Connect-Netztest Schweiz: Swisscom knapp vor Sunrise
Die Schweizer Netze gehören in Europa zu den Besten. Im Connect-Netztest 2019 siegt Swisscom hauchdünn vor Sunrise. Bei Salt gibt es weder VoLTE noch EVS.
Grafik: Connect, Logos: Swisscom, Sunrise, Salt, Montage: teltarif.de
Jedes Jahr wird der Netztest der Fachzeitschrift "Connect" nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Schweiz mit Spannung erwartet. Vom 28. November bis 20. Dezember 2018 fuhren zwei mit Mess-Equipment bestückte Fahrzeuge des Unternehmens P3-Solutions durch 18 große und 31 kleinere Städte der Schweiz und legten dabei rund 6.500 Kilometer zurück, davon 3.160 km über Verbindungsstraßen zwischen den Städten. Dazu kamen "Walktests" (zu Fuß mit Rucksack) in acht Schweizer Großstädten sowie gezielte Testfahrten in Schweizer Bahnen.
Swisscom gewinnt vor Sunrise
Die Schweizer Netze gehören in Europa zu den Besten. Im Connect-Netztest 2019 siegt Swisscom hauchdünn vor Sunrise. Bei Salt gibt es weder VoLTE noch EVS.
Grafik: Connect, Logos: Swisscom, Sunrise, Salt, Montage: teltarif.de
Zum neunten Mal hat Connect das Mobilfunknetz von Swisscom als "das Beste in der Schweiz" ausgezeichnet. Gleichzeitig erhielt das Netz, wie bereits im letzten Jahr, die Wertung "überragend". Swisscom führt dies auf seinen "stetigen Netzausbau" und die "konsequente Ausrichtung auf die Bedürfnisse ihrer Kunden" zurück. Urs Schaeppi, CEO der Swisscom fühlt sich bestätigt: "Das Resultat freut mich sehr, zeichnen doch auch andere Mobilfunktests unser Netz als das Beste aus. Das zeigt: unsere Netzausbaustrategie ist die richtige."
Trotz erhöhter Anforderungen, die der Test jedes Jahr stellt, erreichte Swisscom dieses Jahr mit 973 von insgesamt möglichen 1.000 Punkten den ersten Platz. Swisscom gewann auch die Hauptkategorien "mobile Datenkommunikation" und "Crowdsourcing", wobei erstmalig die Ergebnisse von Kunden, welche die "Connect-App" nutzen, in das Testergebnis einbezogen wurde. Von September bis November 2018 wurden für die Schweiz rund 153 Millionen Einzelmesswerte von 54.000 Mobilfunknutzern ausgewertet. Dabei wurde gemessen, ob Kontakt zum Netz besteht, welche Netztechnologien zur Verfügung stehen (z.B. LTE) und mit welchen Datenraten Downloads stattfinden.
Neben dem Test der Connect, verwenden viele Anwender die App "Speedtest" des Unternehmens Ookla, auch hier lag Swisscom auf dem Spitzenplatz. Das Netz von Swisscom wird überwiegend unter eigenem Namen vermarktet, aber auch von einigen "Discount"-Anbietern wie WinGo oder M-Budget, Coop-Mobile und anderen genutzt.
4G+ Ausbau und 5G für die Schweiz
Swisscom kündigte massive Investitionen in den LTE-Advanced-Ausbau ihres Netzes an, um dem wachsenden Bedarf nach noch mehr Kapazität und Geschwindigkeit im Netz gerecht zu werden. Aktuell deckt Swisscom nach eigenen Angaben bereits 95 Prozent der Bevölkerung mit bis zu 300 MNit/s, 72 Prozent mit bis zu 500 MBit/s ab und 27 Prozent sogar mit bis zu 700 MBit/s ab. Gleichzeitig arbeitet Swisscom bereits intensiv an der Einführung der neusten Mobilfunkgeneration 5G. Swisscom will seinen Kunden 5G "so rasch als möglich" anbieten können. Und 5G läuft bereits im Probetrieb: Ende 2018 waren bereits in Burgdorf, Lausanne, Genf, Zürich, Bern, Davos und Luzern 5G-Testnetze in Betrieb. Damit sieht sich Swisscom weltweit unter den ersten Anbietern mit komplett standardisierten 5G-Netzen. Geplant ist, bis Ende 2019 schweizweit rund 60 Städte und Gemeinden punktuell mit 5G auszubauen.
