Auch Facebook ließ Mitarbeiter Sprachaufnahmen abtippen
Pikant: Facebook ließ Sprachaufnahmen von Menschen auswerten
picture alliance/Fabian Sommer/dpa
Facebook hat Mitarbeiter einige Aufnahmen von
Nutzern aus seinem Chatdienst Messenger anhören und abtippen lassen.
Betroffen waren laut Facebook nur Nutzer, die die
Transkriptions-Funktion für Sprachnachrichten eingeschaltet hatten.
Aufgabe der Mitarbeiter sei gewesen, zu prüfen, ob die Software die
gesprochenen Sätze korrekt verstanden habe. Die Nachrichten seien
zuvor anonymisiert worden. Die Praxis sei vor mehr als einer Woche
gestoppt worden, erklärte das Online-Netzwerk.
In den vergangenen Wochen waren auch Amazon, Apple und Google in die Kritik geraten, weil sie Mitschnitte von Sprachassistenz-Software von Mitarbeitern auswerten ließen - ohne dass es den Nutzern bewusst war. Die Facebook-Praxis wurde durch einen Bericht des Finanzdienstes Bloomberg bekannt, der die Debatte mit einem Bericht über das Abtippen von Befehlen an Amazons Sprachassistentin Alexa im April losgetreten hatte.
Für Facebook ist die Situation noch etwas heikler
Pikant: Facebook ließ Sprachaufnahmen von Menschen auswerten
picture alliance/Fabian Sommer/dpa
Seit Jahren geht das Gerücht um, Apps des
Online-Netzwerks hörten den Nutzern zu, um die Werbung zu
personalisieren. Als angeblicher Beleg werden Fälle genannt, in denen
Anzeigen zu einer vorherigen Unterhaltung passen. Facebook wies den
Vorwurf stets zurück, auch Gründer und Chef Mark Zuckerberg verneinte
dies im Frühjahr ausdrücklich bei einer Anhörung im US-Kongress und
sprach von einer "Verschwörungstheorie".
Facebook-Manager erklären die Vermutungen auch mit dem Effekt, dass zwischen vielen verschiedenen Anzeigen einem diejenigen auffielen, die zu etwas Aktuellem passten.
Facebook betonte auch stets, das Online-Netzwerk verarbeite Audio-Daten nur wenn ein Nutzer die Erlaubnis dazu erteilt habe. Während klar ist, dass für eine Transkriptions-Funktion Aufnahmen verarbeitet werden müssen, dürfte den Nutzern - ähnlich wie bei den anderen Tech-Konzernen - nicht bewusst gewesen sein, dass in einigen Fällen auch Menschen sie zu hören bekamen.
Sprachauswertung nicht nur von Software
Die Unternehmen holten sich bei den Nutzern pauschal die Erlaubnis, Daten zur Verbesserung des Dienstes zu nutzen. Dass dafür möglicherweise auch Sprachaufnahmen nicht nur von Software analysiert, sondern auch von Menschen gehört werden könnten, wurde dabei nicht ausdrücklich erwähnt.
Bei Apple gab es zumindest einen Hinweis auf die Möglichkeit solcher Transkriptionen bei seiner Sprachassistentin Siri in einem Sicherheitsdokument für Entwickler. Der Text war für gewöhnliche Nutzer jedoch schwer zu finden.
Apple setzte die Auswertung der Mitschnitte aus und versprach, sich künftig die ausdrückliche Erlaubnis dafür zu holen. Auch Google stoppte die Praxis Anfang Juli. Amazon bietet Nutzern seit kurzem die Möglichkeit, der Auswertung von Mitschnitten durch Menschen zu unterbinden.
Bei Facebook hätten "hunderte" Beschäftigte bei externen Dienstleistern sich die Audioclips angehört, schrieb Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen. Sie seien im Unklaren darüber gelassen worden, unter welchen Umständen die Aufnahmen gemacht wurden und für welchen Zweck sie sie abtippen, hieß es. Die Unterhaltungen hätten zum Teil "vulgäre" Inhalte enthalten.
Im April hatte Facebook versprochen: "Die Zukunft ist privat." Details lesen Sie in einer weiteren News.