Warnung

"Machen Sie kein eigenes IPTV-Produkt"

Regionale Netzbetreiber sollten es vermeiden, ein eigenes IPTV-Produkt aufzubauen. Das sei viel zu aufwändig. Dennoch sollten die Anbieter auf Bewegtbild setzen, um die Kunden an sich zu binden.
Aus Darmstadt berichtet Thorsten Neuhetzki

IPTV Die Breko Breitbandmesse bringt frische Erkenntnisse zum Thema IPTV
Bild: teltarif
Netflix oder Amazon schaffen es, ihre Video-on-Demand-Produkte an den Kunden zu bringen. Für Axel Meiling, Berater bei Mücke, Sturm & Company, ist das nicht weiter verwunderlich. Denn abseits ihrer Größe bieten diese mit Video on Demand ihren Kunden etwas, das sie bislang über ihren Anschluss so nicht bekommen konnten. Anders sieht es mit herkömmlichen Fernsehen aus, was die meisten Telefonkunden bereits per Kabel, Antenne oder Satellit empfangen. Entsprechend warnte Meiling die Netzbetreiber auf der Breko Breitbandmesse in Darmstadt: "Machen Sie kein eigenes IPTV-Produkt". Das heißt aber nicht, dass die Anbieter kein IPTV anbieten sollen. Doch sie sollten auf eine Vorleistung setzen.

Die Telekom bietet inzwischen seit vielen Jahren mit Entertain ein eigenes IPTV-Produkt an. Dafür hat sie in eigene Technik investiert, die Rechte mit TV-Sendern verhandelt und eine eigene Video-on-Demand-Plattform aufgebaut, für die auch die Rechte verhandelt werden musste. "Machen Sie das nicht", warnte Meiling. Kleinere und mittlere Anbieter sollten viel mehr darauf setzen, Kooperationen einzugehen.

Kooperationen und Vorlieferanten

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Bild: teltarif
So zeigte sich schon jetzt, dass Netflix schon mit verschiedenen Providern zumindest einen Vermarktungspakt eingegangen sei. Und für IPTV gibt es Dienstleister, die sich darauf spezialisiert haben, ihren Netzbetreiber-Kunden eine Vorleistung anzubieten, die für den Nutzer aussieht, als sei sie von seinem Anbieter. M7 Deutschland, früher bekannt als KabelKiosk, bietet inzwischen nicht nur reines TV an, sondern auch schon Second-Screen-Lösungen, so dass der Zuschauer die Inhalte auch auf Smartphone oder Tablet sehen kann. M7 ist auch einer der drei Anbieter, die der Breko-Verband in seiner IPTV-Einkaufsgemeinschaft auch seinen Mitgliedern anbietet.

Für die Netzbetreiber hat das Setzen auf Vorleistungen nicht nur den Vorteil, dass sie nicht alles selbst machen müssen - für sie sind auch die Kosten kalkulierbarer. Allerdings sind die Konzerne auf die Produkte angewiesen, die der Vorlieferant anbietet. Inhaltliche Änderungen sind in der Regel nicht vorgesehen.

Das Schwierigste dürfte nach Ansicht des Beraters aber ohnehin sein, die Kunden an das TV-Produkt heranzuführen. "Erwarten Sie nicht, dass die Leute Ihnen die Bude einrennen, wenn Sie den Schalter umlegen", nimmt Meiling Erwartungen nach einem neuen Umsatzbringer zurück. Doch Fernsehen könne insbesondere mit Zusatzleistungen dazu eingesetzt werden, die Kunden nachhaltig an einen Anbieter zu binden. Auch Upgrades in höhere Tarife könnten möglich werden, wenn das TV-Produkt dazu gegeben wird.

Bereits gestern berichtet wir von der Breko Breitbandmesse in Darmstadt, welche Vorbehalte die Telekom-Wettbewerber gegen das Magenta-Unternehmen haben.

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