Themenmonat IFA&Konvergenz SmartHome

Das SmartHome Paderborn: Ein Haus, das mitdenkt

IT, Telekommunikation, Hausgeräte- und Energie-Management
Von Björn Brodersen

Etliche Haushaltsgeräte im SmartHome Paderborn weisen ein Interface auf, das Geräteinformationen und Steuerungssignale mittels Powerline über das häusliche Stromnetz überträgt. Restlaufzeiten von Spül- und Waschmaschine sowie Wäschetrockner stehen somit jederzeit im Heimnetzwerk zur Verfügung. Kommandos lassen sich aus der Ferne per Handy in die Küche übertragen, manche Funktionen sind aus Sicherheitsgründen jedoch verboten. So lassen sich zum Beispiel Kochplatten nur lokal einschalten. Im Störungsfall könne ein Servicetechniker des Herstellers auf Fehlerspeicher, Seriennummern und Firmware-Releases in den Hausgeräten zugreifen, zum Reparatureinsatz bringe er dann gleich das richtige Ersatzteil mit, nennt Ohland Vorteile dieses Systems.

Die digitale Videoüberwachung und das Energie-Management

Mobotix-Kameras überwachen das SmartHome
Fotos: SmartHome Initiative
Überwacht wird das SmartHome in Paderborn über mehrere Kameras. Bereits wenn sich ein Besucher dem Haus nähert, meldet eine Mobotix-Kamera die Besucher. Wer den Klingelknopf an der Briefkastenanlage neben der Grundstückszufahrt drückt, wird per digitalem Videobild gemeldet. Die Bewohner können den Besucher sehen und mit ihm reden, dank VoIP auch aus der Ferne mit dem Mobiltelefon. Auch im Haus gibt es Kameras. Diese überwachen bei Abwesenheit der Bewohner das Haus und speichern die aufgezeichneten Sequenzen auf einem entfernten Server im Internet. Sollte es jemand also schaffen, trotz Sicherheitsbeschlägen an Tür und Fenstern in das Gebäude einzudringen, werde er unweigerlich von mehreren Kameras aufgezeichnet und später identifiziert, erklärt Ohland. Wer keinen Wert auf das "Big-Brother"-Gefühl legt, kann natürlich auf die vielen Kameras im und ums Haus herum auch verzichten.

Über Bewegungsmelder in jedem Raum erkennt der Hausrechner des SmartHome Paderborn, ob sich jemand in einem Raum befindet. Ist das Licht eingeschaltet, obwohl sich in dem Raum niemand bewegt, wird das Licht zuerst reduziert und später ganz ausgeschaltet. Gleiches gilt für die Heizung, die in ungenutzten Räumen für eine langsame Absenkung der Temperatur sorgt. Fensterschalter dienen nicht nur als Alarmmelder, sondern auch dafür, bei geöffnetem Fenster die Heizung und Lüftung im jeweiligen Raum abzuschalten. "In der Theorie spart eine Einzelraumregelung bis zu 35 Prozent der Heizkosten. Mit etwas Disziplin kann man das auch ohne Hausrechner erreichen und nicht benutzte Räume von Hand abstellen", meint Ohland. Per "smarter" Regelung sei es aber einfacher.

In einem Punkt unterscheidet sich das SmartHome nicht von einem gewöhnlichen Haus: Bei Stromausfall geht nichts mehr. Die Tür lässt sich im Notfall aber auch noch mit einen ganz gewöhnlichen Schlüssel öffnen. Wenn der Strom wiederkehrt, starten laut Ohland alle Systeme automatisch nach ein paar Minuten - jedes für sich.

Mögliche Steuerungs-Szenarien

Der SmartHome-Experte führt folgende Szenarien für Aktionen an, die von den Bewohnern oder auf Grund von bestimmten Ereignissen ausgelöst und vom SmartHome automatisch ausgeführt werden.

  • Computer allein zu Haus: Man möchte das Haus verlassen und sicher sein, dass alle nicht benötigten, Strom verbrauchenden Geräte ausgeschaltet sowie Fenster und Türen verschlossen sind. Per Fingertipp auf dem Touchpanel läuft die Überprüfung aller Tür- und Fensterkontakte ab. Musik, TV und alle Energie-Verbraucher außer Kühlschrank, Sicherheitssystem und Telefonanlage werden abgeschaltet. Die Gegensprechanlage wird auf das Handy umgeleitet.
  • Ungebetene Besucher: Die Bewohner hören Geräusche im Haus und vermuten Einbrecher. Durch Druck auf den Panikschalter wird die gesamte Beleuchtung im und um das Haus eingeschaltet und die Terassentür automatisch geöffnet. Gleichzeitig nehmen alle Kameras das Geschehen auf Video auf und übertragen die Daten per Internet auf einen entfernten Server.
  • Alle Hände voll: Ein Bewohner kommt vom Einkauf zurück. Die Tür liest den Transponder und öffnet die Haustür. Wenn es dunkel ist, wird das Licht im Flur automatisch eingeschaltet. Die Bewegungsmelder schalten das Licht immer dort ein, wohin sich die Person bewegt.
  • Abends werden mit einem Tastendruck Flur, Treppenhaus, Bad und Schlafzimmer erleuchtet und TV-Gerät sowie das Soundsystem ausgeschaltet. Die Rollläden fahren im ganzen Haus herunter. Die Telefonanlage geht auf Nachtbetrieb. Stellt der Rechner keine Bewegung mehr im Erdgeschoss fest, erlischt dort langsam das Licht. Gleiches gilt für das Bad und den Flur in der ersten Etage. Im Schlafzimmer wird das Licht noch manuell gelöscht.
  • Kinder kommen von der Schule: Die Kinder haben in der Kleidung oder der Schultasche ebenfalls einen RFID-Chip. Damit öffnen sie nicht nur die Tür, kontrollwütige Eltern bekommen auch eine E-Mail an den Arbeitsplatz geschickt.

Weitere Informationen zur Hausvernetzung

Ein Rundgang durchs SmartHome Paderborn klärt sicherlich nicht alle Fragen der interessierten Hausbauer oder Eigenheim-Eigentümer, zumal das komplett vernetzte Haus auch Fragen jenseits der Technik aufwirft. Interessant sind die heutigen Möglichkeiten aber allemal. Das Paderborner SmartHome kann man an Tagen der offenen Tür besichtigen. Zusammen mit einem der beteiligten Handwerker ist eine Besichtigung auch an anderen Tagen möglich. Informationen dazu gibt es auf der Website des SmartHome. Mehr zum Thema "Hausvernetzung" gibt es auf der Messe e/home [Link entfernt] , die vom 15. bis 17. Oktober in Berlin stattfindet. Und wer sich erst einmal "nur" für vernetzte Haushaltsgeräte interessiert, sollte auf die IFA in Berlin gehen, auf der unter anderem Philips und Samsung Hausgeräte mit kommunikativen Schnittstellen - die sogenannte "weiße Ware" - präsentieren.

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