 5G-Campus-Netzen mithelfen könne. Dabei sei es inzwischen egal, ob die speziellen Industrie-Frequenzen oder Frequenzen von o2 verwendet würden.
Es muss funktionieren
Wichtigster Punkt: "Es muss funktionieren". Der Netzbetrieb und die Planung von Campus-Netzen "ist nicht so leicht wie CB-Funk" stellte Haas fest. "Die Qualität der Industrienetze muss komplett unterbrechungsfrei sein. Es gibt in Deutschland mehrere Tausend Produktionsanlagen, die mit den Erneuerungszyklen der Maschinen vernetzt werden wollen. Derzeit sind viele Maschinen noch überhaupt nicht an das Internet angeschlossen. Nicht alle Firmen kommen auf einmal". Die Firmen wollen effizienter werden, wollen mehr Sicherheit und ihre Produktionsabläufe besser dokumentieren.
Was Haas im Herzen ist und was die Politik gelernt hat, lesen Sie auf der zweiten Seite.