Fiberdays

Preiserhöhung bei Glasfaser: Keiner will der Erste sein

Der Ausbau der Glas­faser­netze hat in den vergan­genen Jahren an Fahrt gewonnen. Doch sinkende Endkun­den­preise, gepaart mit einer hohen Infla­tion, sind die Vorboten für Verän­derungen, wie auf den Fiber­days 22 in Wies­baden deut­lich wurde.
Von den Breko Fiberdays in Wiesbaden berichtet Marc Hankmann

In seinem Vortrag auf den Breko Fiber­days 22 in dieser Woche stellte Caspar Prey­sing, Leiter des Giga­bit­büros des Bundes, die Dynamik des Glas­faser­aus­baus dar. Zwar gehört Deutsch­land im Ranking des FTTH Coun­cils immer noch zu den Ländern mit den wenigsten Glas­faser­anschlüssen, „aber gemessen am Glas­faser­zubau zählt Deutsch­land zu den Top 3“, erklärte Prey­sing während der gestern zu Ende gegan­genen Veran­stal­tung in Wies­baden. Ange­sichts der zahl­rei­chen neuen Netz­betreiber, die sich vornehm­lich mit privaten Geld­gebern im Hinter­grund gegründet haben, und dem Geld ihrer Inves­toren, lässt sich diese Dynamik erklären. Zwischen 2013 und 2030 sollen rund 50 Milli­arden Euro in den Glas­faser­ausbau in Deutsch­land fließen.

Zu sehen ist der Oberkörper eines Mannes hinter einem Rednerpult mit langem, dünnem Mikrofon. Der Mann trägt eine Brille und hält ein kleins, elektronisches Gerät in der rechten Hand. Caspar Preysing, Leiter des Gigabitbüros des Bundes, sieht im Glasfaserausbau eine große Dynamik.
Foto: MH Media
Aller­dings befindet sich der Markt vor einem Wende­punkt. Wie Prey­sing auf den Fiber­days berich­tete, vernimmt er unter den Netz­betrei­bern eine große Zuver­sicht, dass die Regionen, in denen derzeit noch keine Glas­faser verlegt wird, in den nächsten zwei Jahren aufge­teilt werden. „Die Zeit, dass noch weitere neue Netz­betreiber in den Markt eintreten, ist vermut­lich vorbei“, erklärte der Leiter des Giga­bit­büros. Das ist gut für den flächen­deckenden Breit­band­ausbau – aber nicht unbe­dingt gut für jeden der daran betei­ligten Netz­betreiber.

Zwei­stel­lige Infla­tions­rate erwartet

Für die Netz­betreiber ist es wichtig, die Netze auszu­lasten. Dafür müssen sie die Take-up-Rate erhöhen und im Zuge von Open Access Diens­tean­bieter in ihre Netze lassen. „Noch nicht einmal ein Drittel der Anschlüsse, die gebucht werden könnten, werden genutzt“, sagte aller­dings Jens Prautzsch, CEO von Unsere Grüne Glas­faser (UGG). Derzeit sinken die Take-up-Raten sogar, was eine Folge der Infla­tion sein dürfte.

Zu sehen ist der Oberkörper eines Mannes, der ein Hemd und einen Anzug trägt. Vor seinen Mund hält der Mann ein Mikrofon, in das er hineinsspricht. Infrafibre-Germany-CEO Jürgen Hansjosten geht davon aus, dass es 2023 in der Baubranche eine zweistellige Inflationsrate geben werde
Foto: MH Media
Die Prei­steue­rung wird sich 2023 auch auf die Netz­betreiber nieder­schlagen. „Derzeit werden die Kontrakte für das nächste Jahr geschlossen“, sagte Stefan Holig­haus, CSO und CMO bei DNS:NET, auf den Fiber­days. „Dann wird uns die Infla­tion auf die Füße fallen.“ Jürgen Hans­josten, CEO der Infra­fibre Germany, geht in der Baubranche von einer zwei­stel­ligen Infla­tions­rate für 2023 aus. „Das wird sich auch auf die Endkun­den­preise nieder­schlagen“, prognos­tizierte Hans­josten in Wies­baden.

„Wir haben die Ruhe vor dem Sturm“

Das "Problem": Seit Jahren fallen in der Tele­kom­muni­kation die Endkun­den­preise. Im Vergleich zu 2010 liegen sie heute rund 15 Prozent nied­riger. Um die Preis­stei­gerungen jedoch abzu­fangen, müssen diese steigen. „Liebe ISPs, habt den Mut die Preise zu erhöhen“, sagte UGG-CEO Prautzsch auf den Fiber­days. Sein Hinter­gedanke: Prautzsch und all die anderen Netz­betreiber müssen die eigenen Preise erhöhen, um die stei­genden Kosten decken zu können.

Natür­lich will niemand als Erster am Preisrad drehen, denn nachdem ein Markt aufge­teilt ist, folgt in der Regel dessen Konso­lidie­rung. Und wer wegen Preis­erhö­hungen Kunden verliert und daraufhin seine Kosten nicht mehr decken kann, wird zum Über­nah­mekan­didat. „Wir haben die Ruhe vor dem Sturm“, brachte Soeren Wendler, CSO der Deut­schen GigaNetz, die momen­tane Markt­situa­tion in Wies­baden auf den Punkt.

Vor drei Jahren fand die letzte Fiber­days Messe in Wies­baden statt. Bis 2025 soll die Zahl der Anschlüsse verdrei­facht und bis 2030 flächen­deckend sein.

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