Datenverkehr

Deutsche Telekom denkt über Internet-Maut nach

Netzbetreiber wollen Ausbau der Breitband-Netze refinanzieren
Von Christopher Sternemann

Nicht alle Internetdienste verursachen große Datenmengen. Datengiganten im Internet sind beispielsweise Bild- und Video-Portale oder Musik- und Video-Tauschbörsen sowie Internet-TV. Dagegen verursacht die Internet-Telefonie (VoIP) nur einen vergleichsweise geringen Datenverbrauch. Der VoIP-Provider sipgate spricht beispielsweise von 70 bis 80 kBit/s pro Übertragungsrichtung. Ein einzelner Internet-TV-Nutzer verbraucht im Durchschnitt mehr Daten pro Monat als rund 1 000 VoIP-Nutzer zusammen.

Laut einer Studie verdoppelt sich das Datenvolumen im Internet alle zwölf Monate. Eine weitere Prognose besagt, dass im Jahr 2010 zwanzig Haushalte, die über jeweils ein HD-, ein herkömmliches Fernsehgerät, zwei Digital-Videorecorder, einen VoIP-Anschluss und einen Breitband-Internetzugang verfügen, mehr Datenverkehr verursachen als das gesamte Internet des Jahres 1995. Die rasante Entwicklung des Datenverkehrs geht mit der steigenden Zahl von Breitband-Anschlüssen und UMTS-Mobilgeräten einher. Die Kosten für den Netzausbau sind hoch. So investiert die Deutsche Telekom allein in Deutschland drei Milliarden Euro in ihr schnelles VDSL-Netz.

Aber ob die Anbieter sich die Internet-Gebühr nicht vom Nutzer zurückholen würden? Ein Preismodell hat die Telekom jedenfalls noch nicht in petto. Der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) ist schon ein Schritt weiter. Für die über 70 angeschlossenen Netzbetreiber ist bisher ein zweigleisiges Tarifmodell denkbar: Eine Flatrate für Consumer und kleinere Geschäftskunden, während Großkunden eher service- beziehungsweise nutzungsorientiert tarifiert werden, je nachdem ob sie das Netz etwa zur Datenspeicherung oder für den Sprachverkehr nutzen. Laut Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) sollen internetfähige Endgeräte zukünftig mit einem RFID-Chip versehen werden. Stellt der Chip fest, dass das Gerät eine Verbindung zum Datenhighway hergestellt hat, sendet es einen Identifikationscode an einen Server zurück. Dort werde dann der Eigner des Gerätes festgestellt.

Noch sind wir weit entfernt vom Datenverkehrsinfarkt

Breitband-Ausbau
Deutsche Telekom
Die großen Internetprovider sind der Ansicht, dass irgendwann für Anwendungen, die mehr Datenverkehr verursachen als andere, auch besondere Preise gelten könnten. Aber nur unter zwei Bedingungen. Erstens dürfe niemand bevorzugt werden. Wenn ein Videoportal zu einem Datenleitungs-Anbieter gehört, dann darf es nicht deswegen die Leitungen billiger bekommen. Und zweitens müsste sozusagen amtlich bestätigt werden, dass das Internet wegen des Datenverkehrs an seine Grenzen stößt – "anhand von Daten, die der Bundesnetzagentur zugänglich gemacht werden müssen". Bisher seien allerdings die meisten Länder noch ein deutliches Stück vom Datenverkehrsinfarkt entfernt. Selbst wenn die Internet-Anbieter in dickere Leitungen investieren müssten, würde sich dies wahrscheinlich auch bei gleich bleibenden Gebühren noch rechnen, sagt Google-Mitarbeiterin Kroeber-Riel.

Eine Lösung der Diskussion könnte ein unbehinderter Zugang zu allen Inhalten, aber auch Sonderqualität zum Sonderpreis für bestimmte Inhalte sein. Mehr über diesen Ansatz lesen Sie in einem früheren teltarif.de-Editorial.

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