Markus Haas: o2-Ausbauziele werden pünktlich erreicht
Die Absage des MWC werde den Netzausbau von o2 nicht verzögern, findet o2-CEO Markus Haas.
Foto: Picture-Alliance / dpa
Heute hätte in Barcelona die wichtigste Mobilfunk-Messe des Jahres beginnen sollen, der Mobile World Congress (MWC). Doch vor zwei Wochen wurde die Veranstaltung aufgrund von Covid-19 (Coronavirus) abgesagt.
o2-Chef Haas: MWC-Absage weniger hart
Die Absage des MWC werde den Netzausbau von o2 nicht verzögern, findet o2-CEO Markus Haas.
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Im in Berlin erscheinenden Tagesspiegel findet Markus Haas, CEO von Telefónica Deutschland, dass sein Unternehmen diese Absage weniger hart treffe, also beispielsweise die Hersteller neuer Mobiltelefone. Was Telefónica in Barcelona zeigen wollte, werde später "in anderen Formaten" vorgestellt. Haas erwartet im nächsten Jahr "wieder eine tolle Messe" in Barcelona und glaubt nicht, dass deswegen in Deutschland weniger schnell Funklöcher geschlossen oder weniger 5G-Antennen aufgebaut werden könnten.
Einigung auf zu(ver)lässige 5G-Lieferanten?
In der Diskussion um 5G scheint es wohl keinen pauschalen Ausschluss chinesischer Netzausrüster wie Huawei zu geben. Telefónica habe sich mit seinen Mitbewerbern stets für eine möglichst große Auswahl von Hardwarelieferanten bei einem "gleichzeitig maximalen Maß an Sicherheit" eingesetzt. Haas hofft, dass es in der Regierung nun schnell zu einem Konsens kommt, der Planungssicherheit gibt.
Der Ausschluss chinesischer Anbieter aus bestimmten kritischen Netz-Bereichen (etwa im Core), habe Vor- und Nachteile. Europa sei mit China und den USA im Wettbewerb, müsse als ein Kontinent eine Antwort finden, die Leitlinien der EU seien dafür gut geeignet.
Bei Telefónica wird die Ausschreibung für das Kernnetz erst im Laufe des Jahres starten. o2 sieht neben Huawei, Ericsson und Nokia noch weitere Ausrüster als Option.
Die Lösung: OpenRAN?
Abseits des Kernnetzes bleiben die Hersteller Nokia, Ericsson und Huawei, deren Komplettsysteme nicht miteinander kompatibel sein können. Könnte der OpenRAN-Standard (= offene Schnittstellen) helfen? Haas vergleicht das mit Kauf eines Computers: Hier kann unabhängig von der Hardware entschieden werden, welches Betriebssystem man installieren will. Für eine größere Auswahl einzelner Komponenten, was mehr Wettbewerb bedeute, brauche es eine offene, standardisierte Plattform, genannt "OpenRAN". Das könne aber drei bis vier Jahre dauern, bis es greifen könnte.
Netzausbau: Keiner baut schneller als wir
Telefónica hat die Auflagen aus dem Jahr 2015 nicht erfüllt. Im Soll ist keiner der drei großen Netze, die deutlichste Kritik wurde an o2 geübt. Die rheinland-pfälzische Staatssekretärin Heike Raab sprach von einem dramatischen Rückstand – Telefónica müsse praktisch überall mit Schallgeschwindigkeit ausbauen. Haas gibt sich selbstbewusst: "Kein Netzbetreiber baut schneller aus als wir. Wir haben 2019 etwa 10.000 neue LTE-Elemente in Deutschland in Betrieb genommen und lagen damit vor allen anderen Betreibern in Deutschland. Jede Stunde geht ein neuer LTE-Sender ans o2-Netz. Auch in diesem Jahr werden wir noch einmal 10.000 LTE-Stationen aufbauen." Haas ist sich "absolut sicher", die Auflagen für den 4G- und 5G-Netzausbau bis Ende 2022 und Ende 2025 zu erfüllen.
Reicht das Geld?
Telefónica sei mit einem "freien Cashflow von rund 550 Millionen Euro in 2019" gestartet. Der ausgewiesene Verlust sei ein "technischer Effekt" aus der Übernahme von E-Plus und der Netzkonsolidierung. o2 habe ein Milliardenprogramm für Investitionen angelegt, und plant die Aktien-Dividende um 40 Prozent zu kürzen, damit könnten bis zu vier Milliarden Euro in den nächsten drei Jahren in den Mobilfunk investiert werden. Dies sei eine Quote, die mindestens genauso hoch, wenn nicht höher als die der Wettbewerber sei.
Von Verkehrsminister Andreas Scheuer wünscht sich Haas ein schnelleres Baurecht, immerhin wurden genehmigungsfreie Mobilfunkmasten in Bayern von 10 auf 15 Meter erhöht.
Faktenfreie 5G-Diskussion
Haas ist über die "faktenfreie" Diskussion über den 5G-Ausbau beunruhigt. Selbst "seriöse Organisationen" würden auf diese populistische Diskussion aufspringen. Ein Teil der 4G- und 5G-Frequenzen, die nun für den Mobilfunk genutzt werden können, sind 70 Jahre vorher schon für Fernsehen und Rundfunk genutzt worden (z.B. 700 und 800 MHz).
Sichtbare Nachfrage nach 5G
Haas sieht eine sehr starke Nachfrage nach virtuellen Firmennetzwerken durch die Wirtschaft. 5G-Campusnetze erlauben auf einem Quadratkilometer Fläche eine Million Geräte zu verbinden. Gerade im Geschäftskundenbereich gebe es derzeit mit Telekom und Vodafone ein Duopol in Deutschland. Er sieht eine starke Nachfrage insbesondere im Mittelstand, was sich durch eine massive Werbekampagne für Business-Kunden-Verträge beispielsweise auf Youtube und auf anderen Webseiten bemerkbar macht.
Aber Haas ist sich sicher, dass 5G auch im Privatkundenbereich sich durchsetzen wird, er vergleicht das mit dem Sprung von 3G auf 4G. "Wer will heute noch darauf verzichten, Videos auf seinem Handy streamen zu können?"