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MTEL: Neuer Anbieter für EU, Balkan und Mittelmeer

Wer denkt, der Markt wäre gesät­tigt, der irrt. Vernünf­tige Preise für Anrufe oder Roaming in Nicht-EU-Ländern waren bisher kaum zu bekommen. MTEL will das ändern.
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Nicht jeder liest regel­mäßig die Seiten der Bundes­netz­agentur. Dort findet man - wenn man danach sucht - regel­mäßig Listen von Mobil­funk­vor­wahlen in Deutsch­land. Dort tauchten schon in der Vergan­gen­heit immer wieder Vorwahlen und Netze in Deutsch­land auf, die höchs­tens Insi­dern ein Begriff waren oder sind - einige sind wieder verschwunden, viele gingen nie in den Regel­betrieb.

MTEL: Neue Vorwahl 015310

Aktuell wird von MTEL nur TV angeboten, in Kürze kommt ein Mobilfunk-Angebot dazu. Aktuell wird von MTEL nur TV angeboten, in Kürze kommt ein Mobilfunk-Angebot dazu.
Screenshot: teltarif.de
Die Vorwahl 015310 ist eine dieser "neuen" Vorwahlen, welche die Bundes­netz­agentur an Unter­nehmen vergibt, die nicht so viele Kunden wie die Deut­sche Telekom, Voda­fone oder Telefónica haben und erst einmal "vorsichtig" in den Markt starten möchten. Diese neue Vorwahl gehört dem Unter­nehmen "MTEL", das schon seit einiger Zeit auf dem öster­rei­chi­schen und dem Schweizer Markt aktiv ist.

MTEL: Virtu­eller Netz­betreiber

MTEL ist ein virtu­eller Netz­betreiber, d.h. er hat zwar eine eigene Netz-Vorwahl, verwendet aber für die Mobil­funk­ver­sor­gung seiner Kunden ein Gast­netz.

MTEL in Öster­reich beispiels­weise, verlässt sich auf das Netz der Telekom Austria (Mobilcom) die unter dem Kurz­namen "A1" bekannt sind.

In der Schweiz hat sich MTEL Schweiz für den kleinsten Netz­betreiber "Salt" entschieden. In der Schweiz scheint MTEL seinen Kunden Rufnum­mern aus dem für Salt zuge­teilten Vorwahl­bereich +41 78 zu vergeben, in Öster­reich wurde MTEL hingegen eine "eigene" Vorwahl +43 667 vergeben, sofern man einen neuen Vertrag startet und keine vorhan­dene Rufnummer dorthin portiert.

In Deutsch­land ist es wie bereits erwähnt, die +49 15310. MTEL Germany funkt dabei, wie Bran­chen­insider uns verrieten, im Netz von Voda­fone Deutsch­land. Neben der neuen Vorwahl kann auch eine bereits bei einem anderen Anbieter geschal­tete Rufnummer mit vorhan­dener Vorwahl mitge­nommen ("portiert") werden.

Wer steckt hinter MTEL?

Hinter der MTEL Deutsch­land GmbH mit Sitz in München steckt die Telekom Serbien (Telekom Srbija) Gruppe, die verschie­dene Netze auf dem Balkan betreibt und nach Öster­reich und der Schweiz jetzt auch Mobil­funk- und Fern­seh­dienst­leis­tungen auf dem deut­schen Markt anbieten möchte. Man richte sich, so sagt es die Home­page "an alle Menschen, die an einem viel­sei­tigen und berei­chernden Austausch inter­essiert sind".

Bezahl­bare Tarife für Nicht-EU-Staaten

Das Allein­stel­lungs­merkmal von MTEL sind Tarife für die Kunden, die viel Kontakte nach Serbien oder in andere Balkan­staaten haben, die bekannt­lich noch kein Mitglied der EU sind. Folg­lich gelten hier keine EU-Roaming-Richt­linien und die Nutzung klas­sischer deut­scher SIM-Karten für Anrufe in diese Länder oder für Roaming in diesen Ländern sind oft grausam teuer.

