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Darum will General Motors CarPlay & Android Auto killen

General Motors will Apple CarPlay und Android Auto abschaffen und sieht dafür gute Gründe - zumin­dest aus Sicht des Auto­mobil­her­stel­lers.
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General Motors äußert sich zum Wegfall von Apple CarPlay und Android Auto General Motors äußert sich zum Wegfall von Apple CarPlay und Android Auto
Foto: John F. Martin for General Motors
Wie berichtet will nach Herstel­lern wie Tesla und Rivian künftig auch General Motors bei einigen Neuwagen auf die Inte­gra­tion von Apple CarPlay und Android Auto verzichten. Dabei ist die Nach­frage an der Auto-Inte­gra­tion für Smart­phones sehr hoch. Analysten bezeich­neten den Schritt daher als großen Fehler. Doch warum will General Motors mögliche Neukunden abschre­cken? Das Online­magazin The Verge hat nach­gefragt.

GM-Vize­prä­sident Scott Miller, der beim Konzern unter anderem für Soft­ware in den Fahr­zeugen verant­wort­lich ist, vertei­digte die Entschei­dung. Miller ist davon über­zeugt, dass die große Nach­frage nach Apple CarPlay und Android Auto daher rührt, dass die Kunden bislang keine besseren Alter­nativen kennen. Zwei­fellos seien die Systeme eine Verbes­serung gegen­über früher, als über­haupt keine Apps im Auto nutzbar waren.

"Ich glaube nicht, dass irgend­jemand behaupten würde, dass die Projek­tions­erfah­rung fantas­tisch ist", sagte Miller gegen­über The Verge unter Anspie­lung auf die Tatsache, dass bei Apple CarPlay und Android Auto die auf dem Smart­phone laufenden Apps nur als Video­stream auf das Display im Auto proji­ziert werden. "Im Vergleich zu dem, was wir in der Vergan­gen­heit erlebt haben, ist es wirk­lich gut."

GM will "ganz­heit­lich inte­griertes Betriebs­system"

General Motors äußert sich zum Wegfall von Apple CarPlay und Android Auto General Motors äußert sich zum Wegfall von Apple CarPlay und Android Auto
Foto: John F. Martin for General Motors
General Motors gebe sich mit der Nutzer­erfah­rung aber nicht zufrieden und wolle statt­dessen ein "ganz­heit­lich inte­griertes Betriebs­system", das umfas­sende Infor­mationen über die Fahr­zeug­bat­terie und andere kriti­sche Kompo­nenten bietet und gleich­zeitig einfach zu bedienen ist. Um das zu errei­chen, müsse der Hersteller den Zugang zu den "Telefon-Projek­tions­sys­temen" abschneiden, zumal diese von vielen Kunden mitt­ler­weile intensiv genutzt werden.

Als Beispiel nannte Miller ein verbes­sertes Navi­gations- und Lade­erlebnis für zukünf­tige Besitzer von Elek­tro­fahr­zeugen. Wenn der Besitzer eines Chevy Blazer EV beispiels­weise eine Lade­sta­tion ansteuert, könnte die fahr­zeugei­gene Soft­ware die Batterie aufwärmen, sodass sie für eine schnel­lere Aufla­dung vorbe­reitet ist. Das sei ein Feature, das nur eine im Fahr­zeug inte­grierte Soft­ware bieten könne.

Der General-Motors-Manager sieht die Kritik an der Entschei­dung seines Konzerns gelassen. Menschen seien "Gewohn­heits­tiere", die man von Neue­rungen zuerst über­zeugen müsse. Aller­dings gebe es Studien, nach denen Nutzer die voll inte­grierte Soft­ware letzt­end­lich bevor­zugen, da sie nach dem Einsteigen ins Auto auto­matisch verfügbar ist - ohne zuerst das Handy mit dem Info­tain­ment-System zu koppeln.

Keine Wahl­mög­lich­keit geplant

Kunden die Wahl zwischen inte­grierter Soft­ware und auf dem Smart­phone laufenden Apps zu lassen, lehnte Miller im Gespräch mit The Verge ab. Es koste Zeit, Geld, Mühe und Ressourcen, "alles zu inte­grieren". Zudem verfolge General Motors einen stufen­weisen Ansatz für die Abschaf­fung von Android Auto und Apple CarPlay. Zunächst sei das nur für Elek­tro­autos geplant, nicht aber für Verbrenner-Fahr­zeuge. Zudem werde es weiterhin möglich sein, das Telefon per Blue­tooth zu koppeln, um über die Frei­sprech­ein­rich­tung zu tele­fonieren und Musik zu streamen.

Ein Grund für die Abschaf­fung der Smart­phone-Inte­gra­tion dürfte aber auch die Tatsache sein, dass die Auto­mobil­indus­trie an der Nutzung von Soft­ware mitver­dient, die im Fahr­zeug inte­griert ist. Das fängt schon beim Internet-Zugang an, wenn anstelle der im Handy vorhan­denen SIM-Karte ein zusätz­licher Daten­tarif benö­tigt wird. In einem Ratgeber haben wir bereits aufge­zeigt, dass die Internet-Tarife fürs Auto recht teuer sind. Eigene SIM-Karten können Nutzer in den meisten neueren Fahr­zeugen nicht mehr verwenden.

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