Hessen unterzeichnet Glasfaserpakt
Großer Bahnhof heute bei der hessischen Landesregierung in Wiesbaden. Denn in den kommenden zwölf Monaten sollen in Hessen für 530.000 Haushalte neue Glasfaseranschlüsse für schnelleres Internet bereit gestellt werden. Dazu unterzeichnete die Landesregierung einen "Glasfaserpakt" mit elf Telekommunikationsunternehmen, dem Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) sowie dem Hessischen Landesverband kommunaler Unternehmen (VKU).
"Zusammen mit den bereits angebundenen Haushalten werden damit bis Mitte 2023 über 25 Prozent der Haushalte in Hessen vom Glasfaserausbau profitieren", erklärten der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier und seine Digitalministerin Prof. Kristina Sinemus (beide CDU). Das seien dreimal so viele wie bisher. Hessen ist abgesehen vom Ballungsraum Rhein-Main recht ländlich aufgestellt.
Flächendeckend bis 2030?
Bis 2030 solle Hessen flächendeckend an das Glasfasernetz angeschlossen sein, kündigte Bouffier an. Dies fördere Investitionen von Unternehmen, diene aber auch den Bürgerinnen und Bürgern. "In der Pandemie und speziell in der Zeit danach ist davon auszugehen, dass Homeoffice-Regelungen von mehr Menschen wahrgenommen werden. Ein leistungsstarker Internetanschluss ist daher unerlässlich." Wie bereits mehrfach berichtet, ist die Glasfaser ist wegen ihrer physikalischen Eigenschaft sehr leistungsfähig und erreicht hohe Übertragungsraten von Daten.
Schnellere Genehmigungen
Die Landesregierung unterstütze den Pakt unter anderem mit Maßnahmen zum Bürokratieabbau, der Beschleunigung von Genehmigungsverfahren (z. B. über das GigaMaP-Portal oder das OZG-Breitbandportal) und mit kostenlosen Geobasisdaten. "Darüber hinaus fördert das Land mit Geld, wo sonst kein wirtschaftlicher Ausbau möglich ist", erläuterte Sinemus. Aktuelle Beispiele seien aus dem ‚Graue Flecken Programm‘ die Kreise Main-Kinzig und Marburg-Biedenkopf, bei dem alleine das Land Hessen bis zu 140 Millionen Euro investiert.
Das Breitbandbüro Hessen informiert auf seiner Homepage über etwaige Fördermöglichkeiten.
Welche Firmen sind dabei?
Hessen Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus (links) und Ministerpräsident Volker Bouffier (rechts) stellen den Digitalpakt vor.
Foto: Landesregierung Hessen
Die Liste der Unterzeichner liest sich wie ein "Who is Who" der Branche: Neben den beiden bereits genannten Verbänden BREKO und VKU Hessen haben die folgenden elf TK-Unternehmen am Pakt mitgearbeitet und unterzeichnet: Deutsche GigaNetz, Deutsche Glasfaser, Telekom Deutschland, Vodafone, DB broadband (speziell für große Geschäftskunden), 1&1 Versatel, ENTEGA Medianet, Goetel, OREG Odenwald-Regional-Gesellschaft, TNG Stadtnetz und Yplay.
Wann und wo genau geht es los?
Noch nicht bekanntgegeben wurde, wann genau in welcher Gemeinde welches Unternehmen bauen wird, wie lange es dauert, bis die Glasfaser nutzbar ist und welche Tarife am Ende angeboten werden.
Künftig mehr Haustür-Verkäufer unterwegs?
Bewohner hessischer Gemeinden müssen nur verstärkt damit rechnen, dass Vertreter teilweise wenig bekannter TK-Unternehmen an der Tür klingeln und ihre Anträge auf Anschluss da lassen.
Bevor Sie irgendetwas unterschreiben, lesen Sie die Anträge genauestens durch. Prüfen Sie, bis wann der Anschluss verbindlich geschaltet werden soll und ob es ein Rücktrittsrecht gibt, wenn Termine nicht eingehalten werden oder vielleicht vom Unternehmen gar nichts gebaut werden wird.
Da als Ziellinie das Jahr 2030 angepeilt wird, kann es durchaus sein, dass in absehbarer Zeit doch niemand vorbei kommt oder Prospekte in den Kasten wirft.
Es kann sich aber auch lohnen, bei der zuständigen Gemeindeverwaltung selbstständig nachzufragen oder sich mit Gleichgesinnten zu einer lokalen Bürgerinitiative zusammen zu schließen.
Selbst wer einen Glasfaseranschluss heute noch als "unnötig" ansieht, sollte sich die Leitung wenigstens in Haus (in den Keller) legen lassen, was in den allermeisten Fällen kostenlos ist. Eine spätere Verlegung in einem bereits mit Glasfaser erschlossenen Ort könnte ziemlich teuer werden. Wer mit dem Gedanken spielt, später sein Haus zu verkaufen: Durch den Glasfaseranschluss erfährt es eine spürbare Wertsteigerung.