Sunrise: "Überragend"
Der größte Mitbewerber der Swisscom, die Sunrise (1996 als diAx gestartet), freut sich zum dritten Mal über die Bewertung „Überragend“ und bester Mobiltelefonie im Connect Test. Sunrise sieht sich als "das zuverlässigste Netz für mobile Daten und bietet unangefochten die beste Mobiltelefonie", was auf die "hervorragende Abdeckung" zurückzuführen sei: Sunrise 4G-Netz decke über 96 Prozent der Schweizer Landesfläche ab und versorge 99,9 Prozent der Schweizer Bevölkerung.
Ähnlich wie der Marktführer will Sunrise mit „5G for People“ auch künftig auf das beste Netz konzentrieren und plant insbesondere ländliche Gebiete mit „Glasfaser durch die Luft“ (über 5G) abzudecken.
Olaf Swantee, CEO von Sunrise hat ein Ziel: "Wir kommen dem „Defect free“-Netz immer näher." Nach seiner festen Überzeugung verfüge die Schweiz heute über "zwei gleichwertige, im internationalen Vergleich mit Abstand klar führende Mobilfunknetze". Er will alles unternehmen, dass das in Zukunft so bleibe und hofft, dass die Schweizer Regierung die notwendigen Rahmenbedingungen schaffe.
"Bestes Netz der Mobiltelefonie"
Das Sunrise Netz bleibe unangefochten "das beste Netz bei der Mobiltelefonie", was auf die hervorragende Abdeckung zurückzuführen sei. Connect schreibt, „dass die im Sunrise-Netz durchgeführten Test-Telefonate zu fast hundert Prozent per LTE stattfanden", deutsche Leser können bei solchen Werten nur neidisch werden...
Um nur 0,1 Prozentpunkte verfehlte Sunrise den Gesamt-Testsieg. Als „The Unlimited Company“ und "führende Herausforderin" zeige Sunrise aber, was dank intensivem Wettbewerb möglich sei.
Kritik an Schweizer Regulierung
Mit 5G, der fünften Mobilfunkgeneration, beginne der Wettbewerb wieder von vorne. Auch in der Schweiz wird 5G als "Haupttreiber der Digitalisierung" gesehen, ein rascher und flächendeckender 5G-Ausbau ist also auch für die Schweiz entscheidend. Im Wege stünden aber die "unbegründet strengen Mobilfunkgrenzwerte der NISV" (= Verordnung über den Schutz vor nichtionisierender Strahlung). Der Schweizer Bundesrat sei hier gefordert, rasch die nötigen Korrekturen bei den Mobilfunkgrenzwerten vorzunehmen, damit Wirtschaft und Bevölkerung auch bei 5G von den weltweit besten Netzen profitieren können.
Salt nutzt teilweise Sunrise-Netztechnik
Neben Swisscom und Sunrise ist in der Schweiz noch der Mobilfunkanbieter Salt (früher Orange) aktiv, der seinen Fokus insbesondere auf konvergente (Mobilfunk + Glasfaser-Festnetz) Produkte setzt. Im Mobilfunknetz von Salt stehen aber die Technologien VoLTE (Telefonie über LTE) und EVS (Enhanced Voice = bessere Sprachqualität) noch nicht zur Verfügung.
Salt gehört inzwischen zur französischen Iliad-Gruppe, die unter dem Markennamen "Free" in Frankreich und Italien im Tiefstpreis-Segment für Wirbel gesorgt hat. In der Schweiz hingegen hat Salt auf einen Preiskrieg verzichtet, da Schweizer Kunden Wert auf hohe Qualität legten und dafür auch bereit seien, Geld auszugeben. Das Mobilfunknetz von Salt nutzt teilweise Sendetechnik von Sunrise in sogenannter MORAN-Technologie (Multi-Operator-Radio-Access-Node).
Schweiz international führend
Im europäischen Vergleich belegen alle Schweizer Mobilfunknetze Spitzenplätze in Punkto Netzqualität. Trotz komplizierter Topographie wurde in der Schweiz von vorneherein Wert auf einen möglichst dichten Netzausbau gelegt. Das ist übrigens eine Folge der aktuell kritisierten extrem niedrigen Strahlungsgrenzwerte. Sie machten eine viel höhere Senderdichte notwendig und sorgten dadurch "nebenbei" zu einer wesentlich besseren Netzabdeckung. Da aber die meisten attraktiven Standorte bereits mit Sendern in 2G, 3G oder 4G-Technologie belegt sind und die Strahlungswerte aller Sendestationen zum Ermitteln der Grenzwerte "addiert" werden, können neue 5G Sender oft nicht mehr an bereits genutzten Standorten "dazu" gestellt werden. Eine "Entspannung" wäre denkbar, wenn irgendwann (wie geplant) bestimmte Netz-Technologien wie 2G oder 3G nicht mehr verwendet werden können oder wenn die (wie gefordert) die NISV-Grenzwerte neu definiert werden sollten.