Bedrohung

Krankenkasse: Cybermobbing macht krank

Schulen und Techniker Krankenkasse klären über Cybermobbing auf
Von dpa / Marie-Anne Winter

Schüler beim Projekt Mobbingfreie Schule Schüler sollen mit dem Projekt "Mobbingfreie Schule" über die Gefahren des Cybermobbing aufgeklärt werden.
Bild: TK
Unter Cybermobbing leiden insbesondere Teenager, die einen Großteil der Nutzer von Social-Media-Plattformen stellen. Inzwischen ist gar von einer Kultur des Sadismus die Rede, die sich im Internet ausbreite. Das Land Baden-Württemberg will Schüler deshalb besser über die Gefahren des Cybermobbings aufgeklären. Das Kultusministerium und die Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK) wollen Schulen stärker für das Thema sensibilisieren.

Schüler beim Projekt Mobbingfreie Schule Schüler sollen mit dem Projekt "Mobbingfreie Schule" über die Gefahren des Cybermobbing aufgeklärt werden.
Bild: TK
"Da kommt eine neue Herausforderung auf uns zu, die von der Schule schwer steuerbar ist, aber sich dort auswirkt", sagte Kultusstaatssekretär Frank Mentrup gegenüber Nachrichtenagentur dpa. Jeder dritte Schüler im Land war nach einer Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag der TK schon einmal Opfer des Mobbings im Internet oder via Handy.

Die TK im Südwesten will daher bis zum Frühjahr 2012 das Thema in das bereits in anderen Bundesländern laufende Präventionsprogramm Mobbingfreie Schule [Link entfernt] aufnehmen. Die Materialien des sogenannten Anti-Mobbing-Koffers sollen Lehrern helfen, eine Projektwoche rund ums Thema Mobbing durchzuführen. An diesem Freitag (28. Oktober) gibt es dazu in Stuttgart die Lehrertagung "Mobbingfreie Schule - Gemeinsam Klasse sein!"

Die Forsa-Umfrage unter 14- bis 20-Jährigen aus dem Frühjahr 2011 ergab: Knapp neun von zehn Teilnehmern nutzten soziale Netzwerke wie Facebook und SchülerVZ. 60 Prozent der Befragten gaben an, ihre Eltern kümmerten sich darum, wie lange die Kinder im Internet sind. Fast genauso viele interessiert es demnach aber nicht, auf welchen Seiten der Nachwuchs surft.

Eltern können oft nicht helfen

Der TK-Landeschef Andreas Vogt forderte, Eltern sollten auf dem Laufenden sein, mit wem oder womit sich ihre Kinder im Netz beschäftigen. Gerade einmal 15 Prozent der Befragten gaben an, dass die Eltern den Zugriff auf ausgewählte Internetseiten sperren.

Der Umfrage zufolge leidet gut ein Fünftel der Befragten (22 Prozent) infolge von Cybermobbing unter Schlafstörungen, etwa jeder Zehnte reagierte mit Bauch- oder Kopfschmerzen. "Wir müssen kein dramatisches Bild zeichnen", sagte Vogt. Aber: Wenn Kinder behandelt werden müssen, seien oft psychische Krankheiten der Grund.

Die digitale Welt gewinne zunehmend an Bedeutung - auch beim Mobbing, sagte Mentrup, betonte aber gleichzeitig: "Ich denke, dass die Mechanismen dieselben sind wie vor 20 Jahren. Cybermobbing kriegt nur eine andere technische Dimension." Weil Eltern hier aber häufig nicht die notwendigen Einblicke hätten, müssten die Schulen mehr Aufgaben beim Aufdecken von Mobbingfällen übernehmen. "Ich finde, man kann das von der Schulgemeinschaft verlangen, weil sie viel näher dran ist."

Bislang nehmen 264 Schulen am Anti-Mobbing-Programm von Kultusministerium und TK teil. Hochgerechnet seien bisher etwa 18 400 Schüler erreicht worden. Zum Vergleich: Über 1,5 Millionen Schüler besuchen die allgemein bildenden und beruflichen Schulen im Land.

Als geeignetes Instrument im Kampf gegen Mobbing sieht Karl Häberle vom Kontaktbüro Prävention [Link entfernt] den sogenannten Klassenrat: Im respektvollen Umgang bei einer Runde, die Schüler moderieren und bei der auch Lehrer sich einreihen, könnten Mobbing-Opfer ihre Probleme offen ansprechen. Weitere Informationen und Hinweise für Mobbing-Opfer finden Sie auch in unserem Ratgeber.

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