Glasfaser: Wie Kooperationen den Ausbau voranbringen
Wie bringt man die Glasfaser auf eine Insel? Vor dieser Frage stand 1&1 Versatel und fand in der Deutschen-Bahn-Tochter DB Broadband die Lösung. Die DB Broadband vermarktet das Breitbandnetz der Deutschen Bahn, das entlang der Bahntrassen verläuft - auch auf dem Hindenburgdamm, der Sylt mit dem Festland verbindet.
"So können wir beim Anschluss ans Festland auf vorhandene Faser zurückgreifen", erklärt Dirk Zentara, der für 1&1 Versatel das Projekt vor Ort betreut. Der Bauantrag ist gestellt. Um die Zeit bis zur Genehmigung zu nutzen, hat der Netzbetreiber parallel die Vorvermarktung gestartet. "Ziel ist es, je nach Clustergröße, die ersten Anschlüsse innerhalb von sechs bis neun Monaten bereitstellen zu können", sagt Zentara. Zuerst soll die Glasfaser für Gewerbetreibende in Westerland zur Verfügung gestellt werden. Anschließend will 1&1 Versatel die Orte Tinnum und Keitum versorgen.
Zur Kooperationsvereinbarung zwischen der Gigabitregion FrankfurtRheinMain GmbH, der Deutschen Glasfaser, der Deutschen GigaNetz und der Telekom war auch die Hessische Digitalministerin Kristina Sinemus (3. v. l.) anwesend
Foto: Deutsche Telekom
Kooperation ist auch die Basis für den Glasfaserausbau im Rhein-Main-Gebiet um Frankfurt. Die Gigabitregion FrankfurtRheinMain GmbH hat mit der Deutschen GigaNetz, der Deutschen Glasfaser und der Telekom eine Rahmenkooperationsvereinbarung geschlossen. So sollen spätestens 2025 alle 640 Gewerbegebiete und knapp 800.000 Haushalte in der Region einen Glasfaser-Internetzugang erhalten.
Bis 2030 wollen die Unternehmen die Quote auf 90 Prozent der 1,56 Millionen Haushalte anheben. Durch die Rahmenkooperationsvereinbarung werden die Kapazitäten der drei Netzbetreiber an die Region gebunden und gemeinsame Grundsätze für den Ausbau festgelegt. Im Gegenzug verpflichtet sich die Gigabitregion FrankfurtRheinMain, für die Unternehmen ein positives und sicheres Investitionsklima zu schaffen, etwa durch standardisierte Verfahren oder digitale und verkürzte Genehmigungsverfahren.
Gemeinsam mit Netzbetreibern, Stadtwerken und Verwaltungen
Zur Kooperationsvereinbarung zwischen der Gigabitregion FrankfurtRheinMain GmbH, der Deutschen Glasfaser, der Deutschen GigaNetz und der Telekom war auch die Hessische Digitalministerin Kristina Sinemus (3. v. l.) anwesend
Foto: Deutsche Telekom
Ein weiteres Kooperationsprojekt betreibt die Telekom mit den Stadtwerken Münster. Die Stadtwerke bauen das neue Glasfasernetz, das die Telekom betreiben wird. Beide werden aber als Wettbewerber um Endkunden werben. Im Rahmen dieses Projekts startet nun die Vorvermarktung im Münsteraner Stadtteil Mauritz-West. Das Ausbaugebiet umfasst 4400 Haushalte.
Darüber hinaus verfolgt die Telekom aber auch ihre eigenen Ausbauprojekte weiter. Nach eigenen Angaben hat sie im Juni 2021 117.000 Haushalte mit einem Glasfaseranschluss versorgt. Insgesamt sind es 2,5 Millionen Haushalte, die über einen FTTB/H-Anschluss der Bonner verfügen, 840 weitere sollen in den Dermbacher Ortsteilen Brunnhartshausen und Stadtlengsfeld hinzukommen. Die Telekom stieg unlängst in die Feinplanung ein.
