Breitbandausbau

Glasfaserausbau: „Gerne gemeinsam“, sagt die Telekom

Mit der jüngsten Koope­ration zwischen der Deut­schen Telekom und dem Spit­zen­ver­band der Wohnungs­wirt­schaft (GdW) unter­streicht der Ex-Mono­polist seinen Willen, im Glas­faser­ausbau mit anderen zusam­men­zuar­beiten.
Von Marc Hankmann

Der GdW ist die Dach­orga­nisa­tion von 13 Regio­nal­ver­bänden, die wiederum insge­samt 3000 Wohnungs­gesell­schaften und Genos­sen­schaften vertreten. So steht der GdW für sechs Millionen Miet­woh­nungen. Das sind rund 30 Prozent aller Miet­woh­nungen in Deutsch­land. Damit diese Wohnungen einen Glas­faser­anschluss erhalten, haben die Telekom und der GdW in einem Posi­tions­papier Must­erre­gelungen für Wohnungs­unter­nehmen fest­gelegt. Auf den neu zu errich­tenden Netzen sollen auch Dritt­unter­nehmen ihre Dienste anbieten (Open Access). Patrick Helmes (2.v.r.) und Christian Graumann (r.), Geschäftsführer der Glasfaser Ruhr, unterzeichnen mit Srini Gopalan, Vorstand Telekom Deutschland (2.v.l.), und Thilo Höllen, Leiter Breitbandkooperationen Deutsche Telekom (l.) den Kooperationsvertrag für beide Unternehmen Patrick Helmes (2.v.r.) und Christian Graumann (r.), Geschäftsführer der Glasfaser Ruhr, unterzeichnen mit Srini Gopalan, Vorstand Telekom Deutschland (2.v.l.), und Thilo Höllen, Leiter Breitbandkooperationen Deutsche Telekom (l.) den Kooperationsvertrag für beide Unternehmen
Foto: Deutsche Telekom
In ihrem Unter­neh­mens­blog wirbt die Telekom unter der Über­schrift „Glas­faser? Gerne Gemeinsam!“ für ihre Koope­rati­ons­bereit­schaft. „In diesem Jahr soll schon jeder vierte Anschluss über Koope­rationen kommen“, schreibt Pres­sespre­cherin Nicole Schmidt. Fakt ist aller­dings auch, dass gerade die Telekom in der Kritik steht, wenn es um das Thema Überbau geht. Ob hier der Ex-Mono­polist seine Markt­macht ausnutzt oder ob es sich schlicht um Infra­struk­tur­wett­bewerb handelt, über­prüft nun das Bundes­minis­terium für Digi­tales und Verkehr (BMDV). „Wir wollen uns die Fälle anschauen und über mögli­chen Hand­lungs­optionen spre­chen“, sagte Susanne Ding, Leiterin der Unter­abtei­lung Digi­tale Infra­struktur beim BMDV, auf dem Sommer­fest des Bundes­ver­bands Glas­faser­anschluss (BUGLAS).

Deut­sche Glas­faser koope­riert mit NetCologne

Auch in der Gigabit-Region Stutt­gart baut die Telekom im Rahmen von Koope­rationen Glas­faser­netze. Zusammen mit dem Eigen- und dem geför­derten Ausbau erhielten seit dem Start der Rahmen­ver­ein­barung in Stutt­gart und den fünf umlie­genden Land­kreisen Böblingen, Esslingen, Göppingen, Ludwigs­burg und Rems-Murr insge­samt 335.000 Haus­halte einen Glas­faser­anschluss. Die Telekom ist in 140 von 179 Kommunen aktiv. Seit dem Start der Koope­ration im Jahr 2019 geht der Glas­faser­zuwachs zu über 90 Prozent auf das Konto der Telekom“, sagt Hans-Jürgen Bahde, Geschäfts­führer der Gigabit Region Stutt­gart GmbH.

Um die rest­lichen zehn Prozent kümmert sich unter anderem die Deut­sche Glas­faser. Mitte Mai 2023 erfolgte der offi­zielle Spaten­stich für den Glas­faser­ausbau in Albers­hausen im Kreis Göppingen sowie in Mötzingen und in Hild­riz­hausen im Kreis Böblingen. Insge­samt werden dadurch 3500 Haus­halte mit Glas­faser versorgt. Und auch die Deut­sche Glas­faser kann Koope­ration. Sie hat mit NetCologne eine Absichts­erklä­rung mit einer Lauf­zeit von sechs Jahren unter­zeichnet. Ab dem Sommer 2024 sollen Anwohner in Netz­gebieten der Deut­sche Glas­faser im Rhein-Erft-Kreis, im Rhei­nisch-Bergi­schen Kreis und in der Region rund um Aachen Zugang zu Glas­faser­ange­boten von NetCologne erhalten.

Voda­fone rüstet das Kabel­netz auf

Neben den großen der Glas­faser­branche sind auch viele regio­nale Netz­betreiber aktiv. In den kommenden zwölf Monaten baut die GVG Glas­faser in Hilter am Teuto­burger Wald für knapp 3800 Haus­halte ein FTTH-Netz und im baye­rischen Fried­berg sollen ab Juni 2023 die Bagger anrollen, um im Stadt­teil Ockstadt ein Glas­faser­netz zu errichten. In Dorheim, Ossen­heim, Bauern­heim und Fauer­bach läuft die Vorver­mark­tung. Glei­ches macht htp im südlich von Hannover gele­genen Jeinsen, ein Orts­teil der Stadt Pattensen, in dem htp bereits Glas­faser verlegt hat. Im südli­chen Teil ist das Haupt­netz durch den Ort sowie 90 Prozent der Haus­anschlüsse fertig gebaut. Derzeit werden die Anschlüsse akti­viert. Im nörd­lichen Teil sind 85 Prozent des Haupt­netzes und etwa 35 Prozent der Haus­anschlüsse gebaut. Bis September 2023 will htp die Bauar­beiten im gesamten Ort abschließen und sämt­liche Anschlüsse akti­vieren. Vodafone erhöht im Kabelnetz den Glasfaseranteil, um Endkunden stabilere Bandbreiten zu liefern Vodafone erhöht im Kabelnetz den Glasfaseranteil, um Endkunden stabilere Bandbreiten zu liefern
Foto: Vodafone
Während diese Unter­nehmen reine Glas­faser­netze bauen, erhöht Voda­fone in jüngster Vergan­gen­heit massiv den Glas­faser­anteil in seinem auf Kupfer­draht basie­renden Kabel­netz. So werden etwa Verstär­ker­punkte zu Fiber Nodes umge­baut, indem das für den Anschluss vorge­sehene Koaxi­alkabel durch Glas­faser ersetzt wird. Durch die Zuschal­tung weiterer Glas­faser­anbin­dungen im Über­gang vom natio­nalen zu regio­nalen Back­bones erhöht Voda­fone die Trans­port­leis­tung. Diese Maßnahmen dienen dazu, stabi­lere Band­breiten zum Endkunden liefern zu können. Den Ausbau nahm das Unter­nehmen bislang unter anderem in Delmen­horst, Emden, Hameln, Salz­gitter oder Wolfen­büttel vor. Von den Maßnahmen profi­tieren laut Voda­fone insge­samt 150.000 Kabel­haus­halte.

Die EU-Kommis­sion über­legt, wie Google & Co. den euro­päi­schen Breit­band­ausbau mitfi­nan­zieren können. Verbrau­cher­schützer und jetzt auch der deut­sche Digi­tal­minister Wissing lehnen die Pläne ab.

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