Neujahr

Mobilfunk & Festnetz: Silvester mit Datenvolumen-Rekorden

Silvester Nummer Zwei in Corona-Zeiten: Ohne Partys oder großes Feuer­werk. In der Neujahrs­nacht greifen die Menschen zum Handy und über­mit­teln Neujahrs­grüße. Der Daten­hunger ist groß.
Von mit Material von dpa

Das neue Jahr begann mit starkem Datenverkehr in den Netzen Das neue Jahr begann mit starkem Datenverkehr in den Netzen
Fotos: Image licensed by Ingram Image, Logos: Anbieter, Montage: teltarif.de
Zum Jahres­wechsel ist es tradi­tio­nell üblich, netten Mitmen­schen, mit denen man nicht zusammen sein kann, per Telefon, SMS, MMS, E-Mail oder Messenger Dienst zum neuen Jahr zu gratu­lieren. Es gab Zeiten, da brach in der Silves­ter­nacht um 0 Uhr das analoge Tele­fon­netz zusammen, an Mobil­funk für Jeder­mann war damals noch nicht zu denken. Mit der Zeit wurden die Kapa­zitäten im Fest­netz so stark erwei­tert, dass es seitdem kein Problem mehr darstellt.

Vom Fest­netz zum Handy

Das neue Jahr begann mit starkem Datenverkehr in den Netzen Das neue Jahr begann mit starkem Datenverkehr in den Netzen
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Um die Jahr­tau­send­wende verla­gerte sich der Tele­fon­ver­kehr zum Handy. Nun war um Mitter­nacht die GSM-Tele­fonie über­lastet und mit dem Siegeszug der SMS-Nach­richten liefen ab kurz vor Mitter­nacht regel­mäßig die SMS-Trans­port-Systeme über. Nach­richten blieben stecken oder kamen erst um Stunden verspätet an. In diesem Jahr waren die Möglich­keiten real zu feiern aus aktu­ellen Gründen weiter einschränkt. Ergo stieg das Daten­volumen in den Netz spürbar an.

o2 meldet 35 Prozent Zuwachs

Beim Netz­betreiber o2 wurden am 1. Januar zwischen Mitter­nacht und ein Uhr morgens 382.000 GB durchs Netz geschau­felt, was 35 Prozent mehr als im Vorjah­res­zeit­raum gewesen seien, wie o2 heute mitteilte. Auch in den Vorjahren hatte es schon deut­liche Zuwächse gegeben. Mit 13,5 Millionen Tele­fon­gesprä­chen wurde auch wieder mehr im o2-Netz tele­foniert, als im Vorjahr.

Voda­fone stärker im Fest­netz

Auch beim Netz­betreiber Voda­fone wurde ein höheres Daten­auf­kommen notiert. Voda­fone hat den Zeit­raum von Silvester 20 Uhr abends bis Neujahr 3 Uhr morgens beob­achtet. Hier stiegen die Daten­mengen im Vergleich zum Vorjah­res­zeit­raum um acht Prozent im Mobil­funk und um zehn Prozent im Fest­netz an. In der ersten Stunde des Jahres (und damit mit den Werten von o2 vergleichbar) bemerkte Voda­fone im Mobil­funk ein Plus von "nur" einem Prozent (auf circa 200.000 GB). Bemer­kens­wert ist bei Voda­fone die Fest­netz-Auslas­tung: Im Vergleich zu Silvester 2019/20 - also vor der Pandemie - war die Daten­nut­zung im heimi­schen Fest­netz von Voda­fone nun 60 Prozent stärker als früher.

Der Grund erscheint plau­sibel: Statt auf Silves­ter­partys außer Haus zu gehen, blieben die Menschen daheim oder besuchten Freunde und Familie - und verbanden sich in den Häusern per WLAN, alleine schon, um ihre mobilen Daten­volu­mina zu schonen.

Und bei der Telekom?

"Im Mobil­funk­netz der Telekom war über Silvester wieder viel los". Im Fokus stand nach Angaben einer Spre­cherin des Unter­neh­mens gegen­über teltarif.de die persön­liche Kommu­nika­tion. "WhatsApp und Face­book legten deut­lich zu, während Dienste wie Netflix und Youtube weniger Daten­durch­satz im Vergleich zu einem Normaltag gene­rierten."

