Glasfaserausbau: „Gerne gemeinsam“, sagt die Telekom
Der GdW ist die Dachorganisation von 13 Regionalverbänden, die wiederum insgesamt 3000 Wohnungsgesellschaften und Genossenschaften vertreten. So steht der GdW für sechs Millionen Mietwohnungen. Das sind rund 30 Prozent aller Mietwohnungen in Deutschland. Damit diese Wohnungen einen Glasfaseranschluss erhalten, haben die Telekom und der GdW in einem Positionspapier Musterregelungen für Wohnungsunternehmen festgelegt. Auf den neu zu errichtenden Netzen sollen auch Drittunternehmen ihre Dienste anbieten (Open Access).
Patrick Helmes (2.v.r.) und Christian Graumann (r.), Geschäftsführer der Glasfaser Ruhr, unterzeichnen mit Srini Gopalan, Vorstand Telekom Deutschland (2.v.l.), und Thilo Höllen, Leiter Breitbandkooperationen Deutsche Telekom (l.) den Kooperationsvertrag für beide Unternehmen
Foto: Deutsche Telekom
In ihrem Unternehmensblog wirbt die Telekom unter der Überschrift „Glasfaser? Gerne Gemeinsam!“ für ihre Kooperationsbereitschaft. „In diesem Jahr soll schon jeder vierte Anschluss über Kooperationen kommen“, schreibt Pressesprecherin Nicole Schmidt. Fakt ist allerdings auch, dass gerade die Telekom in der Kritik steht, wenn es um das Thema Überbau geht. Ob hier der Ex-Monopolist seine Marktmacht ausnutzt oder ob es sich schlicht um Infrastrukturwettbewerb handelt, überprüft nun das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV). „Wir wollen uns die Fälle anschauen und über möglichen Handlungsoptionen sprechen“, sagte Susanne Ding, Leiterin der Unterabteilung Digitale Infrastruktur beim BMDV, auf dem Sommerfest des Bundesverbands Glasfaseranschluss (BUGLAS).
Deutsche Glasfaser kooperiert mit NetCologne
Auch in der Gigabit-Region Stuttgart baut die Telekom im Rahmen von Kooperationen Glasfasernetze. Zusammen mit dem Eigen- und dem geförderten Ausbau erhielten seit dem Start der Rahmenvereinbarung in Stuttgart und den fünf umliegenden Landkreisen Böblingen, Esslingen, Göppingen, Ludwigsburg und Rems-Murr insgesamt 335.000 Haushalte einen Glasfaseranschluss. Die Telekom ist in 140 von 179 Kommunen aktiv. Seit dem Start der Kooperation im Jahr 2019 geht der Glasfaserzuwachs zu über 90 Prozent auf das Konto der Telekom“, sagt Hans-Jürgen Bahde, Geschäftsführer der Gigabit Region Stuttgart GmbH.
Um die restlichen zehn Prozent kümmert sich unter anderem die Deutsche Glasfaser. Mitte Mai 2023 erfolgte der offizielle Spatenstich für den Glasfaserausbau in Albershausen im Kreis Göppingen sowie in Mötzingen und in Hildrizhausen im Kreis Böblingen. Insgesamt werden dadurch 3500 Haushalte mit Glasfaser versorgt. Und auch die Deutsche Glasfaser kann Kooperation. Sie hat mit NetCologne eine Absichtserklärung mit einer Laufzeit von sechs Jahren unterzeichnet. Ab dem Sommer 2024 sollen Anwohner in Netzgebieten der Deutsche Glasfaser im Rhein-Erft-Kreis, im Rheinisch-Bergischen Kreis und in der Region rund um Aachen Zugang zu Glasfaserangeboten von NetCologne erhalten.
Vodafone rüstet das Kabelnetz auf
Neben den großen der Glasfaserbranche sind auch viele regionale Netzbetreiber aktiv. In den kommenden zwölf Monaten baut die GVG Glasfaser in Hilter am Teutoburger Wald für knapp 3800 Haushalte ein FTTH-Netz und im bayerischen Friedberg sollen ab Juni 2023 die Bagger anrollen, um im Stadtteil Ockstadt ein Glasfasernetz zu errichten. In Dorheim, Ossenheim, Bauernheim und Fauerbach läuft die Vorvermarktung. Gleiches macht htp im südlich von Hannover gelegenen Jeinsen, ein Ortsteil der Stadt Pattensen, in dem htp bereits Glasfaser verlegt hat. Im südlichen Teil ist das Hauptnetz durch den Ort sowie 90 Prozent der Hausanschlüsse fertig gebaut. Derzeit werden die Anschlüsse aktiviert. Im nördlichen Teil sind 85 Prozent des Hauptnetzes und etwa 35 Prozent der Hausanschlüsse gebaut. Bis September 2023 will htp die Bauarbeiten im gesamten Ort abschließen und sämtliche Anschlüsse aktivieren.
Vodafone erhöht im Kabelnetz den Glasfaseranteil, um Endkunden stabilere Bandbreiten zu liefern
Foto: Vodafone
Während diese Unternehmen reine Glasfasernetze bauen, erhöht Vodafone in jüngster Vergangenheit massiv den Glasfaseranteil in seinem auf Kupferdraht basierenden Kabelnetz. So werden etwa Verstärkerpunkte zu Fiber Nodes umgebaut, indem das für den Anschluss vorgesehene Koaxialkabel durch Glasfaser ersetzt wird. Durch die Zuschaltung weiterer Glasfaseranbindungen im Übergang vom nationalen zu regionalen Backbones erhöht Vodafone die Transportleistung. Diese Maßnahmen dienen dazu, stabilere Bandbreiten zum Endkunden liefern zu können. Den Ausbau nahm das Unternehmen bislang unter anderem in Delmenhorst, Emden, Hameln, Salzgitter oder Wolfenbüttel vor. Von den Maßnahmen profitieren laut Vodafone insgesamt 150.000 Kabelhaushalte.
Die EU-Kommission überlegt, wie Google & Co. den europäischen Breitbandausbau mitfinanzieren können. Verbraucherschützer und jetzt auch der deutsche Digitalminister Wissing lehnen die Pläne ab.