Stuttgarter Modell: Wie der Glasfaserausbau gelingen könnte
Fellbach bei Stuttgart hat für die bundesweite Telekommunikationslandschaft sehr große Bedeutung. Wie wir bereits berichtet haben, hat die eigens gegründete "Gigabit Region Stuttgart GmbH" mit der Deutschen Telekom letzte Woche einen Kooperationsvertrag unterschrieben. Was bedeutet das nun genau?
Rahmenvertrag mit vielen Mythen
Landessache: Von rechts Frank Bahde (Gigabit-Region-Stuttgart), Digitalminister Thomas Strobl und Dirk Wössner (Telekom)
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Dieser Vertrag, um dem sich in und um Stuttgart viele Mythen ranken, sieht im Kern den Ausbau von schnellem Internet in der gesamten Region vor und zwar mit echter Glasfaser bis ins Haus (FTTH) oder bis hin ans Haus (FTTB). Bei dieser Gelegenheit wollen die beteiligten Partner "Lücken im Mobilfunknetz" schließen und die Region zu einem Pilotgebiet für den kommenden Kommunikationsstandard 5G aufwerten.
Höchste politische Weihen
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) schaute bei der Unterschrift höchstpersönlich vorbei und hatte seinen Innen- und Digitalisierungsminister Thomas Strobl (CDU) als Vorhut vorausgeschickt. Sie beobachteten wohlwollend, als Hans-Jürgen Bahde, Geschäftsführer der Gigabit Region Stuttgart (GRS), den Kooperationsvertrag mit Dr. Dirk Wössner, Vorstand Telekom Deutschland und mit Walter Goldenits, dem Geschäftsführer Technologie Telekom Deutschland unterzeichneten. In dem Abkommen werden die grundsätzlichen Bedingungen der Kooperation festgelegt.
Für die Telekom und die GRS geht es um einen "partnerschaftlichen" Ausbau des Glasfasernetzes für schnelles Internet. Dabei sollen bis 2025 außerdem 99 Prozent der Bevölkerung (nicht der Fläche) Mobilfunk über LTE nutzen können.
Für die Zukunft ist geplant, das LTE-Netz "zügig durch ein leistungsstarkes 5G-Netz zu ergänzen." Damit, so sieht es die Telekom, ist der Vertrag in dieser Dimension deutschlandweit ziemlich einmalig. Stuttgart ist sozusagen ein Pilotprojekt, das später auch in anderen Regionen für Bewegung beim Netzausbau sorgen könnte.
Und die Mitbewerber?
Nun gibt es im Raum Stuttgart nicht nur die Deutsche Telekom, sondern auch teilweise örtlich ansässige oder in der Region tätige Unternehmen der Telekommunikationsbranche. Diese sollen die entstehende Infrastruktur "zu fairen und marktüblichen Konditionen" nutzen können, was Dirk Wössner von der Telekom so erklärt: "Es wird ein branchenübliches Bitstream-Angebot geben". Das bedeutet, Mitbewerber können ihren eigenen Endkunden ein Angebot unterbreiten, das dann von der Telekom mit einem Strom von Bits und Bytes beliefert wird, über die Leitungen der Telekom direkt zum Kunden ins Haus. Erst viel "weiter hinten" im Telekom-Netz zweigt dann das Signal zu dem Vermittlungsnetz der privaten Mitbewerber ab. Welche Daten die Kunden der Konkurrenz im Detail übertragen, sieht die Telekom nicht.
Der "Zwang" zum Bitstream-Zugang sorgt für Frust bei einigen privaten Mitbewerbern, die sich vorgestellt hatten, direkter an ihre Kunden heranzukommen oder sogar auf eigene Rechnung in diesem Projekt selbst Leitungen legen zu dürfen.
Welcher Aufwand hinter dem Projekt steckt, lesen Sie auf Seite 2.