Die WhatsApp-Nutzung lag in der Silves­ter­nacht im Zeit­raum zwischen 0 und 1 Uhr "rund 19 mal höher als normal". Aber es werde nicht nur gechattet und gepostet, die Menschen tele­fonierten auch deut­lich mehr. Die Zahl der Tele­fonate über das Mobil­funk­netz lag zwischen 0 und 1 Uhr rund 20 mal über dem sonst normalen Aufkommen. Insge­samt habe das Daten­volumen im Mobil­funk­netz über den kompletten Silves­ter­abend/Nacht rund 50 Prozent über dem normalen Wert gelegen. Zwischen 0 und 1 Uhr beob­ach­tete die Netz­über­wachung der Telekom tradi­tio­nell einen beson­ders hohen Peak.

Im Vergleich Silvester 2020 zu 2021 sei das Daten­volumen im Mobil­funk an den beiden Tagen Silvester und Neujahr betrachtet in diesem Jahr rund ein Drittel über den Werten des letzten Jahres gelegen. Konkrete Zahlen nannte die Telekom nicht.

Warum ist bei o2 mehr los, als bei Voda­fone?

Rätseln darf man, warum das Mobil­funk-Daten­auf­kommen bei Telefónica so viel stärker anzog, als bei Konkur­rent Voda­fone. Fach­leute vermuten, das Mobil­funk-Netz von o2 ist besser als "früher". Deshalb geht der Daten­transfer an vielen Orten jetzt schneller und das macht Lust auf mehr Nutzung. Dazu kommen neue Anwen­dungen, die mehr Daten brau­chen. Während früher ein kurzer Text oder ein stati­sches Bild die Regel waren, müssen es heute kurze oder längere Videos sein. Denkbar ist auch, dass viele o2-Kunden kosten­bewusster sind und daher versu­chen, auf eine paral­lele Fest­netz­nut­zung möglichst ganz zu verzichten.

Zwar hat Voda­fone sein Handy­netz auch weiter ausge­baut. Der Vorsprung bei der Netz­abde­ckung mit LTE (4G) ist bei Voda­fone gegen­über o2 kleiner geworden als früher, sprich o2 hat beim Netz­ausbau spürbar aufge­holt.

Voda­fone setzt auf das Fest­netz

Voda­fone hat sich in letzter Zeit stark auf das Fest­netz konzen­triert, das durch den Zukauf von Kabel-TV-Netzen von Kabel­deutsch­land (im Jahre 2013) und Unity­media (inklu­sive Kabel BW, im Jahre 2018) wesent­lich mehr Haus­halte als früher erreicht und dann öfter Gigabit-Geschwin­dig­keit ange­boten werden kann. Für Telefónica-o2 wiederum hat das Fest­netz nach wie vor keine zentrale Bedeu­tung - die Münchner haben über­haupt keine eigenen Leitungen mehr, sondern mieten diese nur noch von Telekom, Voda­fone oder anderen Anbie­tern.

Voda­fone-Deutsch­land­chef Hannes Amets­reiter zieht seine persön­liche Bilanz: "Die guten Neujahrs­wün­sche haben wir unseren Freunden, Verwandten und Kollegen häufiger als jemals zuvor mit Video-Tele­fonaten, Fotos und Sprach­notizen über­mit­telt." Weil die Menschen sich mit Smart­phones, Tablets und Note­books meis­tens ins heimi­sche WLAN einge­loggt haben, sei das Daten­wachstum im Fest­netz um ein Viel­faches stärker ausge­fallen als im Mobil­funk. Sein Kollege von o2-Telefónica, Markus Haas, rechnet mit einem weiter stei­genden Daten­hunger. Diesen werde man auch künftig stillen können, indem man Tarife mit großen Daten­paketen anbiete und weiter in das Mobil­funk­netz inves­tiere.

Auch in der IT-Welt begann das neue Jahr mit einer Über­raschung. Bestimmte Mail-Server blieben ab Mitter­nacht hängen.

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