Gipfel

Gigabit-Gipfel: Mehr Tempo, weniger Bürokratie

Zum 12. Gigabit-Gipfel hatte Hessens Digi­tal­minis­terin Prof. Dr. Kris­tina Sinemus nach Wies­baden einge­laden - teltarif.de war vor Ort.
Vom 12. Gigabit-Gipfel in Wiesbaden berichtet

Das Motto der Minis­terin beim Gigabit-Gipfel ist klar: „Bunte Kabel an jeder Stra­ßenecke statt weiße Flecken auf der Land­karte.“ Der Glas­faser­ausbau solle in ganz Hessen voran­gehen.

Mehr als die Hälfte aller hessi­schen Haus­halte würde bereits über eine Band­breite von 1 GBit/s verfügen, verkündet die Minis­terin. 91 Prozent aller hessi­schen Plan­kran­ken­häuser und 81 Prozent aller hessi­schen Schulen seien mit Stand Juli 2022 „giga­bit­fähig“ ange­bunden.

Glas­faser ist die Zukunft

Ministerin Sinemus, Gastgeberin des hessischen Gipfels vergab Förderbescheide. Ministerin Sinemus, Gastgeberin des hessischen Gipfels vergab Förderbescheide.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Sie betonte, dass Glas­faser die einzige Tech­nologie sei, die den stei­genden Band­brei­ten­bedarf auch mittel- bis lang­fristig abde­cken und die wirt­schaft­liche und gesell­schaft­liche Zukunft sichern werde. Hessen bevor­zuge dabei den „eigen­wirt­schaft­lichen“ Ausbau, d.h. Firmen bauen ohne Förder­mittel.

Podi­ums­dis­kus­sionen und Ausstel­lung

Die Zahl der Glasfasernetzerbauer und -betreiber ist stark angestiegen. Die Zahl der Glasfasernetzerbauer und -betreiber ist stark angestiegen.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
In inter­essanten Panels disku­tierten bekannte Namen der Glas­faser­szene u.a. mit der Minis­terin. Sie betonte, dass sie perma­nent über­wache, ob die Maßnahmen auch den gewünschten Erfolg hätten. In der Mittags­pause übergab die Minis­terin Förder­bescheide an die Förder­büros in verschie­denen Regionen des Landes. Mit dem Geld infor­mieren die privat­wirt­schaft­lich orga­nisierten Förder­büros Gemeinden.

Mobil­funk ausbauen und darüber spre­chen

Neben dem Ausbau des Fest­netzes spielt auch der Mobil­funk eine wich­tige Rolle, aber: „Wir müssen Mobil­funk nicht nur ausbauen, sondern auch darüber spre­chen.“ Der Dialog sei notwendig, damit der Mobil­funk­ausbau vom Bürger auch verstanden und akzep­tiert werde.

Die Minis­terin forderte, im Digi­tal­pakt verein­barte Dinge umzu­setzen und mehr Fahrt aufzu­nehmen. Dort wo kein privat­wirt­schaft­licher Ausbau erfolge, würden die Kommunen im Rahmen des Graue-Flecken-Förder­pro­gramms unter­stützt.

Es muss schneller gehen

Per Video zugeschaltet: Valentina Daiber, Vorständin bei o2. Per Video zugeschaltet: Valentina Daiber, Vorständin bei o2.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Es müsste vieles schneller gehen, forderte Valen­tina Daiber, Vorständin bei Telefónica (o2), per Video zuge­schaltet. Eine Möglich­keit wäre die Geneh­migungs­fik­tion. Die Idee dahinter ist: Wenn eine Behörde sich inner­halb von drei Monaten nicht geäu­ßert hat, könne man von einer Geneh­migungs­fik­tion ausgehen. Natür­lich könnten etwaige Fehler später noch ausge­gli­chen werden.

Inves­titi­ons­sicher­heit für Frequenzen

Daiber liegt die Inves­titi­ons­sicher­heit ihrer Branche am Herzen. „Wir haben viel Geld für Frequenzen bezahlt und sollten weg von Auktionen kommen. Wir brau­chen neue zusätz­liche Frequenzen, beispiels­weise bei 600 MHz oder bei 6 GHz, Themen, welche die nächste Welt-Frequenz­ver­wal­tungs­kon­ferenz (WRC23) disku­tieren wird.

