Politik: Neue Auktionsformen für besseren Netzausbau
Schon länger fordern die Netzbetreiber andere Frequenzvergaben, die Möglichkeit zur Kooperation und Förderung der weißen Flächen.
Grafik/Foto: Telefónica
Wenn es um die Regulierung von Frequenzen für Mobilfunk in Deutschland geht, galt bislang das
Gesetz des Marktes: "Frequenzen sind wertvoll" und wenn ein Unternehmen soviel Geld ausgibt,
wird es auch ein Interesse daran haben, damit möglichst schnell wieder Geld zu verdienen und
sein Netz schnell auf und auszubauen. Die Praxis sieht anders aus. Gebaut wird in Regionen, in
denen viele Kunden leben und eine starke Nutzung zu erwarten ist. Die "Fläche" fällt hinten
runter.
Teure Frequenzen, viele Funklöcher
Schon länger fordern die Netzbetreiber andere Frequenzvergaben, die Möglichkeit zur Kooperation und Förderung der weißen Flächen.
Grafik/Foto: Telefónica
Schon im Vorfeld der 6,5 Milliarden teuren Frequenz-Auktion hatten Telefónica, aber auch Vodafone
und die Telekom das "französische Modell" bevorzugt: Die vorhandenen Mobilfunkanbieter
bekommen die Lizenzen für kleines Geld, müssen dafür aber vertraglich zusichern, viel intensiver
und im Detail auszubauen, als ursprünglich geplant.
Der bayrische Ministerpräsident Markus Söder schlägt nun im Bundesrat gemeinsam mit seinen Kollegen aus Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein ein ganz "neues" Konzept vor, das unter anderem auch "negative Auktionen" vorsieht. "Begleitet von einer neutralen Expertise sollten dabei alternative Vergabemodelle unter der Maßgabe bewertet werden, eine marktorientierte und wettbewerbskonforme Lösung zu finden, die zu einer spürbaren Verbesserung der Mobilfunkversorgung führt."
TKG ändern?
Auch eine Gesetzesänderung wird angeregt. Wörtlich:
Die Mobilfunkversorgung in Deutschland sowohl mit Sprach- als auch mit Datenkommunikation ist nach Einschätzung vieler Experten und der Politik nicht auf einem zufriedenstellenden, den heutigen Kommunikationsbedürfnissen entsprechenden Niveau. Das Instrument der Versorgungsauflagen, die im Rahmen der bisher üblichen Frequenzversteigerungen auferlegt wurden, muss stets den Verhältnismäßigkeitsgrundsatz wahren und kann daher nicht alleine das Ziel einer leistungsfähigen modernen Mobilfunkinfrastruktur erreichen. Deshalb und angesichts der Erfahrungen mit der vergangenen Frequenzversteigerung sind in jüngster Zeit grundsätzliche Fragestellungen in Bezug auf die bisherige Vergabepraxis von Frequenzen in Deutschland aufgeworfen worden. Dazu gehört insbesondere die Frage, ob andere oder angepasste Verfahren zu einer besseren Mobilfunkversorgung beitragen können. Der Bund sollte daher die Zeit bis zur nächsten Frequenzvergabe nutzen, um gemeinsam mit den Ländern die bisherige Vergabepraxis auf den Prüfstand zu stellen. Im Rahmen einer ergebnisoffenen Analyse mit Unterstützung durch externe Experten muss insbesondere ein Vergleich zu Staaten mit einer besseren Mobilfunkdurchdringung angestrebt werden. Gegenstand der Untersuchung sollte jedenfalls das Vergabemodell einer „negativen Auktion“ (als ein- oder zweiteiliges Verfahren) sein. Ferner ist das Konzept einer kostenfreien Überlassung von Frequenzen bei gleichzeitiger Abgabe von Versorgungszusagen zu bewerten.In einer ersten Stellungnahme hatte der Telefonica-Deutschland-CEO Markus Haas bereits am Wochenende das geplante Vorhaben über Twitter ausdrücklich begrüßt.