Welche Tarife wird es geben?

Noch sind die geplanten Tarife nur auf versteckten Unter­seiten von mtelgermany.de zu finden. Dem Vernehmen nach will das Unter­nehmen am Montag offi­ziell starten, verschie­dene Pres­sean­fragen wurden noch nicht beant­wortet.

Die im Netz gefun­denen Tarife heißen beispiels­weise MTEL #8, #14, #25, #45, oder #76. Die Zahl gibt das monat­liche Inklu­siv­daten­volumen an. Wahl­weise soll eine Plastik- oder eine E-SIM erhält­lich sein, geplant soll der Vertrieb über den Fach­handel oder online bzw. tele­fonisch möglich sein. Die Hotline ist leicht zu merken und nennt die Rufnummer +49 15 310 310 310, die im Prinzip aus allen Netzen erreichbar sein sollte, zum Mobil­funk­tarif des Netzes aus dem ange­rufen wird.

Prepaid und Post­paid

Neben den EU-Vorschriften für Roam-like-home in EU-Ländern bietet MTEL beim Post­paid-Modell MTEL#14 beispiels­weise nicht nur 14 GB Daten für Deutsch­land und EU, sondern auch in Groß­bri­tan­nien, Serbien, Schweiz, Bosnien und Herze­gowina, Monte­negro und Nord­make­donien. Auch bei Tele­fonaten wird die EU-Zone kurzer­hand um die o.g. Länder erwei­tert, sprich die Tele­fon­kosten sind "flat" im Tarif enthalten. (Eine "Fairuse Rege­lung" weist darauf hin, dass diese Tarife für Privat­nutzer gedacht sind, nicht jedoch für kommer­zielle Unter­nehmen.)

Zusätz­lich kommen noch jeweils 2 GB pro Monat Roaming in Ländern wie Türkei, Alba­nien, Israel, Ägypten und Russ­land dazu. Der MTEL #14 kostet monat­lich 19,95 Euro. Eine Mindest­lauf­zeit verlangt MTEL nicht, jeder Vertrag ist monat­lich kündbar und kostet einmalig 10 Euro Akti­vie­rungs­gebühr.

Im MTEL #76 beispiels­weise gelten die glei­chen Kondi­tionen, jedoch 76  GB pro Monat für 44,95 Euro, wozu noch 18 GB in den Mittel­meer-Ländern und Russ­land inklu­diert sind.

Der kleinste Tarif "MTEL #8" soll als Prepaid-Karte ange­boten werden und wird 8 GB (in der erwei­terten EU, jedoch keine Mittel­meer-Länder oder Russ­land) für 9,95 Euro pro Monat bieten.

Die Tarif-Infor­mationen stammen aus dem jeweilig auf den Unter­seiten der Webseite down­load­baren "Produkt­infor­mati­ons­blatt", könnten sich aber durchaus noch ändern. Eine Bestell­funk­tion gibt es auf der Webseite noch nicht, auch der Kunden­chat reagierte am Freitag noch nicht. Wir halten Sie auf dem Laufenden.

Erste Einschät­zung:

MTEL bietet für Anrufe in euro­päi­sche Länder, die noch kein Mitglied der EU sind, einen echten Mehr­wert. Die span­nende Frage wird sein, wie zuver­lässig das Netz und seine Funk­tionen verfügbar sein werden. Dabei sollte man einem neuen Anbieter eine faire Chance geben und zu Beginn damit rechnen, das noch nicht alles rund läuft.

Die etablierten Anbieter hingegen sollten sich schleu­nigst Gedanken machen, warum sie bei Tele­fonaten mit Ziel Ausland oder bei Roaming außer­halb der EU einfach nur grausam über­höhte Preise berechnen. Das ist schon lange nicht mehr zeit­gemäß.

Der erste Tag bei MTEL war turbu­lent.

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