Mit ihrer Vereinbarung wollen Detlef Fischer und Florian Mattner von der VBEW sowie Marius Dallmann und Anja Genetsch von der Deutschen Glasfaser (v. l. n. r.) unter anderem Leitungsschäden vermeiden
Foto: Deutsche Glasfaser
Die Deutsche Glasfaser hat sich mit dem Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW) auf den Bau eines FTTH-Netzes geeinigt. "Dank dieser Vereinbarung zur engeren Zusammenarbeit mit den
Energie- und Wasserversorgern können wir bei Tiefbauarbeiten sicherer und koordinierter agieren – und so das Ausbautempo in Bayern insgesamt weiter erhöhen“, sagt Marius Dallmann, Geschäftsleiter Expansion von Deutsche Glasfaser. Durch die Koordinierung der Baumaßnahmen sollen insbesondere Leitungsschäden verringert sowie andere Spartenträger stärker berücksichtigt werden. Dem VBEW gehören rund 400 Unternehmen der bayerischen Strom-, Gas-, Fernwärme-, Wasser- und Abwasserwirtschaft an.
Kostenloses WLAN für Herrenchiemsee
Wie man eine Insel anders als über einen Bahndamm anbinden kann, demonstriert Vodafone anhand der Herreninsel im Chiemsee. Ein über sechs Kilometer langes Glasfaser-Seekabel verbindet die Insel mit dem Festland. "Wir freuen uns, innerhalb von nur sieben Monaten nach Beauftragung durch das Staatsministerium der Finanzen und für Heimat, Herrenchiemsee ins digitale Zeitalter gebracht zu haben", sagte Vodafone-Deutschland-CEO Hannes Ametsreiter anlässlich der Inbetriebnahme des Seekabels Anfang August 2021. Damit steht den Touristen auch das kostenlose BaynerWLAN zur Verfügung. Außerdem schuf Vodafone die Grundlage für den Mobilfunkausbau. Mit Unterstützung der bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung soll im kommenden Jahr neben 2G/4G auch die 5G-Übertragungstechnologie nach Herrenchiemsee kommen.
Darüber hinaus wird Vodafone auch in der Verbandsgemeinde Montabaur ein Glasfasernetz errichten. In den sechs Bauabschnitten lief die Vorvermarktung erfolgreich. "Jetzt gilt es, den Glasfaserausbau auch in den anderen für den Ausbau vorgesehenen Gebieten voranzutreiben", sagt Ulrich Richter-Hopprich, Bürgermeister der Verbandsgemeinde. Zu den Ortschaften, die zuerst ausgebaut werden, gehören Montabaur Mitte/Nord/Süd/West, Montabaur Horressen sowie Elgendorf/Eschelbach. In Walzbachtal und Wüstenrot erweitert Vodafone zudem das Kabelnetz. Bis Ende des Jahres sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, von denen insgesamt 7000 Haushalte profitieren sollen.Glasfaser für die Altmark und am Rhein
Neben den Branchen-Größen treiben auch kleinere Netzbetreiber den Glasfaserausbau voran. In der Altmark fiel unlängst der Startschuss für den dritten Bauabschnitt. "Im Bauabschnitt rundum Bismark gehen die Tiefbauarbeiten zügig voran, sodass nun bald auch die ländliche Gegend von Bismark im Herzen der Altmark mit ultraschnellem Internet versorgt wird und einen enormen Standortvorteil bekommt", erklärt Andreas Kluge, Geschäftsführer des Zweckverbands Breitband Altmark. Netzbetreiber ist hier die DNS:NET. Südlich von Leipzig, in Böhlen, wird envia TEL nach erfolgreicher Vorvermarktung ein FTTH-Netz errichten. Die Bauarbeiten starten voraussichtlich im Frühsommer 2022.
Im Mindener Stadtteil Königstor erfasst die Allinq Networks im Auftrag der Glasfaser Nordwest das Ausbaugebiet mit einem Kamerawagen
Foto: Glasfaser Nordwest
Im Westen kommt Positives aus dem Rhein-Sieg-Kreis: Die NetCologne liegt in den Gemeinden Much, Ruppichteroth und Windeck in der letzten Phase des Netzausbaus. 85 Prozent der 6700 Haushalte sind bereits an das schnelle Netz angeschlossen. Bis Oktober 2021 sollen alle Haushalte einen Glasfaseranschluss erhalten. Etwas weiter nördlich, genauer gesagt in Minden, will die Glasfaser Nordwest ein FTTH-Netz errichten. Im Mindener Stadtteil Königstor sollen 4300 Anschlüsse entstehen. Für die Glasfaser Nordwest wird die Allinq Networks GmbH das Projekt umsetzen. Dafür nutzt das Unternehmen besondere Mess- und Dokumentationsmethoden. "Bereits in den kommenden Wochen werden wir mit ein Kamerafahrzeug das Ausbaugebiet abfahren und den Straßen- und Gehwegbereich dokumentieren", erklärt Allinq-Direktor Marco Klein Paste.