Sprachassistent Alexa

Bericht: Alexa-Mitschnitte werden im Homeoffice ausgewertet

Allein die Tatsache, dass Mitar­beiter von Amazon & Co die Aufnahmen von Sprachas­sistenten anhören, sorgte bei Nutzern schon für Aufruhr. Jetzt heißt es, dass Amazon-Mitar­beiter teils zu Hause am Küchen­tisch auswerten.
Von dpa / Wolfgang Korne

In der Debatte um die Auswer­tung von Nutzer­daten aus Sprachas­sistenten ist Amazons Dienst Alexa erneut in den Fokus geraten. Laut einem Bericht der "Welt am Sonntag" sollen befris­tete Ange­stellte teil­weise von zu Hause aus Daten aus Amazons Sprachas­sistentin Alexa auswerten. "Einigen Mitar­beitern ist es gestattet, von anderen Orten aus zu arbeiten", erklärte Amazon dazu. "Dabei gelten strenge Sicher­heits­maßnahmen und Richt­linien, an die sich jeder Mitar­beiter halten muss." Es sei auch eindeutig fest­gelegt, "dass Mitar­beiter niemals an öffent­lichen oder nicht-auto­risierten Orten arbeiten dürfen".

Neu bei Alexa: Opt-out Möglich­keit

Seit diesem Wochen­ende bietet Amazon Alexa-Nutzern, die sich um ihre Daten sorgen, eine neue Option an: Sie können die Auswer­tung von Mitschnitten durch Mitar­beiter des Konzerns verhin­dern. In der Alexa-App findet sich nun ein Schalter dafür.

Amazon soll für die Auswertung von Alexa-Aufzeichnungen auch Heimarbeiter beschäftigt haben Amazon soll für die Auswertung von Alexa-Aufzeichnungen auch Heimarbeiter beschäftigt haben
Bild: picture alliance/Elaine Thompson/AP/dpa
In den vergan­genen Wochen hatte es zuneh­mend Kritik daran gegeben, dass sich auch Menschen aufge­zeich­nete Frag­mente von Unter­haltungen der Nutzer anhören und abtippen, um die Sprach­erken­nung zu verbes­sern. Die jahre­lange Praxis war den Nutzern bis vor wenigen Monaten weitest­gehend unbe­kannt.

Nun weist die Alexa-App die Nutzer in einem Punkt in den Daten­schutz-Einstel­lungen erst­mals ausdrück­lich darauf hin, die Sprach­aufnahmen werden "mögli­cher­weise bei der Entwick­lung neuer Funk­tionen verwendet und hierbei manuell über­prüft, um unsere Services zu verbes­sern". Davon sei nur ein "sehr kleiner Anteil" der Mitschnitte betroffen. Über dem Soft­ware-Schalter, der das ablehnt, plat­zierte Amazon einen Warn­hinweis, dass das Ausschalten mögli­cher­weise Funk­tionen einschränkt.

Auswer­tung durch Zeit­arbeiter am Küchen­tisch

In Polen bewarb ein Zeit­arbeits-Dienst­leister die Jobs zur Auswer­tung von Alexa-Aufnahmen in inzwi­schen gelöschten Anzeigen der "Welt am Sonntag" zufolge als "Tele­arbeit im ganzen Land". Ein Zeit­arbeiter sagte dem Blatt, er und viele seiner Kollegen arbei­teten vom Küchen­tisch aus. Amazon betonte: "Der Zugang zu internen Systemen wird streng kontrol­liert und wir verfolgen eine Null-Tole­ranz-Politik, wenn unsere Prozesse nicht befolgt werden." Alle Mitar­beiter nutzten "sichere, proprie­täre Tools, um Alexa zu verbes­sern".

Dass Frag­mente von Alexa-Aufnahmen auch von Menschen ausge­wertet werden, war im Früh­jahr durch einen Bericht des Finanz­dienstes Bloom­berg bekannt­geworden. Damals ging es um das Anhören der Aufnahmen bei einem Dienst­leister in Rumä­nien.

Schnell kam heraus, dass dies auch bei den beiden anderen viel genutzten Sprachas­sistenten - Apples Siri und dem Google Assi­stant - der Fall ist. Bei Apple gab es zumin­dest einen Hinweis auf solche Tran­skrip­tionen in einem Sicher­heits­doku­ment für Entwickler. Keiner der Anbieter wies aber bei der Einrich­tung der Assis­tenten ausdrück­lich darauf hin, dass auch ihre Mitar­beiter oder Dienst­leister die Aufnahmen zu hören bekommen könnten.

Google Assi­stant: Mitschnitte veröf­fent­licht

Anfang Juli kam eine neue Welle der Kritik, nachdem Mitschnitte vom Google Assi­stant aus den Nieder­landen geleakt wurden. Das veran­lasste den Hamburger Daten­schützer Johannes Caspar, ein Verwal­tungs­verfahren gegen Google einzu­leiten. Der Internet-Konzern setzte bereits Anfang Juli die Auswer­tung der Aufnahmen durch Menschen welt­weit aus - wie aller­dings erst jetzt bekannt wurde.

Apple folgte mit einem welt­weiten Stopp am vergan­genen Freitag - und versprach zudem, die Nutzer ausdrück­lich um eine Erlaubnis zum nach­träg­lichen Anhören von Mitschnitten durch Mitar­beiter zu fragen. Die Funk­tion solle in einem späteren Soft­ware-Update umge­setzt werden, hieß es.

Problem: Fehlak­tivie­rung

Sprachas­sistenz-Soft­ware wie Alexa oder Siri reagiert auf Sprach­befehle des Nutzers. Ein Beispiel: Auf "Alexa, wie spät ist es?" antwortet der Assis­tent mit der Uhrzeit. Die Alexa-Soft­ware wird vor allem auf den Echo-Laut­spre­chern des Konzerns genutzt. Amazon arbeitet aber - genau wie Google bei seinem Assi­stant - daran, sie in möglichst vielen Geräten verschie­dener Hersteller unter­zubringen. Siri kann man nur auf Apple-Geräten aufrufen.

Die Assis­tenten starten die Aufzeich­nung grund­sätz­lich erst, wenn sie das Akti­vierungs­wort - "Hey, Google", "Alexa" oder "Hey, Siri" - hören. Aller­dings müssen die Mikro­fone ständig aktiv sein, um das Weck­wort nicht zu verpassen.

Die fehler­haften Akti­vierungen, bei denen die Soft­ware glaubt, ihr Weck­wort gehört zu haben, sind dabei ein beson­deres Problem. Denn dabei können Sätze und Unter­haltungen aufge­zeichnet werden, die nicht an die Sprachas­sistentin gerichtet waren. Beim nach­träg­lichen Anhören sollen die Mitar­beiter auch heraus­finden, welche Worte oder Geräu­sche die verse­hent­liche Akti­vierung auslösten, um die Soft­ware entspre­chend anzu­passen. Laut Google werden rund 0,2 Prozent der Aufzeich­nungen nach­träg­lich ange­hört, Apple und Amazon zufolge sind es weniger als ein Prozent.

Solche nicht für die Ohren von Alexa bestimmten Unter­haltungen können lange nach­wirken. Wie ein US-Senator heraus­fand, spei­chert die Sprachas­sistentin die Daten der Nutzer ohne Ablauf­datum und gibt sie auch weiter. teltarif.de berich­tete.

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