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Apple: Mitarbeiter dürfen Siri-Aufnahmen nicht mehr abhören

Die Erkenntnis, dass Aufnahmen von Sprachas­sistenten zum Teil von Menschen abge­tippt werden, um die Sprach­erken­nung zu verbes­sern, scho­ckierte viele Nutzer. Apple will künftig ausdrück­lich die Erlaubnis dazu einholen. Bis dahin wurde die Praxis gestoppt.
Von dpa /

Zukünftig Zustimmung erforderlich, wenn Apple Siri-Aufnahmen durch Menschen abhört Zukünftig Zustimmung erforderlich, wenn Apple Siri-Aufnahmen durch Menschen abhört
Bild: dpa, Bearbeitung: teltarif.de
Apple hat als erster Anbieter von Sprachas­sistenten ange­kündigt, die Nutzer ausdrück­lich um eine Erlaubnis zum nach­träg­lichen Anhören von Mitschnitten durch Mitar­beiter zu fragen. Die Funk­tion solle in einem späteren Soft­ware-Update umge­setzt werden, teilte der iPhone-Konzern dem Tech-Blog "TechCrunch" in der Nacht zum Freitag mit. Bis dahin werde die Praxis welt­weit gestoppt und auf den Prüf­stand gestellt.

Bei Assis­tenz­soft­ware wie Amazons Alexa, dem Google Assi­stant und Siri wurden Frag­mente von Mitschnitten seit Jahren zum Teil auch von Menschen ange­hört und abge­tippt, um die Qualität der Sprach­erken­nung zu verbes­sern. Es geht dabei zum Beispiel um Fälle, wo die Sprachas­sistenten versagten, falsche Erken­nung von Akti­vierungs­wörtern oder neue Spra­chen und Dialekte. Die Anbieter betonen, dass die Aufnahmen davor anony­misiert werden. Den Nutzern war die Praxis aller­dings weitest­gehend nicht bewusst, bis vor einigen Monaten erste Medi­enbe­richte dazu auftauchten.

Nutzer wurden auf Praxis nicht hinge­wiesen

Zukünftig Zustimmung erforderlich, wenn Apple Siri-Aufnahmen durch Menschen abhört Zukünftig Zustimmung erforderlich, wenn Apple Siri-Aufnahmen durch Menschen abhört
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Apple verwies schon länger in einem Sicher­heits­doku­ment darauf, dass auch "eine geringe Anzahl von Tran­skrip­tionen" für die Verbes­serung des Dienstes einge­setzt werden könne. Nach dem Papier im Bereich für Entwickler musste man aller­dings suchen - und die Nutzer werden bei der Einrich­tung von Siri bisher nicht explizit auf diese Möglich­keit hinge­wiesen.

In einem Bericht der Zeitung "Guar­dian" vergan­gene Woche erzählte der Mitar­beiter eines Apple-Dienst­leis­ters, auf den Aufnahmen seien zum Teil sehr private Details zu hören. So schnappe Siri auch Frag­mente von Gesprä­chen mit medi­zini­schen oder geschäft­lichen Inhalten, mögliche krimi­nelle Akti­vitäten oder auch Nutzer beim Sex auf, sagte er.

Die fehler­haften Akti­vierungen, bei denen die Soft­ware glaubt, die Weck­worte "Hey, Siri" gehört zu haben, sind dabei ein beson­deres Problem. Denn dabei können Sätze und Unter­haltungen aufge­zeichnet werden, die nicht an die Sprachas­sistentin gerichtet waren. Beim nach­träg­lichen Anhören sollen die Mitar­beiter heraus­finden, welche Worte oder Geräu­sche die verse­hent­liche Akti­vierung auslösten, um die Soft­ware entspre­chend anzu­passen.

Nach früheren Angaben von Apple wurde weniger als ein Prozent der Aufnahmen in meist nur wenige Sekunden langen Frag­menten von Menschen ausge­wertet.

Erst am Donnerstag war bekannt geworden, dass Google nach einem ähnli­chen Bericht über seinen Assi­stant bereits Anfang Juli das Anhören der Mitschnitte durch Menschen in der EU ausge­setzt hat. Dieser Stopp gilt noch mindes­tens bis Ende Oktober, wie der Hamburger Daten­schützer Johannes Caspar mitteilte. Er leitete wegen der Praxis ein Verwal­tungs­verfahren gegen den Internet-Konzern ein, um das Anhören der Mitschnitte durch Google-Mitar­beiter oder Dienst­leister zu unter­sagen.

Kamera-Autos von Apple, Google & Co. rollen hier­zulande durch die Straßen. Gesichter und Kenn­zeichen sollen auto­matisch verschwommen darge­stellt werden, wenn die Aufnahmen online gehen. So beschweren Sie sich.

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