Breitbandausbau

Glasfaser: Wie Kooperationen den Ausbau voranbringen

Sylt ist als Urlaubs­ziel für die Schönen und Reichen bekannt. Hoch­wertig soll es nun auch in Sachen Breit­band zugehen, denn die 1&1 Versatel will die Gewer­betrei­benden auf der Insel mit Glas­faser versorgen. Das geht nicht ohne die Hilfe der Deut­schen Bahn.
Von Marc Hankmann

Wie bringt man die Glas­faser auf eine Insel? Vor dieser Frage stand 1&1 Versatel und fand in der Deut­schen-Bahn-Tochter DB Broad­band die Lösung. Die DB Broad­band vermarktet das Breit­band­netz der Deut­schen Bahn, das entlang der Bahn­trassen verläuft - auch auf dem Hinden­burg­damm, der Sylt mit dem Fest­land verbindet.

"So können wir beim Anschluss ans Fest­land auf vorhan­dene Faser zurück­greifen", erklärt Dirk Zentara, der für 1&1 Versatel das Projekt vor Ort betreut. Der Bauan­trag ist gestellt. Um die Zeit bis zur Geneh­migung zu nutzen, hat der Netz­betreiber parallel die Vorver­mark­tung gestartet. "Ziel ist es, je nach Clus­ter­größe, die ersten Anschlüsse inner­halb von sechs bis neun Monaten bereit­stellen zu können", sagt Zentara. Zuerst soll die Glas­faser für Gewer­betrei­bende in Wester­land zur Verfü­gung gestellt werden. Anschlie­ßend will 1&1 Versatel die Orte Tinnum und Keitum versorgen.

Personen auf Dachterasse mit Glasfaserrohren in Händen Zur Kooperationsvereinbarung zwischen der Gigabitregion FrankfurtRheinMain GmbH, der Deutschen Glasfaser, der Deutschen GigaNetz und der Telekom war auch die Hessische Digitalministerin Kristina Sinemus (3. v. l.) anwesend
Foto: Deutsche Telekom
Koope­ration ist auch die Basis für den Glas­faser­ausbau im Rhein-Main-Gebiet um Frank­furt. Die Giga­bit­region FrankfurtRheinMain GmbH hat mit der Deut­schen GigaNetz, der Deut­schen Glas­faser und der Telekom eine Rahmen­koope­rati­ons­ver­ein­barung geschlossen. So sollen spätes­tens 2025 alle 640 Gewer­bege­biete und knapp 800.000 Haus­halte in der Region einen Glas­faser-Inter­net­zugang erhalten.

Bis 2030 wollen die Unter­nehmen die Quote auf 90 Prozent der 1,56 Millionen Haus­halte anheben. Durch die Rahmen­koope­rati­ons­ver­ein­barung werden die Kapa­zitäten der drei Netz­betreiber an die Region gebunden und gemein­same Grund­sätze für den Ausbau fest­gelegt. Im Gegenzug verpflichtet sich die Giga­bit­region FrankfurtRheinMain, für die Unter­nehmen ein posi­tives und sicheres Inves­titi­ons­klima zu schaffen, etwa durch stan­dar­disierte Verfahren oder digi­tale und verkürzte Geneh­migungs­ver­fahren.

Gemeinsam mit Netz­betrei­bern, Stadt­werken und Verwal­tungen

Personen auf Dachterasse mit Glasfaserrohren in Händen Zur Kooperationsvereinbarung zwischen der Gigabitregion FrankfurtRheinMain GmbH, der Deutschen Glasfaser, der Deutschen GigaNetz und der Telekom war auch die Hessische Digitalministerin Kristina Sinemus (3. v. l.) anwesend
Foto: Deutsche Telekom
Ein weiteres Koope­rati­ons­pro­jekt betreibt die Telekom mit den Stadt­werken Münster. Die Stadt­werke bauen das neue Glas­faser­netz, das die Telekom betreiben wird. Beide werden aber als Wett­bewerber um Endkunden werben. Im Rahmen dieses Projekts startet nun die Vorver­mark­tung im Müns­teraner Stadt­teil Mauritz-West. Das Ausbau­gebiet umfasst 4400 Haus­halte.

Darüber hinaus verfolgt die Telekom aber auch ihre eigenen Ausbau­pro­jekte weiter. Nach eigenen Angaben hat sie im Juni 2021 117.000 Haus­halte mit einem Glas­faser­anschluss versorgt. Insge­samt sind es 2,5 Millionen Haus­halte, die über einen FTTB/H-Anschluss der Bonner verfügen, 840 weitere sollen in den Derm­bacher Orts­teilen Brunn­harts­hausen und Stadt­lengs­feld hinzu­kommen. Die Telekom stieg unlängst in die Fein­pla­nung ein.