Die Geneh­migungs­ver­fahren sollen viel einfa­cher werden, es solle eine „geneh­migungs­freie“ Höhe für Mobil­funk­masten geben, auch tempo­räre Stand­orte für mobile Sende­sta­tionen (MRT) sollen möglich sein.

Die Verein­fachung des Baurechtes, entgegne die Minis­terin, berühre föde­rales Recht. „Da sind manche Bundes­länder halt lang­samer“.

Chris­tian Sommer von Vantage Towers berich­tete, dass er 3800 Stand­orte an den neuen Netz­betreiber 1&1 vermietet habe. Als Turm­gesell­schaft, die noch zu 81 Prozent der Voda­fone gehört, sei er neutral.

Eigenes Mobil­funk­pro­gramm für Hessen

Hessen hat übri­gens ein eigenes Mobil­funk-Förder­pro­gramm. Im länd­lichen Raum habe der Markt versagt, „das lohne sich nicht“. Das Landes­pro­gramm hat ein Förder­volumen von 50 Millionen Euro. 263 Kommunen wurden unter­sucht, in vier Regionen des Landes sollen bald die ersten geför­derten Masten stehen. Sommer (Vantage Towers) sieht Förde­rung positiv.

Die regio­nalen Förder­pro­gramme sollen spezi­fischer für die Region sein und in den einzelnen Kommunen wahr­genommen werden, „das Land tut was“.

Ziel: Flächen­deckung

Im Keller Glasfaser, in der Wohnung Koaxkabel, die Lösung ist dieses geheimnisvolle Kästchen. Im Keller Glasfaser, in der Wohnung Koaxkabel, die Lösung ist dieses geheimnisvolle Kästchen.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Ziel, so die Minis­terin, sei eine schnellst­mög­liche flächen­deckende Versor­gung, da sei man „insge­samt auf einem guten Weg“ und „neue Player bringen Push, es geht schneller.“ Es tue sich vieles, die Förde­rung leiste einen Beitrag.

Auktion oder nicht?

Gefragt war die Meinung von Dr. Cara Schwarz-Schil­ling. Sie ist seit Januar 2020 Direk­torin und Geschäfts­füh­rerin der WIK-Consult. Davor hatte sie über 20 Jahre für die Bundes­netz­agentur gear­beitet, zuletzt als Beschluss­kam­mer­vor­sit­zende für die Natio­nale Streit­bei­legungs­stelle des DigiNetz-Gesetzes. Sie findet, der Mobil­funk müsse noch wesent­lich besser werden, dabei habe sich schon viel getan. Die Versor­gungs­auf­lagen der Bundes­netz­agentur würden sich bald spürbar bemerkbar machen. Kein State­ment wollte Dr. Schwarz-Schil­ling dazu abgeben, ob man auf eine Frequenz­auk­tion verzichten könne oder eine Verlän­gerung der bestehenden Zutei­lungen in Frage komme.

Digi­tali­sie­rung - Segen und Fluch

Das Voda­fone-Vorstands­mit­glied Michael Jung­wirth, dort Director Public Affairs, erin­nerte daran, dass die Digi­tali­sie­rung Segen und Fluch zugleich sei. Momentan finde der "erste TikTok-Krieg" statt. Aber: „Die Digi­tali­sie­rung kann und wird die Welt retten.“ Ein digi­tales vernetztes Auto werde Unfälle redu­zieren, die Digi­tali­sie­rung müsse überall vorhanden sein, denn „sie kann den Planeten retten“. Jung­wirth plädierte dafür dass die Digi­tali­sie­rung grüner werden müssen.

Im Rahmen des im Mai 2022 abge­schlos­senen Glas­faser­pakts für Hessen sollen bis Mitte des nächsten Jahres weitere 530.000 Glas­faser-Haus­halte entstehen. Die Giga­bit­region Frank­furt/RheinMain werde das größte Glas­faser­pro­jekt Europas werden, das rund 1,6 Millionen Haus­halte und 640 Gewer­bege­biete mit Glas­faser versorgen werde.

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