Glasfasernetze: Ministerium beschäftigt sich mit Überbau
Die Fronten sind verhärtet: Die Wettbewerber werfen der Deutschen Telekom vor, ihre Glasfasernetze zu überbauen, um auf diese Weise die Konkurrenz einzudämmen und die Businessmodelle der Wettbewerber zunichtezumachen. Die Telekom erwidert, dass teils überhöhte Entgelte für den Netzzugang erhoben würden und sie nur da überbaue, wo es sich für die Telekom wirtschaftlich lohne. Handelt es sich also um reinen Infrastrukturwettbewerb oder nutzt die Telekom eine marktmächtige Position aus?
Susanne Dinge (M.), Leiterin der Unterabteilung Digitale Infrastruktur beim BMDV, beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Glasfaserüberbau
Foto: Marc Hankmann
Dieser Frage will das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) nun nachgehen. "Das Thema Überbau wird auch bei uns intensiv diskutiert", sagte Susanne Ding, Leiterin der Unterabteilung Digitale Infrastruktur beim BMDV, auf dem Sommerfest des Bundesverbands Glasfaseranschluss (BUGLAS) gestern in Norderstedt bei Hamburg. In den vergangenen Wochen habe das Ministerium die Branchenverbände abgefragt sowie das Wissenschaftliche Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK) beauftragt, mittels einer Clusterung der vorgetragenen Fälle einen ersten Überblick zu erstellen.
BMDV will Transparenz schaffen
Am kommenden Montag findet dann zusammen mit Branchenvertretern ein erster Workshop statt. "Wir wollen uns die Fälle anschauen und über möglichen Handlungsoptionen sprechen", sagte Ding auf der BUGLAS-Veranstaltung. Das sei aber erst der Anfang, ergänzte sie. Ihr ginge es in erster Linie zunächst darum, Transparenz in das Thema zu bringen. "Wir werden uns aber weiter damit beschäftigen", sagte Ding. So müsse zum Beispiel auch erst einmal geklärt werden, was konkret unter Überbau zu verstehen ist.
Währenddessen lobte Soeren Wendler, Chief Sales Officer der Deutschen GigaNetz, auf der BUGLAS-Veranstaltung den in der neuen Förderrichtlinie verankerten Branchendialog. Er sieht vor, dass ausbauwillige Kommunen oder Landkreise, die eine Förderung in Anspruch nehmen wollen, zunächst mit Netzbetreibern in den Dialog treten, bevor sie ein Markterkundungsverfahren eröffnen.
Deutsche-GigaNetz-CSO Soeren Wendler hofft, dass der Branchendialog auch gegen den Überbau hilft
Foto: Marc Hankmann
"So können Bürgermeister die Marktinteressen erkennen oder bei Verlegemethoden mitsprechen", erklärte Wendler. Seine Hoffnung: Gut informierte Bürgermeister gehen schneller gegen den Überbau vor. "Es reicht ein Stromanschluss, ein Wasseranschluss", sagte Wendler, "niemand braucht zwei Glasfaseranschlüsse."
In einer weiteren Meldung geht es um das Thema: Festnetz: Telekom gewinnt Marktanteile zurück.