Personen vor Werbebanner von VBEW und Deutsche Glasfaser Mit ihrer Vereinbarung wollen Detlef Fischer und Florian Mattner von der VBEW sowie Marius Dallmann und Anja Genetsch von der Deutschen Glasfaser (v. l. n. r.) unter anderem Leitungsschäden vermeiden
Foto: Deutsche Glasfaser
Die Deut­sche Glas­faser hat sich mit dem Verband der Baye­rischen Energie- und Wasser­wirt­schaft (VBEW) auf den Bau eines FTTH-Netzes geei­nigt. "Dank dieser Verein­barung zur engeren Zusam­men­arbeit mit den Energie- und Wasser­ver­sor­gern können wir bei Tief­bau­arbeiten sicherer und koor­dinierter agieren – und so das Ausbau­tempo in Bayern insge­samt weiter erhöhen“, sagt Marius Dall­mann, Geschäfts­leiter Expan­sion von Deut­sche Glas­faser. Durch die Koor­dinie­rung der Baumaß­nahmen sollen insbe­son­dere Leitungs­schäden verrin­gert sowie andere Spar­ten­träger stärker berück­sich­tigt werden. Dem VBEW gehören rund 400 Unter­nehmen der baye­rischen Strom-, Gas-, Fern­wärme-, Wasser- und Abwas­ser­wirt­schaft an.

Kosten­loses WLAN für Herren­chiemsee

Wie man eine Insel anders als über einen Bahn­damm anbinden kann, demons­triert Voda­fone anhand der Herren­insel im Chiemsee. Ein über sechs Kilo­meter langes Glas­faser-Seekabel verbindet die Insel mit dem Fest­land. "Wir freuen uns, inner­halb von nur sieben Monaten nach Beauf­tra­gung durch das Staats­minis­terium der Finanzen und für Heimat, Herren­chiemsee ins digi­tale Zeit­alter gebracht zu haben", sagte Voda­fone-Deutsch­land-CEO Hannes Amets­reiter anläss­lich der Inbe­trieb­nahme des Seeka­bels Anfang August 2021. Damit steht den Touristen auch das kosten­lose BaynerWLAN zur Verfü­gung. Außerdem schuf Voda­fone die Grund­lage für den Mobil­funk­ausbau. Mit Unter­stüt­zung der baye­rischen Schlösser- und Seen­ver­wal­tung soll im kommenden Jahr neben 2G/4G auch die 5G-Über­tra­gungs­tech­nologie nach Herren­chiemsee kommen.

Darüber hinaus wird Voda­fone auch in der Verbands­gemeinde Monta­baur ein Glas­faser­netz errichten. In den sechs Bauab­schnitten lief die Vorver­mark­tung erfolg­reich. "Jetzt gilt es, den Glas­faser­ausbau auch in den anderen für den Ausbau vorge­sehenen Gebieten voran­zutreiben", sagt Ulrich Richter-Hopprich, Bürger­meister der Verbands­gemeinde. Zu den Ortschaften, die zuerst ausge­baut werden, gehören Monta­baur Mitte/Nord/Süd/West, Monta­baur Horressen sowie Elgen­dorf/Eschel­bach. In Walz­bachtal und Wüstenrot erwei­tert Voda­fone zudem das Kabel­netz. Bis Ende des Jahres sollen die Arbeiten abge­schlossen sein, von denen insge­samt 7000 Haus­halte profi­tieren sollen.

Glas­faser für die Altmark und am Rhein

Neben den Bran­chen-Größen treiben auch klei­nere Netz­betreiber den Glas­faser­ausbau voran. In der Altmark fiel unlängst der Start­schuss für den dritten Bauab­schnitt. "Im Bauab­schnitt rundum Bismark gehen die Tief­bau­arbeiten zügig voran, sodass nun bald auch die länd­liche Gegend von Bismark im Herzen der Altmark mit ultra­schnellem Internet versorgt wird und einen enormen Stand­ort­vor­teil bekommt", erklärt Andreas Kluge, Geschäfts­führer des Zweck­ver­bands Breit­band Altmark. Netz­betreiber ist hier die DNS:NET. Südlich von Leipzig, in Böhlen, wird envia TEL nach erfolg­rei­cher Vorver­mark­tung ein FTTH-Netz errichten. Die Bauar­beiten starten voraus­sicht­lich im Früh­sommer 2022. Auto mit Kamera auf dem Dach montiert Im Mindener Stadtteil Königstor erfasst die Allinq Networks im Auftrag der Glasfaser Nordwest das Ausbaugebiet mit einem Kamerawagen
Foto: Glasfaser Nordwest
Im Westen kommt Posi­tives aus dem Rhein-Sieg-Kreis: Die NetCologne liegt in den Gemeinden Much, Ruppich­teroth und Windeck in der letzten Phase des Netz­aus­baus. 85 Prozent der 6700 Haus­halte sind bereits an das schnelle Netz ange­schlossen. Bis Oktober 2021 sollen alle Haus­halte einen Glas­faser­anschluss erhalten. Etwas weiter nörd­lich, genauer gesagt in Minden, will die Glas­faser Nord­west ein FTTH-Netz errichten. Im Mindener Stadt­teil Königstor sollen 4300 Anschlüsse entstehen. Für die Glas­faser Nord­west wird die Allinq Networks GmbH das Projekt umsetzen. Dafür nutzt das Unter­nehmen beson­dere Mess- und Doku­men­tati­ons­methoden. "Bereits in den kommenden Wochen werden wir mit ein Kame­rafahr­zeug das Ausbau­gebiet abfahren und den Straßen- und Gehweg­bereich doku­men­tieren", erklärt Allinq-Direktor Marco Klein Paste.

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