Stuttgarter Modell: Wie der Glasfaserausbau gelingen könnte
Beim Verlegen von Kabeln im Nahbereich, möchte man Grabungen vermeiden, "um die Rosenhecke im Vorgarten nicht zu beschädigen". Also werden bis 12 m Entfernung sogenannte "Erdraketen" verwendet. Sie funktionieren in etwa wie Luftraketen, werden aber durch das Erdreich "geschossen". Eleganter sind lenkbare Bohrsysteme, womit um Hindernisse wie andere Kabel oder Rohre drumherum oder drunter durch oder obendrüber "gefahren" werden kann.
Bohrkopf eines lenkbaren Bohrsystems, das von oben um Hindernisse herum gesteuert werden kann.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Eine Art Rasenmäher wird über die Straße oder den Gehweg oder die Wiese geschoben. Unter der Bodenplatte des Gerätes befinden sich Antennen, die Funksignale aussenden und dem geschulten Betrachter anzeigen, ob und wenn ja, irgendwelche Kabel oder Rohre im Boden verlegt sind. Die müssen nicht einmal aus Metall sein, es darf auch Kunststoff ("Plaste") sein.
Mit solchen Bohrungen stößt man bis zur Hauswand vor, die Bohrung durch die Wand wird dann mit Spezialmörtel abgedichtet, damit keine Feuchtigkeit und keine Tier- oder Pflanzenwelt ins Haus vordringt.
Zweistufiges Organisationsmodell
Die Partner Telekom und GRS setzen auf ein zweistufiges Modell. Die GRS koordiniert den gesamten Ausbau in der Region und steuert die Kooperation mit der Deutschen Telekom. Sie entwickelt einheitliche Prozesse (Abläufe) und technische Standards. Zudem schließt die GRS Rahmen- und Musterverträge ab und vermittelt bei möglichen Konflikten zwischen Kommunen und Telekom. Die fünf beteiligten Landkreise haben dafür bereits eigene Zweckverbände gegründet. Gemeinsam mit der Landeshauptstadt und der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart bilden die fünf Zweckverbände die GRS.
Die Zweckverbände beraten und begleiten die Kreiskommunen beim Ausbau. Sie unterstützen auch bei Förderanträgen. Zudem stellen sie Planungsdaten zur Verfügung. Beispielsweise, indem sie ein zentrales Leerrohr-Management aufbauen und pflegen.
Frühzeitiger Ausbau in allen Landkreisen
Die Partner wollen bereits in den ersten Jahren in allen fünf Landkreisen das Netz ausbauen. Wann dies in welcher der insgesamt 174 Kommunen in welchem Umfang geschieht, legt die jährliche Ausbauplanung fest. Die Kooperationspartner definieren diese nach mehreren Gesichtspunkten, etwa bereits vorhandene Versorgung mit Bandbreite oder zu erwartende Ausbaukosten. Das hängt von der Geografie der jeweiligen Gemeinde ab.
Längstes Glasfasernetz
Die Deutsche Telekom betreibt mit über 500 000 Kilometern das längste Glasfasernetz in Deutschland. Jedes Jahr investiert das Bonner Unternehmen mehr als fünf Milliarden Euro in die Infrastruktur Deutschlands. Ab 2021 will die Telekom jedes Jahr zwei Millionen Haushalte direkt ans Glasfasernetz anschließen. Um Deutschland zu digitalisieren, wählt das Unternehmen verstärkt neue Modelle der Zusammenarbeit. So hat die Telekom in den vergangenen Monaten Kooperationen mit dem saarländischen Versorger VSE und dem Wettbewerber Telefónica bekannt gegeben. Zudem will die Telekom gemeinsam mit dem Energieversorger EWE Tel das Unternehmen „Glasfaser Nordwest“ gründen.