Wettbewerber sehen sich von Telekom gravierend attackiert
Norbert Westfal (rechts), Breko Präsident, im Gespräch mit Dr. Remco van der Velden, Vorsitzender des Breko-Beirates
Bild: teltarif.de
Breko-Präsident Norbert Westfal sieht das VDSL-Ausbau-Versprechen der Telekom
skeptisch: "Die Telekom hat uns schon einmal etwas versprochen, fraglich ob sie ihr
Versprechen dieses Mal hält." Damit spielte der Verbands-Präsident,
der gleichzeitig Chef der EWE Tel ist, auf der Breko-Breitbandmesse in
Darmstadt heute
gleich auf zwei Dinge an: Das Ausbauversprechen der Deutschen Telekom zu VDSL Vectoring im Nahbereich und
den bis heute nicht erfolgten Ausbau von vier Millionen echten Glasfaseranschlüssen in Deutschland, den die Telekom
vor einigen Jahren geplant hatte.
Spagat zwischen Abwehr und Forderung
Norbert Westfal (rechts), Breko Präsident, im Gespräch mit Dr. Remco van der Velden, Vorsitzender des Breko-Beirates
Bild: teltarif.de
Die Branche steht derzeit ein wenig wie das Kaninchen vor der Schlange, versucht aber gleichzeitig
die Geschichte von David und Goliath nachzuspielen. Kommt der Antrag der Telekom zur Remonopolisierung
des Hvt-Nahbereiches für VDSL durch, verliert sie den Zugriff auf ein für sie sehr lukratives Kerngebiet.
Hier kann sie zwar dann noch DSL schalten, bei VDSL müsste sie ihre Technik jedoch sogar abbauen - an einen weiteren
eigenen Ausbau wäre gar nicht zu denken. Zwar führt Breko-Präsident Westfal richtig an, dass es neben VDSL Vectoring
ja auch noch Anschlusstechnologien wie FTTB/FTTH gibt - dies sieht er aber als Argument, dem Vectoring-Antrag nicht zuzustimmen.
Der Grund: Würde VDSL 100 angeboten, würde sich ein Glasfaserausbau mittelfristig nicht lohnen. Umgekehrt bringen sich die Wettbewerber
bei einer Ablehnung aber auch in eine Bringschuld-Situation: Fordern sie statt VDSL 100 gleich Glasfaser, müssen sie dann auch liefern.
Doch erst einmal ist dem Breko eins wichtig: "Der Antrag der Telekom muss vollumfänglich durch die Bundesnetzagentur abgelehnt werden oder die Telekom muss ihn selbst zurückziehen." Das forderte Breko-Geschäftsführer Stefan Albers auf der Eröffnungs-Keynote der Breitbandmesse. Die Ausbaupläne der Telekom würden nur marginal zu einer flächendeckenden Breitbandversorgung beitragen. "70 Prozent der Haushalte, um die es geht (5,9 Mio Haushalte) können schon heute 40 MBit/s oder mehr bekommen", so Westfal. Zudem würden sich nur 17 Prozent der 41 000 Nahbereichs-Kvz im ländlichen Bereich befinden, die Hälfte sei jedoch in städtischen Gebieten. Hier sind oft schon andere Infrastrukturen vorhanden. Auf das gesamte Bundesgebiet gesehen seien es nur 2,5 Prozent aller Haushalte, die vom Regulierungsantrag betroffenen seien. Bereits im März berichtete teltarif.de, dass nur 433 Vermittlungsstellen nicht mit VDSL versorgt sind.
Entzug der Geschäftsgrundlage
Im Gegenzug steht für die Wettbewerber jedoch viel auf dem Spiel. "Wenn man uns den Nahbereich wegnimmt, fehlt uns ein Kernbereich", warnt Westfal. 173 000 VDSL-Kunden werden derzeit von den Wettbewerbern aus den Vermittlungsstellen mit eigener Technik bedient. Diese müssten auf Telekom-Leitungen umgestellt werden. "Wir könnten unsere Dienste nicht mehr so anbieten und nicht mehr diese Quality-of-Service bieten, wie wir es heute können", warnt Westfal. "Uns würde die Geschäftsgrundlage entzogen."