Datenverkehr

Deutsche Telekom denkt über Internet-Maut nach

Netzbetreiber wollen Ausbau der Breitband-Netze refinanzieren
Von Christopher Sternemann

Weil im Internet immer mehr große Datenmengen unterwegs sind, müssen Netzbetreiber ihre Leitungen ständig aufrüsten – sagen sie. Und denken vorsichtig darüber nach, wie sie das Geld für das Ausbauen der Breitband-Netze wieder reinholen könnten. In den USA ist über die Frage, ob der schnelle Datentransport im Internet kostenfrei bleiben muss, bereits ein richtiger Konflikt entbrannt. Die mächtigen Telekommunikation- und Kabel-Konzerne fordern von den Nutzern ihrer Breitband-Netze eine Extragebühr.

Den Breitband-Anbietern geht es ähnlich wie den Straßenbauern: Die Datenautobahn muss stets weiter ausgebaut werden, damit nicht eines Tages der Daten-Verkehrskollaps kommt. Ein nettes Video bei YouTube hochladen, dann ein Profil-Foto für die Selbstdarstellungs-Seite bei MySpace – auf der Datenautobahn im Internet ist der Teufel los: Ein Daten-Schwertransport folgt dem anderen. Notwendig werden daher dickere Leitungen und kräftigere Server. Die Frage ist nur: Wer zahlt das? Die Datenmaut-Debatte ruft verstärkt auch einige Netzanbieter aus Europa auf den Plan. Deren Absicht ist es, auch hier eine Internet-Maut einzuführen.

Telekom denkt über Refinanzierung des VDSL-Netzes nach

Ralf Sauerzapf: "Bessere Leistungen kosten Geld"
T-Online
Ist die Datenmaut auch in Deutschland denkbar? Zumindest ist etwas ähnliches möglich. "Man muss schon sehen, dass der Datenverkehr stark zunimmt", erklärt Ralf Sauerzapf, Pressesprecher der Deutschen Telekom. "Und wir investieren ja auch in die Netze." Denn vor allem Videoportal-Anbieter wie YouTube und MyVideo würden besondere Anforderungen an die Datenübertragung stellen. Die läuft im Internet paketweise – "und bei Word-Dateien ist es nicht so schlimm, wenn ein Päckchen ein bisschen zeitversetzt ankommt", sagt Sauerzapf, "bei Videos dagegen merkt man das." Da seien bessere Leitungen nötig, die natürlich Geld kosten. Weshalb die Telekom vorsichtig darüber nachdenke, "ob da in irgendeiner Form eine Refinanzierung stattfinden kann." Telekom-Pressesprecher Sauerzapf macht aber auch deutlich, dass die Pläne noch nicht ausgereift sind.

Bei dem Internetgiganten Google, dem auch das angesprochene Videoportal YouTube gehört, ist man von der Idee einer Internet-Maut alles andere als begeistert. Denn schon jetzt würden Geschäftskunden wie auch Privatnutzer den Ausbau der Infrastruktur mitbezahlen. "Es steht daher zu vermuten, dass eine Maut nur zusätzliche Einnahmen bei Infrastrukturanbietern generieren soll, ohne dass zusätzliche Leistungen geliefert werden", sagt Annette Kroeber-Riel, European Policy Counsel bei Google. "Eine Maut würde kleine Nutzer abschrecken und eher große Nutzer fördern", fürchtet sie.

Sauerzapf beschwichtigt dagegen: "Es geht nicht darum, den Nutzer mit noch mehr Kosten zu belasten." Nicht die privaten Internetnutzer sollten zahlen, sondern die Anbieter der Internetcommunitys und -portale, die so viel Datenverkehr verursachen. Denn so sieht das die Telekommunikationsbranche: Bevor es in ihrer Netz-Infrastruktur zu Engpässen wegen der Flut der großen Datenmengen kommt, würden sie die Bandbreiten für bestimmte Anbieter limitieren. In Deutschland ist das bereits seit vielen Jahren üblich: Etliche Zugangsprovider begrenzen die Bandbreite von Internet-Anschlüssen, die beispielsweise auf Filesharing-Programme zugreifen.

Weitere Artikel zur Diskussion um eine Internet-Maut