"Fade out": UKW-Abschaltung in der Schweiz kommt später
Länger UKW-Rundfunk in der Schweiz
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Ende kommenden Jahres wollte die Schweiz als weltweit erstes Land den analogen UKW-Rundfunk komplett abschalten und durch den digitalen Standard DAB+ sowie Streaming via Internet ersetzen. Die DAB+-Sendernetze in der Schweiz sind seit Jahren aufgebaut, die Netzabdeckung ist deutlich besser als beispielsweise in Deutschland. Die Voraussetzung für die Abschaltung der analogen Radiosignale könnten nicht besser sein. Dennoch könnte der UKW-Rundfunk in der Eidgenossenschaft vorerst weiterlaufen.
Wie das Onlinemagazin Persoenlich.com unter Berufung auf die NZZ berichtet, könne sich die UKW-Abschaltung "um Jahre" verzögern. Dabei ist der Stichtag 31. Dezember 2024 nicht der erste Abschalttermin. Eigentlich sollten die FM-Sender längst abgeschaltet sein. Radiopionier Roger Schawinski, der Ende der 70er Jahre mit Radio 24 von Italien aus Lokalradio für Zürich gemacht hat, lehnte den UKW-Ausstieg aber ab. Schawinski betreibt heute den Regionalsender Radio 1 in Zürich.
Auch in der französischsprachigen Schweiz fand die Abschaltung zum August 2022 für die öffentlich-rechtlichen Programme bzw. Januar 2023 für die Privatradios keine Mehrheit. Daher einigte man sich auf das Jahresende 2024 als neuen Abschalttermin. Dieser steht nun wieder zur Disposition. Der Präsident des Verbands Schweizer Privatradios (VSP), Jürg Bachmann, sieht dem Bericht zufolge eine mehrjährige "Fade-out-Phase" anstelle eines starren Abschalttermins.
Kann jeder Sender selbst über Abschaltung entscheiden?
Länger UKW-Rundfunk in der Schweiz
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"Es ergibt wahrscheinlich mehr Sinn, wenn letztlich jedes Radio für sich entscheidet, wann der Ausstieg erfolgt", zitiert Persoenlich.com eine Stellungnahme Bachmanns gegenüber der NZZ. Den Angaben zufolge hat das schweizerische Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) bereits Kulanz signalisiert.
Erneut habe es Widerstand gegen die UKW-Abschaltung aus der französischsprachigen Schweiz gegeben. Auch Roger Schawinski hatte schon im Herbst vergangenen Jahres angekündigt, mit seinem Radio 1 auch 2025 - also nach dem Stichtag für die Abschaltung - am analogen UKW-Rundfunk festzuhalten. Dabei ist Radio 1 längst auch über DAB+ zu empfangen.
Unklar ist, wie lange eine "Fade-out-Phase" andauern könnte. Hierzu soll es Verhandlungen zwischen BAKOM und der Radiobranche geben. Sollte wirklich jeder Programmveranstalter selbst entscheiden können, wann die analogen Sendungen eingestellt werden, könnte sich die Abschaltung um Jahre verzögern - falls sie überhaupt kommt.
Eines ist indes schon jetzt klar: Programmveranstalter aus Deutschland haben auch nach einer Abschaltung keine Chance auf die Zuteilung und Nutzung einer UKW-Frequenz, die bislang in der Schweiz im Einsatz war.