Schnelles Internet für Schloss Herrenchiemsee
Besuchermagnet mit lausiger Funkversorgung: Schloss Herrenchiemsee. Jetzt liegt eine Glasfaser dorthin.
Foto: Picture-Alliance / dpa
Die Herreninsel im Chiemsee mit dem historischen Königsschloss von Ludwig II. bekommt schnelles Internet. Am vergangenen Freitag sei ein sechs Kilometer langes Seekabel mit 72 einzelnen Glasfasern mithilfe einer Fähre der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung von Bernau nach Herrenchiemsee verlegt worden, teilte Finanz- und Heimatminister Albert Füracker (CSU) heute mit. Die Planungen hatten bereits im Herbst 2020 begonnen. Die Idee sei innerhalb kürzester Zeit umgesetzt worden, sagte Füracker.
Gemeinde Chiemsee unterstützt staatlich gefördertes Projekt
Besuchermagnet mit lausiger Funkversorgung: Schloss Herrenchiemsee. Jetzt liegt eine Glasfaser dorthin.
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"Der Gemeinde Chiemsee war es von Anfang an sehr wichtig, eine schnelle Lösung für die Breitbandverkabelung auch auf der Herreninsel zu finden, da die Herreninsel mit ihrem Schloss und den historischen Gebäuden zu einem der wichtigsten Standorte im Chiemgau gezählt wird", erläuterte Bürgermeister Armin Krämmer das Projekt. Die Gemeinde - die kleinste in Bayern - hatte die Maßnahme finanziell unterstützt.
Das Seekabel mit 72 einzelnen Glasfasern wurde am 30. April mit Hilfe einer Fähre der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung von Bernau zur Herreninsel verlegt. Bereits im Vorfeld wurde eine Messfahrt durchgeführt, um die exakte Strecke für die Seekabelverlegung zu bestimmen und eventuelle schwierige Stellen wie felsigen Untergrund ausfindig zu machen. Um die relevanten Standorte auf der Insel wie etwa das Neue Schloss mit dem leistungsfähigen Seekabel zu verbinden, hat die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung in Eigenleistung ein weit verzweigtes Netz an Leerrohren auf der Insel vorbereitet.
Herrenchiemsee ist gefragter Veranstaltungsort
Die Insel Herrenchiemsee ist Anziehungspunkt für viele Besucher und ein gefragter Veranstaltungsort. Durch die Glasfaserversorgung sollen die Gäste voraussichtlich ab Sommer Zugriff auf "BayernWLAN" mit hohen Bandbreiten haben, um Informationen über die Sehenswürdigkeiten abzurufen oder Nachrichten zu versenden. Zudem könne die Mobilfunkversorgung durch das Seekabel deutlich verbessert werden. Hinter dem Begriff BayernWLAN steckt das Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen und für Heimat, das in Bayern an touristisch interessanten Orten zusammen mit dem Netzbetreiber Vodafone eine für die Besucher kostenlose WLAN-Versorgung anbietet.
Schwierige Versorgungslage
Schon 2019 hatte die Deutsche Telekom in ihrem YouTube-Kanal "Telekomnetz" erläutert, warum die Netzversorgung auf der Insel Herrenchiemsee so schwierig ist. Die Telekom hatte einen Makrostandort auf dem Schloss angepeilt. Die Denkmalschützer waren nicht begeistert und sagten "Nein!"
Eine alternative Idee wären unauffällige Small Cells gewesen, die unauffällig auf der Insel verteilt werden könnten. Auch das wurde abgeschmettert, die Schlossherren fürchteten um ihre Bewerbung als Weltkulturerbe.
Welcher Netzbetreiber hat gebaut?
Welches Unternehmen nun kurzfristig das Glasfaserkabel verlegt hat und wer welche Technik betreiben wird, teilte das Ministerium nicht mit. Da der Begriff "BayernWLAN" ausdrücklich erwähnt wird, könnte es sich dabei um Vodafone handeln.
Telekom versorgt Fraueninsel
Schon 2018 hat die Telekom die benachbarte Fraueninsel im Chiemsee mit Glasfaser versorgt. Das verlief teilweise dramatisch.
Technikfreak Ludwig II
Übrigens: König Ludwig II war selbst ein Technikfreak: Seine Schlösser steckten auch voll ungewöhnlicher Erfindungen: Neuschwanstein etwa wurde durch ein Rohrsystem geheizt, das im Winter warme Luft in die Räume blies. Essen kam per Aufzug von der Küche in den Speisesaal - eine Art "Tischlein, deck dich". Es gab fließendes, teils warmes Wasser und eine automatische Toilettenspülung.
Wenn Sie statt die Insel zu besuchen, lieber Fußball schauen möchten: So soll die UEFA-Europameisterschaft im Fußball bei ARD und ZDF übertragen werden